Castrop-Rauxel. NRW-Innenminister Reul erklärt, warum die Polizei in Castrop-Rauxel noch in der Nacht eingegriffen hat. Die politischen Reaktionen im Überblick.

Nach dem Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel ermittelt die Polizei nach Worten von Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) mit Hochdruck. „Wir hatten einen ernstzunehmenden Hinweis, der die Polizei dazu veranlasst hat, noch in der Nacht zuzugreifen“, sagte Reul am Sonntagmorgen. Nun müssten die Ergebnisse der Ermittlungen abgewartet werden.

+++Lesen Sie auch: Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel +++

Einsatzkräfte hatten in der Nacht zum Sonntag einen 32-jährigen Iraner festgenommen, der einen islamistischen Anschlag vorbereitet haben soll. Laut Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf ist der Mann verdächtig, sich die Giftstoffe Cyanid und Rizin besorgt zu haben. Wie weit die Anschlagspläne fortgeschritten waren und ob es schon ein konkretes Anschlagsziel gab, blieb zunächst unklar.

+++ Lesen Sie auch: Hintergrund: So gefährlich sind die Gifte Rizin und Cyanid +++

Grünen-Innenpolitiker: Islamismus nicht aus dem Blick verlieren

Der Grünen-Innenexperte Konstantin von Notzhat den Anti-Terror-Einsatz im Ruhrgebiet als wichtigen Beleg bewertet, dass Gefahren des Islamismus fortbestehen. „Um die konkrete Bedrohung, die von den Beschuldigten ausgegangen ist, bewerten zu können, müssen zunächst die weiteren Ermittlungsergebnisse abgewartet werden“, sagte von Notz am Sonntag den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel

Anti-Terror-Ermittler haben in Castrop-Rauxel einen 32-Jährigen festgenommen, der einen islamistischen Anschlag vorbereitet haben soll. 
Anti-Terror-Ermittler haben in Castrop-Rauxel einen 32-Jährigen festgenommen, der einen islamistischen Anschlag vorbereitet haben soll.  © dpa | WTVnews
Neben dem 32-Jährigen wurde einer Polizeisprecherin zufolge auch sein Bruder festgenommen.
Neben dem 32-Jährigen wurde einer Polizeisprecherin zufolge auch sein Bruder festgenommen. © dpa | Karsten Wickern
file7oe8b9l1ayg1loy9fi4n
© dpa | Christoph Reichwein
file7oe6vmd5cuars65i52z
© dpa | Christoph Reichwein
Auf dem Gelände der Feuerwehr in Castrop-Rauxel werden bei der Durchsuchung gefundene Stoffe untersucht. 
Auf dem Gelände der Feuerwehr in Castrop-Rauxel werden bei der Durchsuchung gefundene Stoffe untersucht.  © dpa | Christoph Reichwein
file7oe8cg320oo1c2nhv8cz
© dpa | Christoph Reichwein
file7oe8c7wmw8ywyyppp0i
© dpa | Christoph Reichwein
file7oe8c7zd03sff9gn1th
© dpa | Christoph Reichwein
Männer in Schutzanzügen tragen einen Karton aus dem Haus in dem ein Anti-Terror-Einsatz stattfand. 
Männer in Schutzanzügen tragen einen Karton aus dem Haus in dem ein Anti-Terror-Einsatz stattfand.  © dpa | Marc Gruber
file7oed6db6scjczv6hjlf
© dpa | --
In diesem Wohn- und Geschäftshaus wurde ein 32-Jähriger festgenommen, der sich für Anschläge die Giftstoffe Cyanid und Rizin besorgt haben soll um einen islamistischen Anschlag vorzubereiten.
In diesem Wohn- und Geschäftshaus wurde ein 32-Jähriger festgenommen, der sich für Anschläge die Giftstoffe Cyanid und Rizin besorgt haben soll um einen islamistischen Anschlag vorzubereiten. © AFP | Ina Fassbender
Die Polizei setzt am Sonntag ihre Ermittlungen fort. 
Die Polizei setzt am Sonntag ihre Ermittlungen fort.  © dpa | Federico Gambarini
1/12

„Noch einmal wird deutlich, dass wir bei allen aktuellen, sehr ernstzunehmenden Bedrohungen aus dem Bereich des militanten, gut vernetzten Rechtsextremismus, keineswegs von islamistischen Täterinnen und Tätern ausgehende Gefahren aus dem Blick verlieren und unterschätzen dürfen“, mahnte der Grünen-Politiker. „Es bleibt ebenso richtig wie wichtig, dass die Sicherheitsbehörden auch diesen Bereich weiterhin sehr genau im Blick behalten und wir als wehrhafte Demokratie entschlossen handeln“, fügte der Fraktionsvize hinzu.

Faeser sieht Gefahr islamistischer Anschläge nicht gebannt

Bundesinnenministerin Nancy Faeser sieht vor dem Hintergrund des Anti-Terror-Einsatzes in Castrop-Rauxel die Gefahr islamistischer Anschläge in Deutschland nicht gebannt. Deutschland stehe weiterhin im unmittelbaren Zielspektrum islamistischer Terrororganisationen, sagte die SPD-Politikerin am Sonntag laut einer Mitteilung ihres Ministeriums. Islamistisch motivierte Einzeltäter seien eine weitere erhebliche Gefahr. „Unsere Sicherheitsbehörden rechnen deshalb jederzeit mit Vorbereitungen für einen Anschlag.

“Seit dem Jahr 2000 hätten die Behörden in Deutschland 21 islamistische Anschläge verhindert. Es sei weiterhin höchste Wachsamkeit geboten. Faeser betonte die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Gemeinsamen Terrorabwehrzentrum und der internationalen Kooperation auf dem Gebiet. Inhaltlich äußerte sie sich nicht zu der Festnahme. Die Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf würden nun zeigen, ob sich der Verdacht erhärte.

Lauterbach dankt Einsatzkräften in Castrop-Rauxel

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Arbeit der Einsatzkräfte beim Anti-Terror-Einsatz in Castrop-Rauxel gewürdigt. Sein besonderer Dank gehe an die Spezialisten des Robert Koch-Instituts und des Bundeskriminalamts, schrieb der SPD-Politiker am Sonntag bei Twitter. Diese verdienten „größten Respekt“. Auch der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag und Innenpolitiker Dirk Wiese bedankte sich bei den Sicherheitsbehörden und Einsatzkräften. „Es zeigt wieder einmal, wie wachsam wir sein müssen. Wichtig ist es jetzt, dass die Hintergründe und mögliche Verbindungen umfassend geklärt werden können“, twitterte er.

Die Festnahmen in Castrop-Rauxel hätte Schlimmeres verhindert, schrieb die innenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Lamya Kaddor. Die Gefahr für den Rechtsstaat durch den Islamismus bleibe groß. „Bin gespannt, aus welchem Motiv heraus die Verdächtigen handeln wollten. Gibt es möglicherweise Verbindungen zum Iran und staatlichen Akteuren?“

Wegen der biologisch-chemischen Gefahren waren laut einem „Bild“-Bericht unter anderem auch Mitarbeiter des Robert Koch-Instituts (RKI) vor Ort. Zahlreiche Einsatzkräfte trugen Schutzanzüge. (dpa)