Sundern. Ein junger Wassersportler aus Lettland (19) war beim Stand-Up-Paddeln auf dem Sorpesee verunglückt. Am Montagabend ist er tot geborgen worden.

Der vermisste Wassersportler im Sauerland ist am Montagabend tot geborgen worden. Das teilte die Polizei am Dienstagmorgen mit. Einsatzkräfte haben demnach den 19-Jährigen im Sorpesee gefunden.

Nach mehreren Stunden Suche war klar: eine Überlebenschance gebe es nicht mehr, so Annika Thüsing, Pressesprecherin der DLRG-Ortsgruppe Langscheid, am Montagnachmittag. „Wir haben alles getan, was ging“, sagt auch Laura Burmann aus der Pressestelle der Polizei im Hochsauerlandkreis. „Die Maßnahmen wurden voll ausgeschöpft.“

Der Mann wurde seit Sonntagnachmittag vermisst, nachdem er beim Stand-Up-Paddeln ins Wasser gestürzt war. Der 19-Jährige hatte Zeugenaussagen zufolge einen Krampf bekommen, fiel vom Paddelbrett ins Wasser und ging sofort unter.

Sorpesee Sundern: 19-Jähriger Stand-Up-Paddler verunglückt

Am Montag, dem Tag nach dem Unfall, liegt der See ruhig da. Nur zwei Bojen schwimmen an seiner Oberfläche in der Nähe des Ufers und erinnern an den Einsatz mit zahlreichen Kräften am Sonntag. Von dem jungen Mann, der von einem Stand-Up-Paddle-Board in die Sorpe gestürzt war und der Polizei zufolge ein Urlauber aus Lettland ist, gibt es nach wie vor kein Lebenszeichen.

„Von unserer Seite aus werden nun weiter Zeugen befragt, die mit am See waren“, erklärt Laura Burmann.

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Temperaturschichten gefährlich

Immer wieder sterben in Nordrhein-Westfalen Menschen in natürlichen Gewässern wie dem Sorpesee. „Mit deutlichem Abstand ereignen sich die meisten tödlichen Unfälle in nicht bewachten Gewässern, vor allem in Seen und Flüssen“, teilt ein Sprecher der DLRG NRW mit. Es sei ratsam, bewachte Badestellen zu nutzen und in Sichtweite anderer Menschen zu bleiben.

Während es für 2023 noch keine genauen Zahlen gibt, lässt sich in NRW für 2022 mit 56 Verstorbenen eine Verdopplung zum Vorjahr (24 Badetote) erkennen. Seen seien vor allem aufgrund unterschiedlicher Temperaturschichten eine Gefahr: Gerade ältere Menschen mit Herz- und Kreislaufproblemen könnten hier schnell einen Herzinfarkt erleiden.

Wassersuchhunde und Helikopter

Freunde des Verunglückten alarmierten am Sonntag um 16.04 Uhr die Leitstelle der Feuerwehr.

Innerhalb kürzester Zeit waren zahlreiche Kräfte vor Ort – neben Feuerwehr, drei DLRG-Ortsgruppen, Rettungsdienst und Polizei hielten Feuerwehrtaucher aus Hagen, ein Helikopter und Wassersuchhunde Ausschau nach dem Vermissten.

Psychosoziale Unterstützung vor Ort

Ebenfalls am See war am Sonntag die Psychosoziale Unterstützung (PSU) NRW, um Einsatzkräften, aber auch Freunden und Passanten bei der Verarbeitung der belastenden Eindrücke zu helfen. „Es war gut, dass Helfer da waren und es auch im Nachgang noch sind“, so DLRG-Mitarbeiterin Annika Thüsing.

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Auch Elias Schüttler war am Sonntag am Sorpesee: „Ich brauchte erstmal etwas Zeit, bis mir klar wurde, dass der Unfall direkt nebenan geschah“, sagt der Angestellte der Surfschule „Mr. Move“, die sich neben der Jugendherberge Sorpesee befindet. Die Ereignisse des Vortags sind ihm am Montagnachmittag noch sehr präsent.

Der 19-Jährige aus Lettland ist zwischen der Surfschule und der Anlegestelle in der Nähe des Hotels Seegarten verunglückt. Man habe Schreie der unter Schock stehenden Freunde des Verunglückten gehört, so Schüttler.

Erstmaliger Unfall dieser Art

„So ein Unfall ist hier noch nie passiert“, sagt er weiter. Annika Thüsing kann sich ebenfalls nicht erinnern, dass jemals ein Stand-up-Paddler nicht gerettet werden konnte. Etwa 100 Einsätze hat die Ortsgruppe im Jahr, etwa 15 Prozent davon betreffen Wasserrettungen. „Wir hatten auf ein anderes Ergebnis gehofft“, so das traurige Fazit der DLRG-Sprecherin.

Damit es erst gar nicht zu Rettungseinsätzen kommen muss, haben sie und Schüttler Ratschläge für alle Wassersportler parat: „Soweit ich das sehen konnte, trugen die Männer alle keine Leash“, so Schüttler. Er meint damit die Leine, die das Board mit dem Fußgelenk des Sportlers verbindet. Diese sei immer zu empfehlen.

Leash für die Sicherheit

Rettungswesten (die laut Annika Thüsing Sportangler und -segler auf jeden Fall tragen sollten) seien beim Stand-up-Paddling nicht so vorteilhaft, denn mit ihnen komme man nicht so einfach zurück auf das Board, wenn man hinuntergefallen sei. Mit der Leash gebe es dieses Problem nicht – die Leine sorge für einen gewissen Sicherheitsgrad.

So sieht eine Leash aus: Am Board ist ein Kabel befestigt, am anderen Ende ein Klett-Verschluss für das Fußgelenk.
So sieht eine Leash aus: Am Board ist ein Kabel befestigt, am anderen Ende ein Klett-Verschluss für das Fußgelenk. © WP | Livia Krimpelbein

„Es sollten nur geübte Schwimmer Stand-up-Paddeln“, sagt DLRG-Frau Thüsing. Elias Schüttler rät dringend zu einem Kurs, bevor Interessierte sich das erste Mal aufs Board stellen. Auch eine VDWS-SUP-Lizenz könnten Sportler in der Surfschule erwerben – einen Schein, der Erfahrungen mit der Wassersportart nachweist.

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Gewässer sollte vertraut sein

Im Unterricht würde zudem auch über Gewässer, Strömung und Wind informiert. Denn: „Man muss sich vorher mit den örtlichen Gegebenheiten auseinandersetzten“, warnt Annika Thüsing vom DLRG.

So sei beispielsweise an der Unglücksstelle eine Kante unter Wasser, an der die Tiefe abrupt von etwa 15 Meter auf 30, 35 Meter steige. Das sorge für teils deutliche Unterschiede bei Sicht, Temperatur und Strömung: „Am Ufer sollte daher auch immer jemand stehenbleiben, der im Extremfall Hilfe holen kann.

Auch wenn die Hilfe im Fall des 19-Jährigen zu spät kommt: Die Einsatzkräfte sind froh, den Verunglückten geborgen zu haben – für dessen Angehörige.