Pyeongchang/Winterberg. . Bob-Cheftrainer René Spies warnt. Das Drama um Felix Loch dient als Beispiel. Zwist im Lochner-Team vor der Abreise jetzt kein Thema mehr.

Diese Bestätigung hätte René Spies nicht gebraucht. Schließlich weiß der Chef-Bundestrainer des deutschen Bobteams, wie gefährlich der olympische Eiskanal sein kann. Lieber hätte der 44-jährige Winterberger deshalb auch einen vierten fehlerfreien Lauf des deutschen Rennrodel-Stars Felix Loch gesehen, mit dem sich dieser die nächste Goldmedaille gesichert hätte.

Doch Loch patzte – und Spies warnte: „Man hat bei Felix leider gesehen, dass man hier bis zum letzten Lauf sehr wach sein muss, um am Ende vorne zu sein.“

Eine knappe Woche haben Spies und seine Sportler noch Zeit, um sich intensiv auf das Unternehmen Gold vorzubereiten. Am Sonntag, 18. Februar, eröffnen die Zweierbobs der Männer die olympischen Bob-Wettbewerbe. Bereits hier geht es um Medaillen, wie es insgesamt darum geht, die Schmach von Sotschi 2014, als die deutschen Bobs erstmals ohne Medaillen von Olympischen Winterspielen heimkehrten, zu tilgen.

Kurve neun gut erarbeitet

„Die ersten Eindrücke hier sind positiv“, sagte Spies im Gespräch mit dieser Zeitung. „Die Sportstätten liegen sehr eng zusammen. Das ist sehr gelungen und das habe ich zuvor auch noch nie so gesehen.“ Zu schaffen machen ihm und seinem Team aktuell die eisigen Temperaturen – und der Eiskanal. „Die Bahn steht nicht so einfach“, erklärte der Cheftrainer. „Besonders die Passage oben an der Kurve zwei macht uns noch Probleme, während wir uns die Kurve neun gut erarbeitet haben.“

Leistungsexplosion in dieser Saison: Christopher Weber vom BSC Winterberg verdrängte Joshua Bluhm aus dem Lochner-Zweier.
Leistungsexplosion in dieser Saison: Christopher Weber vom BSC Winterberg verdrängte Joshua Bluhm aus dem Lochner-Zweier.

In drei Tagen stünden die nächsten Einheiten im Eiskanal an, „bis dahin trainieren wir athletisch und bereiten das Material vor“, sagte René Spies. Um die lange, wettkampflose Zeit vor Ort ein wenig aufzulockern, stand am freien Tag zum Beispiel ein Ausflug nach Seoul an. Pilot Johannes Lochner und sein Anschieber Christopher Weber vom BSC Winterberg erlaubten sich stattdessen einen Strandbesuch im nahen Gangneung – in dicker Team-Deutschland-Kleidung allerdings.

Erfolge sind Vergangenheit

Auf einem auf Lochners Facebookseite von der Stippvisite geposteten Foto versprühen Pilot und Anschieber gute Laune. So gut war sie nach Infos dieser Zeitung vor der Abreise allerdings nicht. Auch die Bild-Zeitung berichtete bereits unter dem Titel „Bob-Star schiebt seinen Anschieber ab“.

In den vergangenen Jahren waren Lochner und Bluhm ein Erfolgsduo. Sie gewannen im Januar 2017 bei der Europameisterschaft in Winterberg Silber im Zweier und den Titel im Vierer. Bei der Weltmeisterschaft im Februar 2017 am Königssee holten sie Bronze im Zweier und den Titel im Vierer.

Weber verdrängt Bluhm

Doch zum einen verletzte sich Bluhm zu Beginn dieser Saison und verpasste einige Weltcups und zum anderen erfuhr Christopher Weber eine wahre Leistungsexplosion. Plötzlich machte der Emporkömmling des BSC Winterberg dem etablierten Bluhm seinen Platz im Zweier hinter Johannes Lochner streitig.

Und dieser entschied sich kurz vor den Olympischen Winterspielen aus rein sportlichen Gründen tatsächlich für Weber. Bluhm sollte allerdings im Vierer im Kampf um eine Olympia-Medaille helfen. Mit dieser Entscheidung war der 23-Jährige wohl nicht einverstanden und soll durch sein Verhalten nach Informationen dieser Zeitung bereits beim Weltcupfinale am Königssee vor Olympia für atmosphärische Störungen gesorgt haben.

Kurzfristig ein ärztliches Attest

René Spies und die Verbandsspitze zogen deshalb die Reißleine, obwohl Bluhm bereits eingekleidet und für Olympia nominiert war. Offiziell heißt es jedoch: „Das hat medizinische Gründe, er hat ein Attest vorgelegt.“

Mittlerweile ist das Thema abgehakt. „Das spielt hier vor Ort jetzt gar keine Rolle mehr“, sagte René Spies lediglich. Die Konzentration auf das Unternehmen Gold soll durch nichts gestört werden. Weder in noch neben der Bahn.