Hagen/Meschede. Dank der Funknetze des kommunalen Unternehmens TKG werden die weißen Flecken bei der Versorgung Südwestfalens mit schnellem Internet kleiner. Aber die Firmen sichern sich zusätzlich ab - mit einem Zweitanschluss.
Die weißen Flecken bei der Versorgung der Region mit schnellen Internet-Anschlüssen werden kleiner. Seitdem auch der Märkische Kreis zum 1. Januar bei der Telekommunikationsgesellschaft (TKG) Südwestfalen eingestiegen ist, schließen sich langsam die noch vorhandenen Lücken, wie eine Umfrage bei Industrie- und Handelskammern sowie Kreisverwaltungen ergab. Noch sind aber etliche vorhanden.
Die TKG, ein kommunales Unternehmen, das seit 2008 ohne Gewinnabsicht das größte zusammenhängende Richtfunknetz der Region mit einer Ausdehnung von 120 Kilometer in Nord-Süd- und 75 Kilometer in Ost-West-Richtung errichtet hat, wird dort tätig, wo private Anbieter wie die Deutsche Telekom kein Interesse zeigen. Das ist im dünn besiedelten Südwestfalen keine Seltenheit, was aber von Unternehmen, Kliniken, aber auch vom Hotel- und Gaststättengewerbe, die große Datenmengen bewegen müssen, als schwerer Standortnachteil wahrgenommen wird.
Acht Prozent Abdeckung
„Wir wollten zum Wohle von Unternehmen und Privatleuten Flächen mit schnellem Internet versorgen können, in denen nie ein privater Investor tätig geworden wäre“, erklärt Martin Reuther, Sprecher des Hochsauerlandkreises. Seinen Worten zufolge deckt die TKG allein aktuell acht Prozent der Fläche ab - alle Anbieter zusammengenommen bringen es auf 98 Prozent Abdeckung - mit der Upload-Geschwindigkeit von mindestens zwei Megabit. Die TKG selbst spricht von heute für größere Datenmengen üblichen sechs Megabit für Privatkunden und bis zu 155 Megabit für gewerbliche, die sie zur Verfügung stelle. Eine gültige Definition, ab welcher Bitrate eine Verbindung breitbandig ist, existiert nicht. Das Bundeswirtschaftsministerium gibt ein Megabit als Minimum an.
Vom Ausbau der Funknetze haben zunächst der Hochsauerlandkreis und der Kreis Olpe profitiert, die als erste in die TKG eingestiegen sind, es folgten 2012 die Kreise Siegen-Wittgenstein und Soest und 2013 der Märkische Kreis. Zum Vorteil der Wirtschaft. Für die Hoteliers in Schmallenberg-Latrop etwa war der Schritt „fast existenziell“, wie Reuther sich erinnert. „Vorher waren Online-Buchungen nur schwer möglich.“
Für andere Firmen bietet die Telekommunikationsgesellschaft, die Brancheninformationen zufolge erst andere Anbieter motiviert, bevor sie selbst in Erscheinung tritt und investiert, die willkommene Möglichkeit, „Redundanzen zu schaffen.“ Heißt: Wenn die vorhandene Telekom-Leitung für Stunden oder Tage ausfällt wie kürzlich nach dem Brand in der Vermittlungsstelle Siegen, von dem das TKG-Netz nur kurze Zeit betroffen war, ist mit einem Richtfunk-Zweitanschluss die Chance da, nach kurzer Zeit weiterarbeiten zu können.
Unternehmer-Klagen
Grund: Das Richtfunknetz des TKG-Netzbetreibers Innofactory erstreckt sich nach TKG-Informationen über vier Landkreise mit unterschiedlichen Netzknoten. Sollte einer ausfallen, kann die Bandbreite von einem anderen Standort per Netz in die betroffene Region transportiert werden. Reuther berichtet von zahlreichen Anfragen.
Unternehmer-Klagen über fehlende Breitband-Anschlüsse hören aber nicht auf. Roger Schmidt, Referent für Technologie bei der IHK Siegen, berichtet von „Lücken im Bereich Attendorn - mit Geschwindigkeiten jenseits von Gut und Böse“. Sein Kollege Reinhard Hönsch, Fachbereichsleiter Multimedia bei der SIHK zu Hagen, hat Defizite in ländlichen Gebieten Hagens im Bereich der Privatanschlüsse, im Industriegebiet Lennetal aber die dort ansässige Industrie im Visier. „Dort gibt es nicht überall den Standard, den andere Unternehmen an anderen Hagener Standorten genießen.“
Grund: Die Leitungen führen zwar vom Verteiler an der Fachhochschule ins Lennetal, wurden aber dort nicht weiter verlegt. Hier sieht Hönsch „großen Handlungsbedarf“: „Eine Handvoll“ Firmen hätte nicht nur gedroht zu gehen, sondern sei tatsächlich abgewandert. Anbieter von Funklösungen wie im Hochsauerland seien zwar vorhanden, aber die Betriebe wüssten: je mehr Nutzer in einer Funkzelle, desto geringer die Leistung.