Meschede. Das Blechbläser-Festival Sauerland Herbst startet am 30. September. Warum der Leiter Thomas Clamor seinen Vertrag verlängert hat.

Nach seiner Gründung avancierte der Sauerland Herbst schnell zu einem Pilotprojekt der deutschen Festival-Landschaft. Denn Festspiele mitten auf dem Land gab es zwar schon mehrere. Aber kein Veranstalter konnte bis dahin die Frage beantworten, wie man die Konzerte von internationalen Künstlern, die anreisen und wieder abreisen, bleibend in der Region verankern könne. Das war vor 24 Jahren. Und noch immer ist es die Nachhaltigkeit ein Alleinstellungsmerkmal, das den künstlerischen Leiter Prof. Thomas Clamor umtreibt. Der Sauerland-Herbst wird am 30. September mit Christoph Moschberger und Da Blechhauf’n in Olsberg eröffnet und stellt bis zum 28. Oktober alle Gattungen der Brassmusik vor.

Prof. Clamor übernahm sein Amt vom Festival-Gründer Georg Scheuerlein (1958-2018). Der angesehene und international gefragte Dirigent hat seinen Vertrag jetzt verlängert und bleibt für weitere fünf Jahre im Sauerland. Warum tut er sich das an? „Ganz grundsätzlich ist der Sauerland-Herbst wirklich ein Erfolgsfestival, er ist etabliert, wird angenommen, der HSK kann sehr stolz auf ein solches Festival sein.“ Doch was verbindet Prof. Clamor persönlich damit? Der Trompeter aus Ostwestfalen wurde 1986 von Herbert von Karajan als damals jüngstes Orchestermitglied zu den Berliner Philharmonikern geholt, vorher hatte er unter anderem beim Philharmonischen Orchester Hagen gespielt.

Gute Vernetzung

Clamor gründete mehrere internationale Orchester, ist auf Tourneen weltweit unterwegs und kennt in der Blechbläser-Szene viele spannende Leute. „Ich bin extremst gut vernetzt, und ich konnte damals Herrn Scheuerleins Bitte nicht abschlagen, aber ich wusste nicht, ob ich es zeitlich schaffe“, resümiert er. „Das ist auch immer eine Frage der Mitarbeiter. Und das Team des Sauerland-Herbstes funktioniert wunderbar. Es macht großen Spaß, ein Festival zu entwickeln und immer wieder zu analysieren und auszubauen. Ich habe nicht lange überlegen müssen, als man mich fragte, ob ich den Vertrag verlängere.“

Corona brachte einen Bruch mit allen Gewissheiten des Kulturbetriebs. „Die Pandemie-Jahre waren nicht einfach, da ist der Sauerland Herbst mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber wir beobachten, dass die Menschen viel vorsichtiger geworden sind, langfristig zu planen. Das betrifft besonders die Workshops.“

Workshops als Herzstück

Die Workshops in der Musikakademie Bad Fredeburg bilden das Herzstück des Sauerland Herbstes, dort geben die gastierenden Spitzenmusiker den Amateurmusikern aus der Region ihr Wissen weiter. Auf Initiative von Clamor arbeitet der Sauerland-Herbst mit den großen Verbänden der Szene zusammen, dem Deutschen Tubaforum, den Jagdhornbläsern und dem Deutschen Brass Band-Verband. Clamor: „Man muss immer über neue Formate nachdenken. Im nächsten Jahr macht das Tubaforum einen Workshop bei uns. 40 Tubisten auf einmal, das hat man nicht oft. Es gefällt mir gut, wenn viele Menschen an einer Sache arbeiten.“ In diesem Jahr geben „Da Blechhauf‘n“ nach ihrem Eröffnungskonzert in Olsberg in Kooperation mit dem Volksmusikerbund einen Workshop für die Blechbläser aus den sinfonischen Blasorchestern des HSK.

Programmatisch möchte Thomas Clamor die oft unterschätzte Vielfalt und stilistische Bandbreite der Blechblasmusik präsentieren, von Brass-Comedy über die Sinfonik und Jazz bis zur Kammermusik. Schon über 4000 Karten sind verkauft, aber es gibt natürlich noch genug Platz für alle Musikfreunde.

Für Entdecker und Genießer

Hier einige Tipps: Das Sinfonieorchester der Musikschule des HSK spielt am 1. Oktober ein klassisches Konzertprogramm in der Stadthalle Meschede, während die Hagener Philharmoniker am 25. Oktober mit Trombone Attraction ins Sauerland-Theater nach Arnsberg kommen. Constanze Hochwartner und Peter Steiner geben ein Solistenkonzert für Orgel und Posaune am 6. Oktober im Bergkloster Bestwig. Die Festival Brass Band aus Belgien räumt regelmäßig internationale Preise ab, im Sauerland ist sie eher noch ein Geheimtipp. Die Musiker konzertieren am 7. Oktober in der Schützenhalle Hallenberg und am 8. Oktober zusammen mit der Workshop-Brassband im Kurhaus Bad Fredeburg. In der Mensa Finnentrop brilliert am 15. Oktober das Symphonic Brass Trio Vienna, und Winterberg freut sich auf das Konzert mit den Bläsern von Federspiel am 20. Oktober im Oversum. Dann zieht Prof. Clamor noch einen Trumpf aus der Hinterhand: In Medias Brass, „das ungarische Superquartett“, das sich am 20. Oktober in St. Alexander Schmallenberg vorstellt.

Gesagt werden muss allerdings, dass sich der Erfolg des Sauerland Herbstes herumspricht, andere Festivals klopfen ebenfalls bei Thomas Clamor an. „Aber ich fühle mich bei den Sauerländern unglaublich wohl, es macht soviel Freude, ich habe einen tollen Mitarbeiterstab. Ich möchte etwas tun, das mir Freude macht. Das Andere brauche ich nicht mehr.“