Winterberg. Warum viele Gäste verunsichert sind, wie die Skiliftbetreiber mit der Energiekrise umgehen und wie stark die Preise fürs Skivergnügen steigen.

Manchmal in diesen Tagen muss Nico Brinkmann ein bisschen an sich halten. Dass er nicht zu direkt wird bei der Antwort auf die Frage, die er jetzt häufiger hört. Sie lautet: „Wollt ihr denn die Skigebiete wirklich aufmachen?“ Denn es steht ein Winter an, in dem Energie knapp und sündhaft teuer ist. Sollen die Lifte, die Beschneiungsanlagen und das Flutlicht tatsächlich anspringen in diesem einschneidenden Winter, nur damit man Ski fahren kann im Sauerland? Brinkmann, Betreiber mehrerer Lifte in Winterberg, kann über diese grundsätzliche Frage nur den Kopf schütteln. „Aber uns steht – was das Thema Energie betrifft – ein spannender Winter bevor.“

Thema: Beschneiungsanlagen

Die Wintersportarena Sauerland in Winterberg und Umland sowie Willingen besteht aus 34 Skigebieten mit 670 Schneeerzeugungsmaschinen, die eine Fläche von 150 Fußballfeldern beschneien. Brinkmann hat an seinen 3,5 Kilometern Piste insgesamt 60 Schneekanonen stehen. „Ein Großteil der benötigten Energie entfällt bei mir und den meisten anderen Kollegen auf die Beschneiungsanlagen“, sagt er. Bei mindestens minus zwei Grad brauchen Brinkmanns Maschinen 60 bis 70 Stunden – bei dauerhaftem Betrieb –, um eine Schneeauflage von einem halben Meter zu erstellen.

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Einmal produziert, kann die Grundlage lange halten – wenn es nicht gerade warmen Regen gibt. „Es geht für uns jedes Jahr darum, in den touristisch wichtigen Weihnachtsferien Skibetrieb zu haben“, sagt Brinkmann. Kalte Tage zu Beginn des Dezembers wären dafür gut. Dieses Jahr noch viel mehr, denn die Verträge mit dem Versorger laufen Ende des Jahres aus (siehe unten).

Um eine Schneeauflage von 30 Zentimetern mit den 670 Schneemaschinen zu erzeugen, werden rund drei Gigawattstunden Strom benötigt. Das entspricht dem Stromverbrauch von 1500 Zwei-Personen-Haushalten in einem ganzen Jahr. Oder – wie die Wintersportarena vorrechnet: „Die gleiche Menge an Energie benötigt ein Flug in die Karibik und zurück mit 200 Personen. Auf den Skipisten der Region haben aber rund 600.000 Wintersportler pro Saison ihren Spaß.“

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Grundsätzlich wollen die Liftbetreiber in diesem Winter „das Angebot der Nachfrage anpassen“. Heißt: wenig genutzte Bereiche könnten in der Nebensaison geschlossen bleiben und nicht beschneit werden. Die Temperaturentwicklungen sollen „noch genauer als sonst“ beobachtet werden, um Schnee nur bei hoher Effizienz zu produzieren. Ob das dann wirtschaftlich ist, entscheidet jeder für sich. „Es kann natürlich auch so sein, dass die Saison auf manchen Pisten nicht bis Ende März, sondern nur bis Ende Februar geht. Je nach Witterung, und weil man sich vielleicht aus Kostengründen gegen eine weitere Beschneiung entscheidet“, sagt Brinkmann. Denn die wird im neuen Jahr teuer.

Thema: Versorger

Die meisten Skispaß-Anbieter im Hochsauerlandkreis und in Willingen haben sich einer Energieeinkaufsgemeinschaft angeschlossen und Verträge über drei Jahre abgeschlossen. Diese laufen zum 31. Dezember aus. „Neue Verträge abzuschließen, ist zurzeit aufgrund der stark schwankenden Strompreise und der nicht absehbaren Entwicklung nicht sinnvoll“, heißt es von der Wintersportarena.

Auch Brinkmann gehört der Einkaufsgemeinschaft an. „Unser Glück ist, dass wir noch bis zum 31. Dezember die Preise der letzten Jahre zahlen.“ Und danach? Fachleute, sagt Brinkmann, seien im Einsatz, um die Verträge für die Zeit danach zu optimieren. „Wenn wir keine Mondpreise zahlen wollen, wird es vermutlich darauf hinauslaufen, dass wir ab Januar Tagespreise bezahlen – und es ist nicht unrealistisch, dass die zumindest im ersten Quartal des kommenden Jahres fünf Mal so hoch liegen wie bisher. Umso mehr hoffen wir, dass wir im Dezember eine Grundbeschneiung der Pisten hinbekommen.“

Thema: Lifte

In der Wintersportarena Sauerland gibt es rund 130 Liftanlagen, die je nach Art unterschiedlich viel Energie verbrauchen. Insgesamt machen sie nur etwa 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs aus, „weil die Strecken im Mittelgebirge so kurz sind“, sagt Brinkmann. Ein Sechser-Sessellift mit einer Länge von 600 Metern hat bei 80 Betriebstagen in einer Saison einen Energieverbrauch von 67.500 Kilowattstunden, rechnet die Wintersportarena vor. Das entspricht dem Jahresverbrauch von etwa 30 Zwei-Personen-Haushalten.

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Geplant ist, „die Zahl der laufenden Lifte dem aktuellen Bedarf“ anzupassen, wie die Wintersportarena mitteilt. „Zudem könnte in weniger stark besuchten Zeiten die Geschwindigkeit der Lifte reduziert werden.“ Die Gäste würden zudem gebeten, die Lifte voll zu besetzen, um die Beförderungskapazität auszuschöpfen.

Thema: Flutlicht

In der Region wird auch Skifahren unter Flutlicht angeboten: insgesamt auf 62 Pisten. Im Skiliftkarussell Winterberg kann für gewöhnlich dienstags und freitags bei Dunkelheit gefahren werden, in Neuastenberg und Willingen ist dies mittwochs, freitags und samstags der Fall. Der überwiegende Teil dieser Skigebiete sei in den zurückliegenden Jahren bereits auf LED umgestiegen, teilt die Wintersportarena mit. „Weitere Betreiber ziehen diese Umstellung mittelfristig in Erwägung. Die Anzahl der beleuchteten Flutlichthänge soll wie bei den Liften der Besucherzahl und deren Nutzungsgewohnheiten angepasst werden.“

Thema: Preise

Die Preisgestaltung ist in diesem Jahr eine Herausforderung. Es sind ja nicht nur die Energiekosten, die gestiegen sind, sondern es müssen auch höhere Löhne und allgemeine Kostensteigerungen erwirtschaftet werden. Die Skigebiete gehen laut Wintersportarena von einer Mehrbelastung von 20 bis 30 Prozent aus. Die Ticketpreise sollen aber wie in jedem Jahr nur moderat steigen. „In den größeren Gebieten ist mit Preissteigerungen von 5 bis 10 Prozent zu rechnen“, heißt es. Die Tageskarte für Erwachsene kostet im Skiliftkarussell in diesem Winter 45 statt 42 Euro (sieben Prozent plus). In Willingen wird der Preis für die Tageskarte für Erwachsene um zwei Euro (fünf Prozent) angehoben, für Kinder um einen Euro (vier Prozent.

Thema: Verunsicherung

Die Skiliftbetreiber und touristischen Einrichtungen, das räumt die Wintersportarena ein, „spüren zurzeit eine Verunsicherung der Gäste. Sie werden mit Fragen konfrontiert, wie Wintersport in den nächsten Monaten aussehen könnte und ob die Skigebiete überhaupt öffnen würden“.

So passiert es auch Nico Brinkmann, der mit seinen Pisten Teil des Skiliftkarussells ist. „Da wird dann oft unterstellt, dass das, was unsere Branche anbietet, nur der Freizeitbeschäftigung einiger weniger dient. Jedoch hängen in unserer Region tausende Arbeitsplätze direkt und indirekt am Wintertourismus. Die Seilbahnen und Skilifte sind quasi der Motor der heimischen Wirtschaft, wir „produzieren“ Erlebnisse für die Gäste. Und natürlich leben wir und unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon – und die ganze Region indirekt auch.“