Winterberg. . Die Teilnehmer an der Rennrodel-WM in Winterberg bieten verschiedene Geschichten. Zum Beispiel die, warum Julia Taubitz jetzt in Oberhof wohnt.

103 Schlitten aus 23 Nationen sind für die Rennrodel-Weltmeisterschaften in der Veltins-EisArena in Winterberg gemeldet. Über 100 Sportler werden von Freitag bis Sonntag auf die Jagd nach den WM-Medaillen gehen – mehr oder weniger. Denn wie immer gibt es Exoten in einem so großen Feld. Es gibt Alterspräsidenten und -präsidentinnen, es gibt Titelhamster, von weit her Angereiste und ein Liebespaar, also mindestens eines.

Wir geben hier einen kleinen Überblick:

Das Liebespaar

Von Annaberg im Erzgebirge zog die 22-jährige deutsche Rennrodlerin Julia Taubitz nach Oberhof in den Thüringer Wald. Und warum? Der Liebe wegen. Julia Taubitz ist seit geraumer Zeit mit Toni Eggert, Weltmeister im Doppelsitzer mit Partner Sascha Benecken, liiert.

Auch abseits des Sports machen sie eine gute Figur: Toni Eggert und Julia Taubitz.
Auch abseits des Sports machen sie eine gute Figur: Toni Eggert und Julia Taubitz.

„Wir haben uns im Sommer die Woche über ja nie gesehen und dann gesagt, das müssen wir ändern“, sagte Julia Taubitz. „Toni war der Hauptgrund.“ Als Nebeneffekt profitiert sie sowohl vom Training des Oberhofer Stützpunkttrainers Jan Eichhorn als auch vom Materialkönnen des dortigen Schlittenbauers Robert Eschrich. Natürlich bleibe Annaberg immer ihre Heimat mit Familie und Freunden, aber fürs Rennrodeln habe „Oberhof einfach die besseren Voraussetzungen“, sagte Julia Taubitz. In Winterberg gibt es übrigens getrennte Betten für die beiden.

Die Überlebenden

Dass der 28-jährige Österreicher Reinhard Egger überhaupt noch rodelt, grenzt fast an ein Wunder. Im Sommer 2018 überlebte der Tiroler ein Erdbeben auf der indonesischen Insel Lombok nur knapp. Zusammen mit seiner Freundin Theresa war Egger nach vierstündigem Aufstieg gerade auf dem Gipfel des 3.726 Meter hohen Vulkans Rinjani angekommen.

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Gemeinsam hatten sie den einzigartigen Sonnenaufgang und den fantastischen Blick auf den Krater samt See genossen – als plötzlich ein Erdbeben die Region mit einer Stärke von 6,4 erschütterte. „Wir hatten einen riesigen Schutzengel“, erzählte Egger später. Begleitet von Nachbeben, über nicht enden wollende Geröllhalden und unerwartete Bodenrisse kamen sie nach zweistündiger Hatz talwärts im restlos zerstörten Basislager an. Mit einem Bus ging es weiter. Nach offiziellen Angaben gab es 16 Todesopfer.

Die Exoten

Alex Ferlazzo, Australiens zweimaliger Olympia-Starter im Rennrodeln, ist der Mann mit der weitesten Anreise und der Exot im Herrenfeld. Der 23-Jährige, der in Sotschi auf Rang 33 kam und in Pyeongchang auf den 28. Platz, greift nach einer Pause im Weltcup bei der WM wieder ins Wettkampf-Geschehen ein.

37 Jahre und jede Menge Erfahrung

Der Slowake Jozef Ninis ist mit seinen 37 Jahren der älteste Teilnehmer an der WM in Winterberg. Seine erste WM bestritt er 2004 im japanischen Nagano und belegte Rang 17. Bei den Frauen ist die 35-jährige Tatjana Hüfner die älteste Starterin. Gleichaltrig ist Juris Sics, der somit Alterspräsident bei den Doppelsitzern ist.

Trainiert wird er vom US-Amerikaner Duncan Kennedy. Im Olympia-Winter war der Australier im Rahmen des FIL-Partnerschafts-Programms in die lettische Nationalmannschaft integriert. Bei den Damen ist Veronica Ravenna die Exotin. Die 20-jährige Argentinierin belegte bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang den 24. Platz.

Die Erfolgreichsten

Dank fünf Goldmedaillen sowie je einer Silber- und Bronzeplakette trägt Tatjana Hüfner aus Deutschland die Auszeichnung als erfolgreichste Teilnehmerin bei Weltmeisterschaften des Internationalen Rennrodelverbandes (FIL).

Die Rekordweltmeisterin: Tatjana Hüfner holte 2017 in Innsbruck ihre fünfte Goldmedaille.
Die Rekordweltmeisterin: Tatjana Hüfner holte 2017 in Innsbruck ihre fünfte Goldmedaille. © Imago

Bei ihrer letzten WM als Aktive könnte sie ihre Bilanz ausbauen. Der Rekordweltmeister bei den Herren kommt aus Italien und heißt Armin Zöggeler. Doch der Deutsche Felix Loch ist dem Südtiroler auf den Fersen. Zöggeler sammelte sechs Gold-, drei Silber- und eine Bronzemedaille im Herren-Einsitzer bei Weltmeisterschaften. Vor Winterberg stehen bei Loch fünfmal WM-Gold und eine Silbermedaille im Herren-Einsitzer zu Buche.