Balve/Arnsberg. .

Wahlkampf kostet Zeit, Kraft und Nerven. Das Privatleben läuft auf Schmalspur. Nicht jedermann ist dem Raubbau gewappnet. Für einen Sauerländer mit Stehvermögen, innerer Ruhe und gesundem Selbstbewusstsein genau die richtige Aufgabe. Marco Voge gehört im CDU-Wahlkampf zu den Organisatoren der Auftritte von Norbert Röttgen und Angela Merkel - so am 3. Mai in Neheim.

Fangen wir mit der Zukunft an. Voge, gebürtiger Balver, und Ehefrau Pamela erwarten im September ihr erstes Kind. „Wir freuen uns riesig.“ Von der Vorfreude auf den Nachwuchs ist der Sprung in die Politik nicht weit. Röttgens Slogan, Politik aus den Augen der Kinder zu machen, gefällt dem 32-Jährigen: „Es ist kein Spruch aus der Retorte.“

Warum? „Wenn unser Kind auf die Welt kommt, ist es bereits mit 7518,13 Euro verschuldet, ohne dass es etwas dafür kann.“ Angesichts der hohen Schulden des Landes, „die kaum politischen Spielraum lassen“, hält Voge einen Sparkurs für zwingend. „Dass wird mir angesichts meiner Vaterfreuden mehr denn je klar.“

Wer so spricht, für den findet Politik nicht erst seit ein paar Wochen im Kopf statt. Voge, im fünften Jahr als politischer Referent beim CDU-Landesverband, ist ein politischer Mensch. „Als 15-Jähriger bin ich zur Junge Union, drei Jahre später, 1998, Mitglied der CDU geworden.“

Zu Hause, in dem 650-Seelen-Ort Mellen, ist oft über Politik gesprochen worden. Die Reisen zur Verwandtschaft in der DDR haben Voge politisch geprägt. „Die Grenzkontrollen waren bedrückend. Als Kind habe ich nicht begriffen, warum die Menschen nicht ausreisen dürfen.“ Die Geschichte seiner Großeltern, die von der Stasi verfolgt wurden, „und uns von der Drangsalierung erzählt haben“, gehen ihm bis heute nahe.

Eine Schlüsselszene, sich für Politik zu engagieren, gibt es in seinem Leben nicht. „Eines aber ist mir klar geworden, ich will gestalten, will politisch etwas bewegen.“ Voge studiert nach dem Fachabitur in Menden und einer Ausbildung zum Informatiker an der Uni Duisburg Sozialwissenschaften, Schwerpunkt Politik. Thema seiner Diplom-Arbeit: „Machtinstrument oder Demokratisierungsdruck? – Eine Analyse der Mitgliederbefragung zur Findung eines neuen Landesvorsitzenden am Beispiel der CDU NRW.“ Kurzum: Voge analysiert den Machtkampf zwischen Arnim Laschet und Norbert Röttgen im Jahr 2010. Vom Sieger und Spitzenkandidaten ist er überzeugt: „Er baut keine Distanz zu den Mitarbeitern auf, ist einer von uns.“

Falls Röttgen verliert, geht er also in die Opposition? Eine Fangfrage, die nicht zieht. Voge beantwortet dies mit einer Gegenfrage: „Wer kündigt seinen Job, wenn er nicht weiß, wie es weiter geht?“ Aber die Umfragen fallen für die CDU nicht glänzend aus? „Interessiert uns nicht. Der Wahlabend zählt.“

Irgendetwas fehlt. Aber was? Stille. Kein Handy klingelt, kein Smartphone wartet auf dem Tisch auf seinen Einsatz. „Ich“, sagt Voge, „kann nur mit einem reden. Alles ist ausgeschaltet.“ Ein sympathischer Zug. Der Mann kann mit Menschen. Muss er auch. Wer die neun Auftritte Merkels mitorganisiert, Voge spricht von „Frau Bundeskanzlerin“, darf nicht nervös werden.

Berlin gibt den Termin vor und die CDU-Landesgeschäftsstelle rotiert. Großes Thema ist die Sicherheit. Auch am 3. Mai um 19 Uhr in Neheim vor dem Sauerländer Dom. In die Öffentlichkeit gehört es nicht. Also kein Wort über den Personenschutz, die Stärke der Sicherheitskräfte oder besondere Vorkehrungen. Begeistert ist Voge von den Frauen und Männern vom Bundeskriminalamt. „Echte Profis. Hätten Sie gewusst, dass man keine Blumen mit frischem Dünger schenken darf?“ „Nein. Warum?“ „Weil sonst die Sprengstoffhunde anschlagen.“ Eines der Details, dazu gehört auch der Rückzugsraum für die Kanzlerin, die es zu beachten gilt. Zeitraubend ist es für den Organisator, abzustimmen, wer mit wem wann wie lange spricht. Stichwort Zeitfenster. „Ohne Handy wäre ich bei der Feinabstimmung hilflos.“ Wie Wahlkämpfe vor zwanzig Jahren ohne Mobiltelefon funktioniert haben, kann sich Voge nicht vorstellen. „Trotzdem hat es geklappt, aber offensichtlich anders..“

Hören wir mit der Vergangenheit auf.