Hagen/Meschede. . Mit skurrilen Slogans und Aktionen will die Südwestfalen-Agentur junge Fachkräfte aus anderen Regionen anlocken - und hat dafür die Fachhochschule in Meschede um Hilfe gebeten. Für die jungen Leute eine praktische Übung in Sachen „Guerilla Marketing“.
Schreibtische auf der Wiese mitten im Stadtpark. Daran sitzen Menschen, tippen unter freiem Himmel auf der Computertastatur. Eine Szene, die wohl manchen Passanten innehalten lassen dürfte. „Wenn Sie auch gern im Grünen arbeiten“, so werden die Neugierigen von den Büroleuten angesprochen, „kommen Sie doch zu uns - nach Südwestfalen.“
Nur eine von 26 ungewöhnlichen Ideen, um junge Leute für die Region zu gewinnen. Die Südwestfalen-Agentur hatte 160 Studenten der Fachhochschule Südwestfalen diese Aufgabe gestellt: Mit einer Aktion, die ungewöhnlich ist, die Aufsehen erregt und die sich herumspricht, Menschen aus anderen Regionen zu zeigen, welche (Karriere-)Chancen sich hierzulande bieten.
Rebellische Ideen
Für die jungen Leute eine praktische Übung in Sachen „Guerilla Marketing“, für die Südwestfalen-Agentur ein Beitrag zur Kampagne „Alles echt“, mit der Fachkräfte für die Region rekrutiert werden sollen. „Niemand weiß besser, was bei Altersgenossen ankommt, als die Studierenden selbst“, erklärt Marie Ting. Zwei Monate lang hatten die Mescheder Studenten Zeit, sich unter der Leitung von Professor Anne Jacobi unkonventionelle, rebellische Ideen zu entwickeln.
So zum Beispiel den Vorschlag, auf der Kölner Domplatte eine Tür aufzustellen. Wer es wagt sie zu öffnen und hindurchzugehen, steht vor einer gedeckten Tafel, an der einer von Südwestfalens Weltmarktführern zum Vorstellungsgespräch bittet. „Eine sehr schöne Idee“, sagt Marie Ting. Doch die Umsetzung wäre zu aufwändig.
Drei Kühe in schwarzen Business-Anzügen, die die Studenten über die Düsseldorfer Königsallee treiben wollten, hätten dort wohl viel Aufsehen erregt. Ob diese skurrile Werbung aber auch die Botschaft von der Wirtschaftsregion Südwestfalen vermittelt hätte, da ist sich Marie Ting nicht sicher. Und sie zitiert einen der Werbesprüche aus dem Wettbewerb: „Wir können mehr als Kühe schubsen.“
Noch sympathischer
Was die Mescheder Studenten offenbar erst einmal selbst überrascht hat, wie Christian Wiese einräumt. „Honsel kannte ich - mehr nicht. “ Dass Südwestfalen ein starke Wirtschaftsregion ist, in der Weltmarktführer produzieren, sei ihm vor dem Wettbewerb gar nicht recht bewusst gewesen, gesteht der 20-Jährige aus Werl. „Viel Landwirtschaft“, das sei auch das Bild, das seine Teamkollegen von der Region hatten, die aus Bayern und Hessen nach Meschede zum Studium gekommen sind. Erst im Rahmen des Wettbewerb hätten sie wirklich verstanden, was die Region alles zu bieten hat, so Christian Wiese. „Das hat uns die Region noch sympathischer gemacht.“
Leicht aber sei es dennoch nicht gewesen, ein Guerilla-Konzept für eine ganze Wirtschaftsregion, nicht nur für ein einzelnes, konkretes Produkt zu entwickeln, räumt er ein. Offenbar ist es seiner Mannschaft dennoch gut gelungen, denn die Jury, in der die Südwestfalen-Agentur, die Fachhochschule, Unternehmen und Wirtschaftsförderer aus der Region vertreten waren, hat sie als eine von zwei ausgewählt, die nun umgesetzt werden.
Worum es sich dabei handelt, wird noch nicht verraten: „Das ist ja das Entscheidende dieser Art von Marketing-Aktionen“, erklärt Marie Ting. „Nur wenn sie völlig überraschend daher kommen, werden sie für die gewünschte Aufmerksamkeit sorgen.“