Winterberg. . Sechs Rennen sind absolviert in dieser Saison im Weltcup, sechs Siege gingen an deutsche Bobs. Trotzdem fordert Bundestrainer Spies neue Regeln.
Der Bob-Weltcup verabschiedete sich aus dem verschneiten Winterberg, als René Spies das Ergebnis, welches dem deutschen Bob-Cheftrainer ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte, beiseite schob, Klartext sprach und freundlich, aber bestimmt verbale Attacken ritt. Adressat der Worte, die länger nachhallen werden als der deutsche Doppel-Erfolg bei den Frauen und der zweifache Dreifach-Triumph bei den Männern: Der Weltverband IBSF.
„Sven hilft...!“ bringt NWBSV 3000 Euro
Ein großer Gewinner des Weltcups war auch die Nachwuchsarbeit des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV). Denn den Talenten der Region kommt der komplette Erlös der großen Sven-Ottke-Tombola mit der Aktion „Sven hilft …! zugute: 3000 Euro. Präsident Winfried Stork: „Eine großartige Aktion. Das ist richtig viel Geld.“ Er bedankte sich unter anderem beim anwesenden ehemaligen Boxweltmeister Ottke.
Sportlich dominierten die gelb-schwarzen Bobs des Bob- und Schlittenverbands für Deutschland (BSD) alle Rennen in der Veltins-EisArena. „Es war schon ein außergewöhnliches Wochenende mit dem Doppelerfolg bei den Frauen“, sagte Spies. „Im Vierer der Herren wussten wir, dass es um Gold gehen wird. Dass wir alles abräumen, ist natürlich erfreulich.“
In Winterberg siegte am Samstag Nico Walther mit seiner Crew vor Francesco Friedrich und Johannes Lochner. Einen Tag später und mit der eingewechselten Anschieberriege, mit der Friedrich bei den Olympischen Spielen im Februar dieses Jahres zur Goldmedaille gerast war, rückte der 28-jährige Sachse die Verhältnisse wieder zurecht. Er gewann das zweite Rennen vor Lochner und Walther.
Winterberg liegt deutschen Piloten
„Die Bahn hier in Winterberg liegt uns. Wir wissen jedoch, dass beim Saisonhöhepunkt, der Weltmeisterschaft in Whistler, die Konkurrenz eine andere sein wird“, sagte Spies – und war damit bei dem Thema, das im nach außen so ruhigen Sauerländer gärte.
Was ihn auf die Palme trieb? Das geringe Starterfeld bei den Frauen mit nur 12 Bobs an sich – und die Abstinenz von Bob-Nationen wie der Schweiz und Kanada beim Weltcup im Hochsauerland. Stattdessen starteten Schweizer und Kanadier beim zweitklassigen Europacup am Königssee.
Top-Piloten meiden den Weltcup
„Da muss die IBSF unbedingt reagieren“, sagte Spies fordernd. „Es müssen Regeln erschaffen werden, dass keine Top-Piloten im Europacup oder Nordamerikacup starten, wenn zeitgleich ein Weltcup ist. Das ist ein Unding.Es muss ganz rasch reagiert werden, damit wir in Zukunft wieder Top-Starterfelder im Weltcup haben“, ergänzte er.
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Warum zum Beispiel der Kanadier Justin Kripps lieber am Königssee startete statt im Hochsauerland – darüber rätseln selbst Experten. Gleiches gilt für seine Landsfrauen Christine de Bruin oder Alysia Rissling. „Die Schweizer haben eine junge Mannschaft, okay. Es ärgert mich vielmehr, dass die Kanadierinnen sowie Kripps und Nicholas Poloniato, die alle unter den Top Fünf bei einer WM oder bei Olympia waren, da unten fahren“, meckerte Spies.
Deutsche erfüllen die Quote
Die Regeln geben es her – und das wurmt den deutschen Erfolgstrainer. „Sie dürfen es, aber es ist ein Unding, wenn sie keinen zum Weltcup schicken“, sagte er. Dass etwa auch ein Johannes Lochner statt beim Weltcup-Auftakts in Sigulda beim Europacup in Altenberg startete? „Ja, aber wir erfüllen unsere Quote. Dann ist es egal, was die anderen machen. Dann können sie Handstände machen oder in der Nase bohren“, antwortete Spies. Sein Nachsatz in puncto Frauen: „Da wird der Monobob ins Leben gerufen, so dass sich einige darauf vorbereiten und wir sind hier mit zwölf Frauen.“