Iserlohn/Istanbul. Der Iserlohner CDU-Politiker Paul Ziemiak ist in die Türkei gereist. Dort traf er den wichtigsten Erdogan-Rivalen Ekrem İmamoğlu.

Ziemiak, auch Vorsitzender des CDU-Bezirks Südwestfalen, reiste als Vertreter des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in die Türkei. İmamoğlu ist nicht nur Bürgermeister von Istanbul, sondern auch wichtigster türkischer Oppositionspolitiker. Wir haben mit Ziemiak über seinen Besuch gesprochen.

Ekrem İmamoğlu gilt als kommender Mann der Türkei. Wie steht er zum Westen?

Er hat in unserem Gespräch betont, dass er enge Beziehungen zu Deutschland für besonders wichtig erachtet, insbesondere im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Viele Unternehmen, auch aus Südwestfalen, sind in Istanbul ansässig. Gleichzeitig wissen wir, dass er, wie die überwältigende Mehrheit in der Türkei, eine komplett andere Haltung zur aktuellen Situation im Gazastreifen hat als die Bundesregierung und unsere westlichen Verbündeten.

Erwarten Sie bei den Mega-Krisen Ukraine-Krieg, Flüchtlinge und Gaza-Konflikt einen Politikwechsel, sollte er mehr Einfluss gewinnen?

Einen Wechsel in der türkischen Innenpolitik würde es selbstverständlich bedeuten. Gerade viele junge und liberale Menschen in den Metropolen setzen große Hoffnungen in ihn. Aber in den großen Linien der Geopolitik sollten wir nicht zu viel erwarten. Gerade in der Frage der irregulären Migration hat er betont, dass die Türkei nicht noch mehr Menschen aufnehmen kann.

Wie ist es aus Ihrer Sicht generell um die deutsch-türkischen Beziehungen bestellt, insbesondere aus NRW-Sicht?

Unsere bilateralen Beziehungen brauchen einen Neustart. NRW könnte hier ein entscheidender Motor sein. In keinem anderen Bundesland leben mehr Menschen mit türkischen Wurzeln. Auch wirtschaftlich arbeiten wir immer enger zusammen. Das Potenzial ist riesig. Eine engere Kooperation zwischen dem heimischen Mittelstand und großen türkischen Unternehmen anzustoßen, das war auch Ziel meiner Reise.

Waren Extremismus und Rassismus Gesprächsthemen?

In der Türkei ist man besorgt über die Berichte über fremdenfeindliche Vorkommnisse in Deutschland. Immer wieder fällt das Wort von den „NSU-Morden“. Gleichzeitig erkennt man die ehrlichen Bemühungen deutscher Integrationspolitik an. Viele nennen hier positiv Wolfgang Schäuble, als Initiator der Islamkonferenz, Bundespräsident Christian Wulff oder die Ministerpräsidenten Armin Laschet und Hendrik Wüst.

Warum haben Sie, so wie neulich Bundespräsident Steinmeier, keinen Dönerspieß als Gastgeschenk in die Türkei mitgebracht?

Ein türkischer Kollege warnte mich vor: „Bringst Du uns Döner mit, bekommst Du als Deutscher einen Sack Kartoffeln von uns.“ Ich habe mich sodann für einen Fußball zur Europameisterschaft in Deutschland entschieden. Das schien mir passender.