Winterberg. . Zweifach-Triumph der Frauen, ein dreifacher sogar der Herren. Die deutschen Bobs rasen der Konkurrenz in Winterberg davon. Nur einer bremst.

Sie starrten gebannt auf den kleinen Bildschirm vor ihnen – und konnten kaum fassen, was sie dort sahen. Arm in Arm standen Pilotin Stephanie Schneider und ihre Anschieberin Ann-Christin Strack in der Leadersbox und verfolgten den zweiten Lauf ihrer deutschen Kolleginnen Mariama Jamanka und Annika Drazek beim Bob- und Skeleton-Weltcup in Winterberg. Es war der letzte der Konkurrenz im Zweierbob der Damen.

Ein Fahrfehler der Olympiasiegerin

Und als Führende nach Durchgang eins musste Jamanka, die Olympiasiegerin aus Thüringen, nur ohne groben Patzer die Bahn herunter fahren, um nach dem Triumph beim Weltcup-Auftakt in Sigulda in der Vorwoche ihren zweiten Saisonsieg zu feiern. Als sie sich mit Drazek, dieser Start-Rakete des BSC Winterberg, die aus Gladbeck stammt, zudem mit der besten Startzeit des Tages in den Eiskanal verabschiedete, schien der Weg bereitet zum nächsten Triumph.

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Bis der Pilotin doch ein Fahrfehler unterlief – und Jamanka/Drazek am Ende mit sieben Hundertsteln Rückstand auf Schneider/Strack durch das Ziel rasten. Die Folge: Jubel in der Leadersbox, Enttäuschung bei dem Duo, welches seinen Bob aus der Bahn zog.

„Für uns ist es derzeit eine Achterbahnfahrt der Gefühle“, sagte Stephanie Schneider. „Wir sind ein bisschen überrascht, dass wir heute gewonnen haben. Also geplant war das so nicht“, ergänzte sie lachend. In Sigulda war sie im ersten Lauf noch gestürzt und hatte Rang acht belegt. Mariama Jamanka haderte mit ihrem Fahrfehler im zweiten Lauf: „Das ärgert mich. Aber der zweite Platz ist auch wirklich super. Die Konkurrenz ist nach wie vor da und schläft nicht.“

Cheftrainer bremst Euphorie

Das war nicht nur auf Schneider/Strack gemünzt, sondern auch auf die US-Amerikanerin Elana Meyers-Taylor, die in Winterberg Rang drei belegte, und auf Anna Köhler, die Pilotin des BSC Winterberg. Nach ihrem dritten Rang in Sigulda fuhr Köhler mit ihrer Anschieberin und Vereinskollegin Leonie Fiebig bei ihrem Heim-Weltcup auf Rang vier. „Unser erster Lauf war wirklich mein schlechtester Lauf während der gesamten Saison hier auf der Bahn“, sagte Köhler, „aber dafür war der zweite echt super und ich bin natürlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“

Sehr zufrieden mit Platz vier: Anna Köhler (li.) und Leonie Fiebig vom BSC Winterberg.
Sehr zufrieden mit Platz vier: Anna Köhler (li.) und Leonie Fiebig vom BSC Winterberg. © Falk Blesken

Ähnlich wie ihr ging es Chef-Bundestrainer René Spies. „Es ist natürlich sehr erfreulich, dass wir gleich beim ersten Heim-Weltcup einen Doppelerfolg gegen eine starke Elana Meyers-Taylor, die in Winterberg immer sehr gut ist, einfahren konnten“, sagte er. Und: „Steffi Schneider hat sich richtig gesteigert und die Aufgabe fahrerisch gelöst.“

Der Winterberger warnte nach dem sensationellen Saisonauftakt seiner Damen allerdings vor zu großer Euphorie und zu ausgiebigen Lobeshymnen. „Am Ende zählt die Weltmeisterschaft in Whistler und dort werden wir nicht so dominieren, weil auch die Kanadierinnen wieder in die Bahn zurückkehren werden“, erklärte er. Noch fehlen die Bobs aus Kanada. Deshalb sagte Spies: „Die letzten vier Wochen der Saison werden die härtesten.“

Nico Walther siegt im Viererbob

Das gilt auch für seine Herren, die beim ersten Viererbob-Rennen der Saison einen Dreifach-Triumph landeten. Nico Walther gewann mit seiner Anschieber-Crew mit einem winzigen Vorsprung von sieben Hundertsteln vor Francesco Friedrich und Johannes Lochner (+0,22).

Drei deutsche Viererbob-Crews jubeln nach dem Rennen bei der Siegerehrung in Winterberg.
Drei deutsche Viererbob-Crews jubeln nach dem Rennen bei der Siegerehrung in Winterberg. © Falk Blesken

„Wir waren die, die heute am wenigsten Fehler gemacht haben und deshalb stehen wir heute vorne“, sagte Walther bescheiden, um zu ergänzen: „Aber Sonntag ist ein neues Rennen, das wieder komplett anders ausgehen kann.“ In der Reihenfolge der drei deutschen Bobs – vergaß er vor dem abschließenden Viererbob-Wettbewerb in Winterberg am Sonntag (11.30 Uhr) zu erwähnen.

Friedrich und Lochner angriffslustig

„Morgen legen wir ein anderes Eisen auf und dann machen wir es besser“, kündigte Johannes Lochner angriffslustig nach seinem Weltcup-Einstand in dieser Saison an. „Morgen kommt dann die Olympia-Crew“, ergänzte Francesco Friedrich, der bei den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang 2018 bekanntlich Gold im Zweier- und im Viererbob holte. „Schauen wir mal, was uns dann gelingt.“

Die schönsten Bilder vom Bob-Weltcup in Winterberg

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