Winterberg. . Bundestrainer Dirk Matschenz erwartet von Skeleton-Pilot Alexander Gassner aus Winterberg erstklassige Leistungen im zweitklassigen ICC.

Auf den ersten Blick sehen diese Reiseziele attraktiv aus. Park City und Lake Placid statt Altenberg und Schönau am Königssee, Nordamerika statt Mitteleuropa. Zudem dauert die wettkampffreie Zeit rund um Weihnachten und den Jahreswechsel für Alexander Gassner etwas länger als geplant. Doch besonders darauf hätte der Skeleton-Pilot des BSC Winterberg sehr gerne verzichtet. Denn auf den zweiten Blick weisen Park City und Lake Placid gegenüber Altenberg und Schönau am Königssee einen gewaltigen Nachteil auf: Dort werden vom 18. bis 25. Januar lediglich je zwei Rennen im zweitklassigen Intercontinental-Cup statt im erstklassigen Weltcup ausgetragen – und zwar mit dem 29-jährigen Sauerländer.

Wie berichtet stellte Chef-Bundestrainer Dirk Matschenz nach der DM kurz vor Weihnachten sein Weltcup-Team neu auf und nominierte Christopher Grotheer sowie Kilian von Schleinitz. Während Axel Jungk den Platz im Weltcup behielt, flogen Gassner und Felix Keisinger raus.

Vor dem ersten Weltcup im Jahr 2019 – am Freitag starten die Frauen um Skeleton-Star Jacqueline Lölling von der RSG Hochsauerland um 10 Uhr in Altenberg, um 14 Uhr folgt das Männerrennen – liegt Matschenz allerdings viel daran zu betonnen, dass diese Entscheidung keine endgültige für den Rest der Saison sein muss. „Ich würde deshalb auch nicht vom Weltcup-Aus sprechen, sondern eher von einer Pause“, sagte der deutsche Cheftrainer im Gespräch mit dieser Zeitung.

Leistungsabfall nach der Selektion

Am 7. und 8. März 2019 geht im kanadischen Whistler die Weltmeisterschaft als Saisonhöhepunkt über die Bühne – auch für Alexander Gassner ist die Medaillenjagd dort noch möglich. „Natürlich besteht für Alex weiterhin die Chance, bei der WM zu starten“, sagte Matschenz.

BSC-Bob in Altenberg, Europacup in Winterberg

Auch die Bob-Athleten starten am Wochenende in Altenberg in die zweite Weltcup-Hälfte. Bei den Damen gibt es mit Pilotin Anna Köhler und Anschieberin Leonie Fiebig wieder einen reinen Bob des BSC Winterberg. In Winterberg hingegen gehen von Freitag bis Sonntag Rennen im Europacup über die Bühne – mit BSC-Pilotin Laura Nolte und Anschieberin Deborah Levi.

„Wir befinden uns bei den Männern in einer Luxussituation gegenüber anderen Nationen“, erklärte er. „Alle fünf Athleten haben bewiesen, dass sie im Weltcup unter die Top Sechs fahren können. Ich möchte allen eine gleichwertige Chance geben.“ Für die nächsten vier Weltcups in Altenberg, Königssee, Innsbruck und St. Moritz stehe sein Team, „wer die zwei folgenden in Übersee fährt, ist offen“.

Mit starken Auftritten im so genannten ICC kann sich auch Alexander Gassner, der Olympia-Achte von Pyeongchang 2018, in die erste Liga und zur WM zurückkämpfen. „Wir haben ein super Verhältnis und mir tun solche Entscheidungen auch weh“, sagte Matschenz. „Aber Alex ist, aus welchen Gründen auch immer, vom Leistungsstand nicht da, wo er in der Selektion war, und er weiß, dass die Konkurrenz groß ist.“ Gassner habe die Herausforderung angenommen „und kann jetzt nochmal intensiv an seiner Form und am Material arbeiten“.

Gleichwohl erwartet Matschenz vom Sauerländer im ICC bessere Ergebnisse als zum Beispiel von Felix Keisinger. „Alex ist ein erfahrener Athlet und kennt die Bahnen – da muss mehr kommen“, sagte der Cheftrainer. Ein Hinweis war ihm mit Blick auf die WM wichtig: „Ich weiß, dass Alex mit der Bahn in Whistler sehr gut zurecht kommt und werde das mitbewerten.“ Über allen Entscheidungen, „die im Übrigen im Trainerteam ohne Gegenstimmen getroffen wurden“, stehe schließlich ein Ziel: „Wir müssen um Medaillen mitfahren – bei Olympia und bei der WM.“

Harte Vorwürfe an Trainer-Duo

Bei der Weltmeisterschaft 2017 am Königssee verpasste der Pilot des BSC Winterberg eine Medaille als Fünftplatzierter knapp. Die Heim-WM zwei Jahre zuvor im Hochsauerland durfte er nur als Zuschauer erleben, was zu einem heftigen Streit zwischen Verantwortlichen des BSC und dem damaligen Cheftrainer Jens Müller sowie Bundestrainer Dirk Matschenz führte. BSC-Präsident Jens Morgenstern warf dem Duo in einer Pressemitteilung Desinteresse und Unfähigkeit vor. „Wird Alex systematisch mürbe gemacht? Aber natürlich!“, hieß es dort, denn bereits bei Olympia 2014 in Sotschi hätten Müller und Matschenz lieber den dritten Startplatz freigelassen statt Gassner zu nominieren. Vergangenheit.

Damit solch ein Zwist nicht erneut hochkocht, erklärte Matschenz die Entscheidung in einem einstündigen Telefonat Gassners Heimtrainer Heiner Preute. Der hatte Park City und Lake Placid nicht mal auf den ersten Blick als attraktive Reiseziele angesehen.