Winterberg. . Christian Paffe, Rennrodler des BRC Hallenberg, will bei der Heim-WM starten. Dafür muss er eine Qualifikation mit Drama-Potenzial überstehen.

Sein Blick schweift fast sehnsüchtig eine gelb-graue Betonrinne entlang. Christian Paffe weiß, dass sich dieses Bauwerk in wenigen Tagen in jenen imposanten Eiskanal verwandelt, den er so gut kennt wie kaum ein anderer. Paffe blickt hoch – in Richtung Start. Und er schaut hinunter – zur Kurve eins, sowie noch weiter hinab zum von Paffes Position nicht einsehbaren Ziel der Veltins-EisArena.

Mankel/Rudolph krönen 1991 die Zehn-Tage-WM

Alle Ampeln für die Weltmeisterschaft (25. bis 27. Januar) stehen auf Grün. Nach 1989 und 1991 ist es bereits die dritte Rennrodel-WM in Winterberg. 1991, als Winterberg für das in politische Turbulenzen geratene Sigulda (Lettland) kurzfristig eingesprungen war, hatten die Organisatoren nur zehn Tage Vorbereitungszeit.

Sie stellten trotzdem eine perfekte WM auf die Beine, die sportlich durch Yves Mankel und Thomas Rudolph gekrönt wurde: Der Doppelsitzer des BSC Winterberg gewann die Silbermedaille.

Weitere Infos zur WM 2019 sind auf rennrodelwm2019.de zu finden. Eintrittskarten gibt es über eventim.de.

Unzählige Male ist der Rennrodler des BRC Hallenberg durch den Eiskanal an der Kappe gerast. Weshalb er ausgerechnet diesmal bei der Besichtigung kurz nach dem Start der Vereisung so sehnsüchtig dreinschaut? Weil Christian Paffe ein sehr besonderes Saisonziel vor Augen hat.

Vom 25. bis 27. Januar 2019 werden die Weltmeisterschaften im Rennrodeln in Winterberg ausgetragen. Die Gesichter dieser WM sind zwar Robin Geueke und David Gamm, der bereits im Weltcup etablierte Doppelsitzer des BSC Winterberg. Doch auch für Christian Paffe sind die Titelkämpfe eine Heim-WM – und deshalb will er unbedingt dort starten.

Selbst Felix Loch muss in die Quali

Das allerdings – wird eine verdammt harte, vermutlich bis zuletzt dramatische Angelegenheit. Denn die Konkurrenz innerhalb des deutschen Herrenteams ist brutal. Daran ändert auch der Rücktritt von Andi Langenhan nach den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang nichts.

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Paffes Plan klingt einfach: In den aktuell laufenden Selektionen zum Weltcup-Team will er einen der vier noch freien Plätze – Johannes Ludwig ist auf Grund seiner Bronzemedaille bei Olympia gesetzt – ergattern, um sich anschließend in der höchsten Rennserie für einen der vier deutschen Startplätze bei der WM zu empfehlen. „Die Chance ist natürlich da, aber es ist noch ein weiter Weg bis zur WM nach Winterberg, und auf dem kann viel passieren“, sagt er dazu.

Rodel-Dominator Felix Loch, Ralf Palik, Chris Eißler oder Max Langenhan, das sind die Hauptkonkurrenten Paffes um einen Platz im Weltcup. „Im deutschen Verband ist es nicht leicht, mal eben nach vorne zu fahren“, erklärt beim Blick auf diese Namen auch Hans-Jürgen Köhne, Vorsitzender des BRC Hallenberg, und ergänzt: „Aber Christian hat im vergangenen Winter einen großen Schritt nach vorne gemacht.“ Was Köhne damit meint? Im vergangenen Winter gelang Paffe der Durchbruch im Weltcup.

Lob vom Chef-Bundestrainer

Nach seinen guten Leistungen im Nationencup nominierte Chef-Bundestrainer Norbert Loch den 24-Jährigen für die zweite Saisonhälfte. „Christian hat sich hier hervorragend geschlagen. Sein elfter Platz ist aller Ehren wert“, lobte Loch den Sauerländer bereits nach dessen Weltcup-Saisonpremiere in Calgary, die sein überhaupt erst zweiter Einsatz in der Serie war.

„Christian weiß, was er will, und er weiß seine Trumpfkarten auszuspielen“, findet auch Robin Geueke lobende Worte über seinen Kollegen vom BRC Hallenberg. Der beendete erst seine Ausbildung, bevor er sich 2014 bei der Bundeswehr als Sportsoldat verpflichtete.

Platz sechs zum Auftakt

„Seitdem kann ich mich komplett auf den Sport konzentrieren“, erklärt Paffe. In diesem Sommer legte er wie vorgenommen rund zwei Kilogramm an Gewicht zu und geht nun mit 88 Kilogramm in die Rennen. Außerdem entwickelte Paffe sein Material weiter. „Es fühlt sich gut an“, sagte er nach den ersten Tests.

Wie hart der Kampf um einen Weltcup-Platz wird, bestätigte allerdings die erste Selektion. Nur den sechsten Platz belegte der Sauerländer in Oberhof, allerdings durch eine Erkältung besonders am Start gehandicapt. Weiter geht es mit den Qualifikationsrennen am Königssee. Anschließend steht eine Stippvisite in Nordamerika an, bevor die Deutsche Meisterschaft die Saisonvorbereitung beschließt. Wo? In Winterberg. Dem Ort der Sehnsucht.