Schwerte/Berlin. Länger im CDU-Bundesvorstand als Adenauer ist jetzt Otto Wulff. Was der 91-Jährige vorhat und was ihn von Angela Merkel unterscheidet.
Jetzt hat er sogar den Adenauer-Rekord geknackt: Otto Wulff, langjähriger Vorsitzender der Senioren-Union, scheidet in der kommenden Woche nicht nur als dienstältestes, sondern auch als ältestes Mitglied aus dem Bundesvorstand der CDU aus. Beim Parteitag in Berlin wird der 91-Jährige aus dem Gremium verabschiedet. Als Bundes-Chef der Senioren-Union war er dort gesetzt; diesen Posten hatte er im August vergangenen Jahres abgegeben.
Wulff wird dann rund 20 Tage länger Mitglied des CDU-Bundesvorstands gewesen sein als Konrad Adenauer, der übrigens am gleichen Tag geboren wurde wie er, nämlich am 5. Januar.
Wandelndes Geschichtsbuch
Wulff, der heute in Schwerte an der Grenze zu Iserlohn lebt, ist ein wandelndes Geschichtsbuch. Adenauer, den ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, hat er oft getroffen, weil er mit dessen jüngstem Sohn befreundet war. „Ich erinnere mich noch gut daran, wie es hier nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen hat, 85 Prozent des Landes waren zerstört“, sagt Wulff. Sätze wie dieser sind ihm wichtig, weil er damit auch die Relationen geraderücken will: worüber man sich heute aufregt, was heute wieder von Bedeutung ist.
„Mit Zuversicht und Leistungsbereitschaft haben wir das Land wieder aufgebaut“, sagt er. Die CDU habe damals unter Adenauer ihren Markenkern geschaffen: Freiheit, Demokratie, Menschenwürde, soziale Marktwirtschaft. Was in seinen Aussagen mitschwingt: Das können sich die jungen Leute heutzutage ruhig mal hinter die Ohren schreiben.
„Mit 91 Jahren schaut man sehr nüchtern auf sein Leben, ich bin jetzt auf der Zielgeraden“, sagt Wulff nun. Und: „Ich glaube, ich habe eine Politik betrieben, mit der ich meinem Vaterland genützt habe.“
Der Abschied aus dem Bundesvorstand bedeutet für Wulff nicht das Ende seines politischen Engagements: Er will sich weiter für seine Partei starkmachen. Anders als etwa Angela Merkel. Zum Parteitag kommt die ehemalige Bundeskanzlerin nicht.
In Wulffs Kalender stehen dagegen schon mehrere Termine für den Europawahlkampf.