Hagen. Wie geht es weiter nach der Veröffentlichung der Vorwürfe gegen den Priester im Erzbistum Paderborn? Katholiken warten auf die Studie.

Nicht zu fassen! So lauten die Reaktionen auf den jüngsten Missbrauchsfall im Erzbistum Paderborn. Wie kann es sein, dass ein wegen Missbrauchs verurteilter Straftäter wieder in der Jugendarbeit eingesetzt wird? Wie kann es sein, dass die leitenden Pfarrer der Gemeinden nicht informiert wurden? Wie kann es sein, dass das Erzbistum Paderborn die Akten in diesem Fall bereits für die Missbrauchsstudie der Bischofskonferenz zur Verfügung stellte, die 2018 veröffentlicht wurde, aber erst Ende Mai 2024 die Öffentlichkeit ins Bild setzt. Mit dem viel beschworenen Willen zur Transparenz hat das nichts zu tun.

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Lasst doch die Toten ruhen, auch das ist im Falle dieses Serientäters häufig zu hören. Leider funktionieren die Dinge so einfach nicht. Alle Erkenntnisse der Traumaforschung beschreiben, dass Wunden erst freigelegt werden müssen, bevor sie heilen können. Andernfalls eitert es im Verborgenen. Missbrauch zerstört viel mehr als nur die Leben der Betroffenen. Er zerfrisst das Vertrauen in die Kirche. Was ist ein Ehesakrament wert, wenn der Priester ein widerliches Doppelleben führte. Was ist mit meiner Beichte über privateste Sorgen, die ich einem Mann anvertraut habe, dem die Vergewaltigung von Kindern vorgeworfen wird?

Im Erzbistum Paderborn warten die Katholiken auf die Ergebnisse der Missbrauchsstudie, die seit 2020 in Arbeit ist. Paderborn ist so spät dran mit der Aufarbeitung, dass sich im Bistum die selige Hoffnung breit machen konnte, man würde verschont. Das wird nicht passieren. Ob der Schock dann aber auch wirklich heilsam wird, hängt davon ab, wie energisch der neue Erzbischof Bentz die dunklen Ecken seines Bistums auslüften will.