Hagen/Arnsberg/Siegen. . Südwestfälische Unternehmen sind sich zum Obama-Besuch in Deutschland einig: Der nordamerikanische Markt ist ein Muss-Markt - und das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA wird kommen.

Um die Bedeutung des US-Markts für Südwestfalens Unternehmen zu beschreiben, sind Superlative nicht das schlechteste Mittel. „Die USA sind weltweit der größte und wichtigste Markt“, sagt Dr. Ralf-Andreas Hueß, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Arnsberg - „ein Muss-Markt“ auch für Unternehmen aus der Region. „Ohne die USA geht es nicht.“

50 Unternehmen aus SIHK-Bezirk in den USA

In der Tat ist die Zahl von Produktionsstätten und Niederlassungen südwestfälischer Betriebe jenseits des Atlantiks recht hoch. „Allein im Bezirk der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer zu Hagen (SIHK) verfügen rund 50 Unternehmen in den USA über eine eigene Niederlassung oder Produktionsstätte", berichtet Heinz-Josef Schröder, Leiter des SIHK-Außenhandelsservices.

Darunter befinden sich Namen wie C.D. Wälzholz (Hagen), Alanod (Ennepetal), OBO Bettermann (Menden), Ferdinand Bilstein (Ennepetal), Otto Fuchs (Meinerzhagen), Kostal (Lüdenscheid), Seissenschmidt (Plettenberg), Hasco (Lüdenscheid) oder Dorma (Ennepetal). Im Sauerland und am Hellweg sind unter dem Begriff Joint Venture oder eigene Produktionsstätte unter anderem die Firmen Legrand (Soest) und Schroth (Arnsberg) zu finden.

Und natürlich BJB aus Neheim. Dazu kann Philipp Henrici, gemeinsam mit seinem Vater Dieter geschäftsführender Gesellschafter des Leuchtenspezialisten, einiges erklären. „Die USA sind unser zweitwichtigster Markt“, sagt er. BJB hat im US-Bundesstaat Georgia ein Montagewerk für Backofenleuchten sowie eine Vertriebsgesellschaft, die die ganze Produktpalette des Unternehmens in den USA vertreibt: Unter anderem Lampenfassungen, Klemmen, Schalter, Steckverbindungen. Ein eigenes Werk heißt: Zölle auf die Produktion entfallen - die gelten nur „für die Teile, die wir in Arnsberg herstellen und dann exportieren“. Ist Henrici deshalb das angestrebte Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA gleichgültig? Auf keinen Fall. „Das ist die logische Konsequenz aus der Intensivierung der politischen Beziehungen“, sagt er. „Das wird nicht scheitern. Europas Wirtschaft tut das in jedem Fall gut.“

Arnsberger Autozulieferer machtt 20 Prozent Umsatz in USA

Dieser Meinung ist auch Dr. Stephan Guht, Geschäftsführer beim Autozulieferer A+E Keller aus Arnsberg, der Schwingungsdämpfer für Achsen und Motoren herstellt. „Wir erzielen 20 Prozent unseres Umsatzes mit den USA“, sagt er. Ein „wichtiger Markt“ - die US-Autoindustrie habe sich nach der Krise sehr gut erholt.

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Die Höhe der Zölle beim Export in die USA ist seiner Ansicht nach „eher unerheblich“ - sie störten aber trotzdem, weil im Automotive-Bereich „mit jedem Cent gerechnet“ wird. Mittelfristig, in den nächsten zwei bis fünf Jahren, will A+E daher erneut eine eigene Produktionsstätte in den USA errichten - „wir sind da bereits mit Partnern im Gespräch“. Die Kunden des Unternehmens sähen das Werk am liebsten in Mexiko, aber „das Sicherheitsumfeld“ spricht nach Guhts Meinung eher für die Nähe zu den Autohersteller n im Süden der USA.

Viele kleine Handelshemmnisse aus SIHK-Sicht

Für die Industrie- und Handelskammern in Südwestfalen sind es nicht in erster Linie die Zölle, die die Unternehmen im US-Handel stören. Es sind die vielen kleinen Handelshemmnisse, wie Heinz-Josef Schröder von der SIHK berichtet: Normungen, Zertifizierungen, Sicherheitsbestimmungen, Produktbeschreibungen, Haftungsfragen. Mit einem tröstet er sich: „Innerhalb Europas hat das auch 20 Jahre lang gedauert.“