Winterberg. . Julia Dujmovits beendete beim Weltcupfinale ihre Karriere. Dabei wollte die Olympiasiegerin nach dem 11. November 2000 nie mehr Snowboard fahren.

Einen Augenblick hielt Julia Dujmovits ihren Emotionen stand. Doch je länger Andrea Bocellis Lied „Time to say goodbye“ ebenso feierlich wie bedeutungsschwer im krassen Gegensatz zur sonstigen Gute-Laune-Partymusik aus den Boxen dröhnte, desto mehr wurde ihr die große Bedeutung dieses Moments bewusst. Irgendwann versteckte die Österreicherin deshalb ihr Gesicht so gut es ging hinter ihrem Snowboard – und es kullerten Tränen.

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Julia Dujmovits weinte nicht, weil sie im Team-Wettbewerb mit ihrem Partner Sebastian Kislinger den dritten Platz hinter den siegreichen Italienern Nadya Ochner/Roland Fischnaller und den zweitplatzierten Österreichern Claudia Riegler/Andreas Prommegger belegt hatte. Die 30-jährige Olympiasiegerin im Parallel-Slalom von Sotschi 2014 weinte, weil der Lauf im kleinen Finale des Team-Wettbewerbs ihr letzter in einem Weltcup war. Dujmovits beendete in Winterberg ihre lange und erfolgreiche Snowboard-Karriere – im Baströckchen nach dem letzten Einzelrennen und mit Tränen nach dem dritten Platz im Team.

„Ich freue mich, dass ich in den letzten drei Läufen meiner Karriere nochmal zeigen konnte, was ich drauf habe“, sagte sie anschließend, „und am Ende gemeinsam mit Freunden auf einem Podium zu stehen, ist einfach das Schönste, was ich mir vorstellen konnte.“

Gondel statt Standseilbahn

Dass sie das am 18. März 2018 sagen wird, lag am Mittag des 11. November 2000 weit außerhalb ihres Vorstellungsvermögens. „Ich wollte nie wieder Snowboard fahren“, erzählte Dujmovits vor zwei Jahren im Gespräch mit dieser Zeitung. An diesem 11. November 2000 war die damals 13-Jährige frühmorgens mit dem burgenländischen Snowboard-Kader zum Kitzsteinhorn nach Kaprun gefahren, um auf dem Gletscher zu trainieren.

Doch dazu kam es nicht.

Auch 2019 soll das Finale wieder in Winterberg sein

Auch im März 2019 soll das Weltcup-Finale wieder am Poppenberghang ausgetragen werden. „Ad multos annos – auf noch viele Jahre“, bedankte sich Verbandspräsident Hanns-Michael Hölz. „Die Zusage gilt natürlich vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Weltskiverbandes FIS“, sagte Winterbergs Tourismus-Direktor und OK-Chef Michael Beckmann.

155 Menschen verloren beim Brand der Standseilbahn ihr Leben. Das größte Seilbahn-Unglück der Geschichte Österreichs überleben vom burgenländischen Snowboard-Kader nur Julia Dujmovits und ihr Bruder Georg. Weil dieser kurz vor dem Betreten der Bahn zu ihr gesagt hatte: „Komm’ wir nehmen die Gondel.“

Ihren verstorbenen Freunden widmete Dujmovits den Olympiasieg – und erfüllte sich damit den größten Traum. „Jetzt freue ich mich auf einen absolut neuen Lebensabschnitt“, sagte sie im Hochsauerland und ergänzte, wieder grinsend: „Danke, Winterberg für diesen schönen Abschluss.“

Deutsches Duo macht Schluss

Dujmovits beendete aber nicht als einzige die Karriere am Poppenberghang. Auch Alexander Bergmann und Patrick Bussler standen zum letzten Mal bei einem Weltcup für Snowboard Germany auf ihren Brettern. „Ich bin froh, dass ich mein Karriereende in Deutschland feiern kann“, sagte Bussler, der ein duales Studium bei der Stadt München beginnt.

Die Verabschiedung von Alexander Bergmann und Patrick Bussler.
Die Verabschiedung von Alexander Bergmann und Patrick Bussler.

Während der 33-Jährige die kleine Sektdusche nach der offiziellen Verabschiedung durch seine Teamkollegen nach dem Einzelrennen noch fröhlich lachend genoss, gestand er am Sonntag: „Während ich mich jetzt von allen verabschiede, wirbelt es mich schon etwas auf.“