Hagen. Das Verhalten des Erzbistums Paderborn im Missbrauchsfall Nokelski wirft Fragen auf. Was jetzt auf die betroffenen Gemeinden zukommt.

Der Fall Nokelski macht fassungslos. Wie kann man einen verurteilten Missbrauchs-Straftäter wieder in der Jugendarbeit einsetzen? Aber das ist Vergangenheit und hoffentlich Gegenstand des Aufarbeitungsprozesses. Doch auch das Verhalten des Erzbistums in jüngerer Zeit wirft Fragen auf, in einer Zeit also, als das Missbrauchsthema schon präsent war und aus Paderborn „Mea culpa“-Rufe erschallten. Wie ernst war es dem Erzbistum mit dem Versprechen von Transparenz und Aufklärung?

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Im Fall Nokelski stimmen die öffentlich bekannten Daten nicht übereinander. Die Aussage des Erzbistums, erst nach dem Tod des Priesters 2016 von dreien der vier neuen Vorwürfe erfahren zu haben, passt nicht mit der öffentlichen Aussage eines Betroffenen zusammen. In jedem Fall wurde der Straftäter in einem Nachruf als Wohltäter der Jugend gefeiert, was vermutlich nur passieren konnte, weil das Erzbistum die leitenden Pfarrer in den Einsatzorten nicht informiert hatte.

Jetzt ergreift man die Flucht nach vorne, lädt aber die Betroffenenvertretung nicht ein, sich in Arnsberg mit auf das Podium zu setzen und an der Aufarbeitung zu beteiligen. Das wirft weitere Fragen auf, wieviel Betroffenenperspektive erwünscht ist.

Der Fall Nokelski zeigt in aller Brutalität, was passiert, wenn Kirchenleitungen schweigen, um einen der Ihren zu schützen. Dann geschehen weitere Taten, weitere unschuldige Menschen werden für ihr Leben lang gezeichnet, von denen einige vermutlich noch immer die Last dessen, was ihnen angetan wurde, nicht teilen können. Und die Gemeindemitglieder haben arglos einen Pastor verehrt, der ein entsetzliches Doppelleben führte und müssen jetzt mit diesem Betrug fertig werden.