Balve. . Meredith Michaels-Beerbaum ist nicht nur Deutschlands Top-Springreiterin, sondern der Publikumsliebling beim Balver Optimum. Allerdings darf sie in einer Woche nicht im Sauerland starten. Der Bundestrainer Otto Becker erklärt, warum.

Als Meredith Michaels-Beerbaum auf ihrer Stute Bella Donna im Sattel stehend über den Sandplatz galoppiert, legt sich eine besondere Art der Glückseligkeit über das Balver Springstadion. Riesenapplaus begleitet das Paar nach dem Sieg im Championat - und es gibt wohl keinen Zuschauer, dessen Gesicht nicht von einem breiten Grinsen befallen ist.

Ein Sieg der deutschen Top-Reiterin im Orletal bedeutet etwas Besonderes. Als würde die eigene Tochter fröhlich winkend durch den Parcours reiten.

Beim Balver Optimum vom 31. Mai bis zum 3. Juni wird es Bilder wie im vergangenen Jahr nicht geben, weil der Publikumsliebling am Schloss Wocklum nicht starten darf. „Der Nationenpreis in St. Gallen wird zeitgleich ausgetragen“, erklärt Otto Becker, Bundestrainer der Springreiter, „und Meredith muss dort in den Parcours.“

Olympia-Qualifikation wäre gefährdet

Muss? Muss. Es sei denn die 42-Jährige möchte auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen im Sommer in London verzichten.

„Wir haben für die Qualifikation festgelegt, dass jedes in Frage kommende Pferd mindestens einen internationalen Nationenpreis gehen muss“, sagt Becker. Deshalb bleibt Michaels-Beerbaum, die mit ihren Pferden Bella Donna und Checkmate im Championatskader steht, nichts anderes übrig, als das Balver Optimum diesmal komplett sausen zu lassen und die Fahrt in die Schweiz anzutreten.

Publikumsliebling in Balve: Meredith Michaels-Beerbaum.
Publikumsliebling in Balve: Meredith Michaels-Beerbaum. © WP

Leicht wird ihr die Entscheidung nicht gefallen sein, schließlich bewirtschaftete sie gemeinsam mit ihrem Mann bis zum Umzug nach Thedinghausen die Anlage der Grafen-Familie Landsberg-Velen und kehrt gerne zurück. Vor zwei Jahren brachte Deutschlands beste Frau im Reitsportsattel sogar ihre damals drei Monate alte Tochter Brianne Victoria mit nach Balve.

„Es lässt sich leider nicht ändern“, erzählt Otto Becker. Er teilt Michaels-Beerbaums Schicksal. Auch der gute Freund der Grafen-Familie wird sich auf den Weg nach St. Gallen machen, um neben MMB die Reiter Marcus Ehning und Rene Tebbel zu beobachten. Mit Ludger Beerbaum, Carsten Otto-Nagel, Philipp Weishaupt, Marco Kutscher und Janne-Friederike Meyer wird sich der Rest des A-Kaders aber in Balve präsentieren. Mitten in der „heißen Phase“ der Olympia-Qualifikation.

Nominierung nach dem CHIO in Aachen

„Wir bewerten jeden Auftritt“, sagt der Bundestrainer, der aktuell in Rom weilt - und lässt sich nicht in die Karten schauen, wer in seiner geheimen Rangliste vorne liegt. Bis zum Finaltag des CHIO in Aachen Anfang Juli gilt es für Michaels-Beerbaum und Co., jede Chance zu nutzen, um Punkte für das London-Ticket zu sammeln.

Vor vier Jahren in Peking gelang der sympathischen Blondine mit Rang vier im Einzel das beste deutsche Ergebnis. In Balve wird man ihr die Abwesenheit deshalb mit leichtem Magengrummeln verzeihen - und ihr die Daumen für eine erfolgreiche Qualifikation für die Olympischen Spiele in London drücken.