Werl. Nach kurzer schwerer Krankheit starb am Samstag Pater Ralf Preker. Der Franziskaner hat die Wallfahrt Werl über viele Jahre geprägt. Der Nachruf.

Pater Ralf Preker ist tot. Der langjährige Leiter der Wallfahrt Werl und überaus beliebte Seelsorger starb in den frühen Morgenstunden des Samstags nach kurzer schwerer Krankheit. Er wurde 75 Jahre alt. Das teilte die Wallfahrt Werl am Samstag mit.

Pater Ralf Preker war gebürtiger Werler, seine Eltern führten einen Gasthof nahe der Wallfahrtsbasilika. Schon als Kind lernte er so zwei Dinge: Den Umgang mit Menschen der unterschiedlichsten Art und die Sehnsucht nach dem Spirituellen. Doch es reichte ihm nicht, einfach Priester zu werden. Pater Ralf trat sehr bewusst dem Orden der Franziskaner bei. Die lateinische Wurzel des Begriffs Pilger bedeutet Fremdling. Franziskaner sind Pilger auf Lebenszeit. Sie wohnen nicht an einem Ort wie die Benediktiner, sie bezeichnen sich selbst nicht als Mönche, sondern als Brüder.

Pater Ralf war Franziskaner aus Berufung. Mit der legendären Gastfreundschaft der Franziskaner machte er die Wallfahrt Werl zu einem Ort, an dem alle willkommen sind, die den Trost der Muttergottes von Werl suchen. Als Pater Ralf 2008 von Bad Tölz nach Werl entsandt wurde, waren Wallfahrten relativ unmodern geworden und aus dem Blick der Öffentlichkeit fast verschwunden. Das änderte sich durch die neue Begeisterung für den Jakobsweg. Pater Ralf und seine Mitbrüder begrüßten alle mit gleicher Herzlichkeit: die älteren Buspilger, für die das anschließende Kaffeetrinken ebenso wichtig ist wie das Gebet vor der Madonna, die wachsende Schar junger Fußpilger, die oft weite Strecken zurücklegen und häufig gar nicht katholisch sind. Zum 350-Jahr-Jubiläum 2011 rief Pater Ralf zum Beispiel eine Motorrad-Wallfahrt ins Leben, die heute noch viele Biker jährlich zum Rosenkranz nach Werl zieht.

Rückzug wegen Nachwuchsmangel

Doch das große Klostergebäude wurde immer leerer. 2017 gab es nur noch acht Mitbrüder. Pater Ralf, selbst schon über die mittleren Jahre hinaus, war der Jüngste und der Guardian, also der Hausleiter. Jüngere Franziskaner kamen nicht nach. Am 1. September 2019 verabschiedeten sich die Franziskaner nach 170 wechselvollen Jahren wegen Nachwuchsmangel aus Werl; Pater Ralf wurde nach Füssen im Allgäu berufen, wo er das dortige Kloster leitete.

Der Wallfahrt Werl und seinem geliebten Sauerland, wo er so gerne wanderte, blieb er auch aus Füssen verbunden. Die Wallfahrt ging in die Regie des Erzbistums über und wird seit 2019 von Pastor Dr. Gerhard Best geleitet, das Franziskanerkloster wurde zum Pilgerkloster umgebaut.

Seit einem Jahr wieder in Werl

Dann die glückliche Fügung: Seit September 2022 war Pater Ralf wieder Teil des Teams der Marienwallfahrt in Werl, als seelsorgliche Aushilfe, er wohnte im Franziskanerkloster Paderborn.

Es gibt Wallfahrtsorte, in denen ein überspanntes Klima herrscht, mit Blick auf „Wunderheilungen“, „Botschaften“, Traktätchen und dergleichen. Pater Ralf sorgte dafür, dass die Luft in Werl immer frisch war, „ich bin froh, dass sich über die Jahrzehnte hinweg in Werl eine bodenständige Wallfahrts- und Pilgerkultur entwickelt hat“, sagte er im Abschiedsinterview mit unserer Redaktion. Den Wandel in der Wallfahrt hat er mit der ihm eigenen Offenheit begrüßt: „Ich habe Respekt vor allen, die kommen, egal wie. Alle haben es verdient, dass man einen für sie ansprechenden Gottesdienst feiert. Alle haben ein für sie bedachtes Wort verdient. Und im übrigen glaube ich, dass ich von den Pilgern mehr gelernt habe, als die von mir mitbekommen haben. Pilgerinnen und Pilger, das sind nicht die Leute, die durch‘s Weihwasser gezogen wurden, sondern auch solche, die aus der Distanz zum Glauben kommen.“

Gottvertrauen

Die zunehmende Säkularisierung, die Missbrauchskrise, der Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche machte Pater Ralf große Sorgen. Dennoch verlor er nie sein Gottvertrauen und auch sein Vertrauen darin, den richtigen Lebensweg gewählt zu haben. „Trotz aller Fragen und Zweifel würde ich mich angesichts der Herausforderungen dieser Zeit wieder für den Beruf entscheiden. Ich habe sehr viele erfüllende Erfahrungen gemacht, ich habe Menschen helfen können – und habe meinerseits immer wieder Hilfe erfahren.“ Allerdings war für Pater Ralf diese Entscheidung untrennbar an den Orden geknüpft: „Für mich war von vorneherein klar: Priester werden ja, aber nur in der Gemeinschaft, in der franziskanischen Gemeinschaft. Ich bin gerne mit Menschen zusammen und brauche den Austausch. Und ich, Ralf Preker, brauche auch die Gemeinschaft des Gebetes; ich bin froh, dass es neben dem persönlichen das gemeinschaftliche Gebet gibt, das mich immer daran erinnert, worauf es ankommt, und dass wir gemeinsam unterwegs sind. Die gemeinsamen Gebetszeiten tun mir gut!“

Die Wunder von Werl

Vor allem als Beichtvater war Pater Ralf seit seiner Rückkehr Werler Wallfahrtsteam außerordentlich geschätzt. Er konnte wunderbar zuhören und alleine schon dadurch Respekt gegenüber dem Beichtenden vermitteln. Seine Bodenständigkeit, auch in der Marienverehrung, hat ihre eigene Wirkung entfaltet. So sagte er zum Abschied aus Werl: „Die Wunder von Werl bestehen vielleicht darin, dass die Menschen etwas zuversichtlicher, gestärkter, mit neuer Hoffnung und getröstet in ihre Heimat und ihren Alltag zurückkehren.“