Warum Popstar Leony in einem Pferdestall im Sauerland singt
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Sundern. Das Festival Kultur rockt holt bekannte Künstler aus Pop und Klassik ins Sauerland. Kurz vor der Fußball-EM singt Leony in Sundern.
Zehn Jahre lang hat Matthias Berghoff (47) in Hamburg Modenschauen organisiert, erst für Gucci, später für Joop. Dann brauchte seine Familie ihn auf dem heimischen Hof in Sundern-Dörnholthausen, und Matthias kam zurück ins Sauerland. In diesen Tagen führt Berghoff seine Pferde auf die Wiese und wirft den Kärcher an, damit der Stall zu einer abendgarderobensauberen Kulturstätte wird: beim Festival Kultur rockt. Künstler wie die Sängerin Leony und der Pianist Alexander Krichel beweisen bei diesem Festival im Pferdestall am Fronleichnamswochenende, dass Pop und Klassik im Sauerland keine Gegensätze sind.
„Kultur ist wichtiger als je zuvor“, begründet Matthias Berghoff, warum er den Pferdestall auf Haus Berghoff in ein Experimentierlabor für Musik und Literatur verwandelt. „Es ist so notwendig, die Gesellschaft wieder zusammenzubringen und dass die Stimmung wieder besser wird. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt kann gerade Musik sehr hilfreich sein.“
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In diesem Jahr tritt Leony auf – und das Streichquartett der Berliner Philharmoniker. Wie kommt man an diese illustren Leute? Vor allem an die bekannte Sängerin auf dem Sprung zur richtig großen Karriere? „Wir haben vor zwei Jahren mit der Anfrage beim Management von Leony begonnen und sind überglücklich, dass es jetzt klappt. Wir haben sie schon länger auf dem Schirm. Dass Leony jetzt auch den EM-Song singt, ist ein schöner Zufall.“ Der führte dazu, dass das Kultur-rockt-Magazin in diesem Jahr dem Thema Fußball gewidmet ist, Interviews mit Kai Havertz und Dressurreiterin Ingrid Klimke finden sich darin. „Wir hatten schon länger den Plan, mal etwas über Fußballkultur zu machen. Es gibt spannende Parallelen zwischen Pferdeleistungssport und Fußballleistungssport, von der Lichttherapie bis zur Ernährung.“ Dass Berghoffs Neffe bei Bayer Leverkusen in der U16/U17-Mannschaft spielt, schadet dabei nicht.
Um Hochkultur zu erleben, muss man nicht nach Berlin oder Dortmund fahren.“
Matthias Berghoff, Erfinder des Festivals Kultur rockt in Sundern
Der Landwirtssohn möchte mit dem Festival zeigen, dass das Sauerland keine rückständige Region ist, aus der man wegfahren muss, wenn man Kultur erleben will, sondern dass die jahrhundertealten Traditionen etwa der Metallverarbeitung oder der Pferdezucht ein weltoffenes Klima hervorgebracht haben. „Es gibt insgesamt verschiedene tolle Kulturangebote in der Region. Aber das wird noch nicht so wahrgenommen. Um Hochkultur zu erleben, muss man nicht nach Berlin oder Dortmund fahren. Wir hoffen, dass wir unseren Beitrag für das Sauerland leisten können.“
Pianist Alexander Krichel spielt in der Schule
Der junge Pianist Alexander Krichel (35) ist seit der Festivalgründung im Jahr 2013 der künstlerische Kopf hinter dem Klassikprogramm von Kultur rockt. So tritt das Streichquartett der Berliner Philharmoniker zusammen mit dem Geiger Roman Simovic und Alexander Krichel am Klavier am Sonntag, 2. Juni, als Streichsextett auf, der Königsdisziplin der Kammermusik. „So viele klassische Musiker auf einmal auf der Bühne hatten wir noch nie.“ Am Samstag, 1. Juni, gibt Alexander Krichel einen Klavier-Soloabend, am Freitag, 31. Mai, stehen Leony und Band im Pferdestall auf der Bühne, und am Donnerstag, 30. Mai, liest die Schauspielerin Johanna Wokalek aus Elizabeth Strouts „Am Meer“.
Den Bildungsanspruch von Kultur rockt unterstreicht Alexander Krichel überdies jährlich mit Schulkonzerten, in diesem Jahr in Schmallenberg. „Manche Kinder haben im Elternhaus keine Berührung mit klassischer Musik. Die Schulprojekte kommen immer toll an“, weiß Matthias Berghoff.
Das Festival ist fast ausverkauft; das Publikum kommt inzwischen aus ganz Deutschland. Denn die außergewöhnliche Atmosphäre hat sich herumgesprochen. „Das Besondere bei uns ist die familiäre Atmosphäre mitten in der Natur, dass man ganz nah an den Künstlern dran ist“, betont Matthias Berghoff stolz. „Wir sind nach wie vor sehr motiviert, wir haben noch viel vor.“
Wartelistenplätze: 029 33 27 65 oder info@kultur-rockt.com. Internet: www.kultur-rockt.com
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