Winterberg. . Nach nur zwei Trainingstagen steht Anna Köhler vor einer schweren Wahl: Wallner oder BTC? Für die Bobpilotin geht es auch um die Olympischen Spiele.
- Die Bobpilotin des BSC Winterberg will in den Weltcup
- Sie hat nur zwei Trainingstage, um Eindrücke zu sammeln
- Wallner oder BTC? Köhler muss sich für einen Bob entscheiden
Erline Nolte schaut dem gelben Bob hinterher. Wie er den Start der Veltins-EisArena verlässt, aus dem Blickfeld fährt und im abschüssigen Kurven-Labyrinth verschwindet. Wehmut liegt in Noltes Blick, einerseits. Andererseits verrät er eine gewisse Nervosität. Fast zwölf Monate sind vergangen, seit die Anschieberin des BSC Winterberg in dem ihr bis dato so vertrauten Sportgerät einen Eiskanal herunter raste. „Ich bin schon ein bisschen nervös“, sagt die 28-Jährige deshalb am Dienstag zum Auftakt der Trainingswoche an der Kappe in Winterberg.
Noltes Comeback im Bob
Erst am Mittwochvormittag beginnt auch für Erline Nolte der Nervenkitzel. Als sei sie nie weg gewesen, als hätte ein Bandscheibenvorfall sie nie zur Pause gezwungen, katapultiert sie den Bob gemeinsam mit Pilotin Anna Köhler in die Bahn, springt hinein und kauert sich hinter ihre Vereinskollegin. Die erste Fahrt – aufregend, aber kein Problem.
Erst als die beiden ihren schneeweißen Bob wieder in der Garage des Startgebäudes abstellen, offenbart sich das eigentliche Dilemma. Denn dort steht das am zweiten Tag unbenutzte gelbe Sportgerät, mit dem Köhler ohne ihre Stammanschieberin den Auftakt der Trainingswoche bestritt.
Eine Pilotin, zwei Bobs.
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Den schneeweißen der Marke BTC kaufte ihr Verein nach Informationen dieser Zeitung für rund 45 000 Euro, um Köhler mit bestmöglichem Material auszustatten, da sie in dieser Saison nicht nur erstmals den Sprung in den Weltcup schaffen möchte, sondern weil sie sich sogar Hoffnungen auf eine Fahrkarte zu den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang/Südkorea machen darf. Der gelbe ist das Standardgerät der deutschen Nationalmannschaft, ein Bob der Marke Wallner.
Samstag und Sonntag Rennen
Eine Pilotin, zwei Bobs – eigentlich eine komfortable Situation, oder? „Die Entscheidung zu treffen, mit welchem wir in die Selektionen gehen, ist allerdings sauschwer“, sagt Köhler.
Bereits am Samstag und Sonntag stehen in Winterberg die ersten vier teaminternen Rennläufe an, in denen sich die 24-Jährige sowie drei bis vier weitere Pilotinnen mit Bestleistungen um den einen noch freien Startplatz im deutschen Weltcup-Team empfehlen müssen. Weitere vier warten eine Woche später am Königssee auf die Pilotinnen. Gesetzt sind von Chefbundestrainer René Spies bereits die Pilotinnen Mariama Jamanka und Stephanie Schneider.
Niemand beeinflusst Köhler
Der Faktor Zeit erschwert Köhlers Entscheidung zusätzlich. „Am Donnerstag wollen und müssen wir mit dem Bob trainieren, mit dem wir auch in den Selektionen starten möchten“, erklärt Erline Nolte. Aus nur zwei Trainingstagen muss Köhler deshalb die Schlüsse ziehen, die sie für eine Entscheidung benötigt. Welche Lenkung liegt ihr besser? Wie unterschiedlich ist die Aerodynamik der Modelle? Und in welchem hat sie schlicht und einfach ein besseres Gefühl? „Anna trifft die Entscheidung“, sagt Nolte, „sie ist schließlich die Pilotin.“
Selbst Jens Morgenstern, Vorsitzender des BSC Winterberg, vertraut auf die Kompetenz Köhlers – finanzieller Einsatz des Klubs hin oder her. „Am Ende geht es darum, dass sich Anna und Erline für den Weltcup und vielleicht für die Olympischen Spiele qualifizieren“, erklärt Morgenstern.
Schneeweiß würde der BTC-Bob übrigens nicht bleiben, wenn sich Köhler für ihn entschiede. Obwohl der Zeitplan der Athletinnen ab jetzt eng getaktet ist, würde er noch mit Werbung und einer anderen Farbe versehen: Gelb.