Hagen. Sigrid Nunez ist eine wunderbare Schriftstellerin, findet Tim Höfer aus Bad Berleburg. Er rät dringend, ihr neues Buch zu lesen

Es gibt wohl niemanden in der zeitgenössischen Literatur, der so konsequent abschweift und dabei so unterhaltsam ist wie die wunderbare Sigrid Nunez. Sehr wohl gibt es in ihren Romanen immer auch einen Haupterzählstrang. Allerdings spielt dieser eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr nimmt Nunez die Handlung zum Anlass für philosophische Gedankengänge, urkomische Anekdoten und literarische Verweise. Genau das macht die charmante Stärke ihrer Texte aus. Immer wieder geht es ums Schreiben als Prozess. Das Medium Buch wird somit zur Titelfigur.

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Buchhändlerinnen und Buchhändler aus Südwestfalen geben für unsere Redaktion wöchentlich Expertentipps zu Lieblingsbüchern und solchen, die es werden können.

Sigrid Nunez schaut genau hin. Sie sieht im Alltagstrott das Besondere und im Tragischen die Komik. In ihrem aktuellen Buch verweist ein Spruch auf einer Markise vor einem Kino auf eine eigene Welt: Wir sehen uns auf der anderen Seite.

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Sigrid Nunez selbst ist erst mit Mitte 40 zur Schriftstellerei gekommen. Eigentlich war das Ballett ihr großer Traum. Den musste sie unglücklicherweise auf Eis legen. Doch die Kämpferin in ihr schaffte sich einen neuen Traum. Es mutet so an, dass das Schreiben für sie eine Möglichkeit ist, dem wahren Leben lächelnd ins Gesicht zu blicken.

Sigrid Nunez:  Die Verletzlichen.  Cover des Romans
Sigrid Nunez: Die Verletzlichen. Cover des Romans © Aufbau Verlag | Aufbau Verlag

Im aktuellen Roman „Die Verletzlichen“ findet man trotz aller Abschweifung ebenfalls eine Haupthandlung: Während der Corona-Pandemie hütet die Ich-Erzählerin die Wohnung einer Freundin in New York und kümmert sich um deren Papagei. Doch der Papagei ist nicht der einzige schräge Vogel in dieser Chaos-WG. Die Figuren müssen sich zusammenraufen und gemeinsam versuchen, in diesen unsicheren Zeiten den Verstand nicht zu verlieren. Wer ist hier in welchem Maße verletzlich? Und wie können zugefügte Wunden vernarben? Am besten wohl mit Humor. Und von dem hat die Autorin mehr als genug.

Bestseller

  • Belletristik: Bernhard Schlink: Das späte Leben
  • Kinder- und Jugendbuch: Oliver Jeffers: Da ist ein Gespenst im Haus
  • Sachbuch: Susanne Hoischen-Taubner: 111 Dinge über Hühner, die man wissen muss
  • Die meistverkauften Bücher in Bad Berleburg im Januar/Februar

Mein dringender Appell an Sie: Lesen Sie Sigrid Nunez! Ihre Mundwinkel werden sich schlagartig nach oben richten und lange so verharren.

Sigrid Nunez: Die Verletzlichen, Aufbau Verlag, 22 Euro