Iserlohn. . Mit 2:3 verloren die Iserlohn Roosters gegen die Adler Mannheim. Über eine skurrile Pressekonferenz, eine schwelende Debatte und Nürnberg.
Rob Daum steht nicht in dem Ruf ein Kommunikationsverweigerer zu sein. Nach oder vor Spielen der Iserlohn Roosters steht der Trainer Rede und Antwort. Er schildert seine Sicht der Dinge und versucht, Tore, Gegentore, Gründe für Siege oder Niederlagen zu erklären.
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Umso erstaunter ließ der Trainer seine Zuseher und Zuhörer – die Pressekonferenz nach Heimspielen wird in Iserlohn wie in anderen Hallen der Deutschen Eishockey Liga auch live in die VIP-Räume übertragen – nach der 2:3-Niederlage gegen die Adler Mannheim zurück. Nachdem Pavel Gross, der Trainer der Gäste, sein Statement abgegeben hatte, sagte Rob Daum lediglich: „Gratulation an Pavel Gross und sein Team. Ich stimme allem zu, was Pavel gesagt hat.“
Punkt. Schluss. Aus. Auf die Nachfrage, wie er die Situationen erlebt habe, die zu den Gegentoren geführt hätten, sagte der Roosters-Trainer knapp: „Die Situationen, wie die Tore gefallen sind, möchte ich nicht weiter kommentieren.“
Das Streitthema Torhüter
Durch die Niederlage gegen Mannheim sind die Roosters auf Platz elf der Tabelle abgerutscht. Das alleine ist für den Klub zu diesem Zeitpunkt der Saison kein Drama. Wie auch ein 2:3 gegen den Tabellenführer selbst auf heimischem Eis keins ist.
Was die Sauerländer aber mehr und mehr belastet: Der schwelende Disput zwischen Sportlicher Leitung und Umfeld, ob die Verpflichtung von Niko Hovinen als weiterem Torwart neben Sebastian Dahm und Mathias Lange Sinn macht, oder ob nicht eher ein Verteidiger zur Stabilisierung der maroden Defensive nötig gewesen wäre.
Daums bizarre Reaktion bei der Pressekonferenz dient als Beleg.
Er argumentiert, dass unabhängig von der Anzahl der Schüsse auf das Iserlohner Tor die gewinnbringenden Paraden der Goalies fehlten. Nach dem Heimspiel gegen Mannheim hätte er, wenn er sich denn geäußert hätte, Sebastian Dahm wohl zwei, drei Glanztaten attestiert, ihm andererseits aber mindestens Gegentreffer eins und vermutlich auch drei angelastet. Während auf der Gegenseite Dennis Endras seine Mannschaft gegen einen Top-Scorer wie Jonathan Matsumoto oder auch im Eins-gegen-Eins gegen Evan Trupp vor Gegentreffern rettete.
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Es mehren sich allerdings auch intern die Stimmen, die zwar eine Schwäche auf der Torwartposition erkennen, aber eine noch größere in der Defensivarbeit der restlichen Spieler. Tenor: Bei der Anzahl an Schüssen, die auf das Roosters-Tor abgefeuert werden, ist irgendwann auch der beste Goalie machtlos. Darüber hinaus wird hinterfragt, ob das Selbstvertrauen von Dahm, Lange und Hovinen durch den Dreikampf um die Position im Tor und die Statements dazu nicht sogar geschwächt wird.
Orendorz gibt sich selbstkritisch
Die Statistik für das Heimspiel gegen Mannheim: 14 Schüsse aufs Adler-Tor durch die Roosters, 39 auf das Roosters-Tor durch die Adler. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber hinten haben wir die Dinger gekriegt, die normalerweise nicht reingehen sollten“, sagte Roosters-Verteidiger Dieter Orendorz. Zum entscheidenden Gegentreffer erklärte er selbst- und defensivkritisch: „Wir waren vielleicht ein bisschen zu soft in der Situation. Das hat uns das Spiel gekostet, dass wir da nicht Gas gegeben haben.“
Fünf Spiele, keine Verbesserung
„Entscheidend ist, dass die Sportliche Leitung einen Plan hat und diesen nicht wöchentlich ändert“, sagte Wolfgang Brück, Geschäftsführender Gesellschafter der Iserlohn Roosters, im Podcast „Overtime“ dieser Zeitung. Mittlerweile sind seit der Hovinen-Verpflichtung fünf Spiele und gut zwei Wochen vergangen, einmal wurde der Zugang, der als Finne eine Ausländerlizenz in Anspruch nimmt, eingesetzt – eine Verbesserung des Roosters-Spiels ist noch nicht eingetreten.
„Natürlich kriegen wir die Diskussion mit“, sagte Dieter Orendorz im Gespräch mit der Westfalenpost. „Aber da möchte ich mich heraushalten. Wir müssen hinten arbeiten, vorne läuft es sehr gut. Es ist ein Gesamtpaket, es ist die Mannschaft, die härter arbeiten muss“, ergänzte er.
Torwarttrainer Chrapala geht
Einer, der dazu keinen Beitrag mehr leisten kann, ist der bisherige Torwarttrainer Jay Chrapala, der nach Informationen dieser Zeitung nicht mehr bei den Roosters unter Vertrag steht. Wer ihm nachfolgt, dürfte sich in der Länderspielpause klären.
Zuvor müssen die Roosters am Sonntag (16.30 Uhr) das Auswärtsspiel in Nürnberg bestreiten. Mehrere Hundert Fans aus Iserlohn, die mit einem Sonderzug anreisen, unterstützen die Mannschaft beim nächsten Versuch, den ersten Auswärtssieg der Saison einzufahren. „Es muss auch mal passieren, dass wir auswärts gewinnen. Wir können nicht nur Heimspiele gewinnen und erwarten, dass wir weiter oben stehen“, sagte Dieter Orendorz.
„Das ist nicht professionell“
Die gemeinsame Rückfahrt von Fans und Mannschaft im Sonderzug wird es allerdings auf Anweisung des Trainers nicht geben. Er wolle damit die Fans nicht verärgern, schätze sie und wisse, wie wichtig deren Unterstützung für die Mannschaft sei, „aber eine Rückfahrt im Sonderzug anstatt im Bus ist nicht professionell“.