Werl. Die Waldbauern in NRW konfrontieren bei ihrem 75. Verbandstag Ministerin Silke Gorißen (CDU) mit rustikal vorgetragenen Forderungen.

Begrüßt wurde sie mit freundlichem Applaus, aber auch mit einer politischen Botschaft in Signalfarben: Den Appell „Keine Streitverkündung gegen uns!“ durfte die neue NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) auf einem roten Plakat lesen, als sie am Mittwoch die Werler Stadthalle als Ehrengast des 75. NRW-Waldbauerntages betrat. „Wir haben keine Wünsche, wir haben Forderungen“, kündigte Waldbauernpräsident Philipp Heereman dann auch vor mehreren hundert Zuhörern in seiner rustikal vorgetragenen Eröffnungsrede an.

Sägeindustrie fordert 183 Millionen Euro Schadenersatz

Und eine dieser Forderungen dreht sich eben um die Streitverkündung. Dahinter verbirgt sich die Schadenersatzklage der Sägeindustrie gegen das Land NRW. 183 Millionen Euro möchten die Säger haben, weil sie hinter der vor Jahren unter Beteiligung des Landes praktizierten Rundholzvermarktung ein illegales Kartell vermuten. Bundesweit stehen sogar rund 900 Millionen Euro im Raum. Streitverkündung heißt: Sollte das Land vor Gericht verlieren, kann es die Waldbauern als Mitkartellanten zur Kasse bitten.

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Heereman warf nicht näher genannten Politikern vor, seinerzeit die Mahnungen der Waldbauern ignoriert zu haben. „Und manche Politiker tun es heute noch“, sagte er. „Wir Waldbauern sind nicht bereit, diese Versäumnisse durch eine Streitverkündung auszubaden.“

Landwirtschaftsministerin lässt sich von Sticheleien nicht aus der Ruhe bringen

Das rote Plakat wurde vor Beginn der Rede der Ministerin wieder abgehängt, in Absprache mit dem Ministerium, wie Heereman sagte, was allerdings vom Sprecher des Ministeriums im Gespräch mit dieser Zeitung zurückgewiesen wurde.

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Die CDU-Politikerin ließ sich indes von den Sticheleien nicht aus der Ruhe bringen. Sie sicherte den Waldbauern, die seit Jahren besonders stark unter den Auswirkungen der Klimakrise leiden, ihre Unterstützung zu. „Wenn Sie in mein Ministerium kommen, dann werden Sie kein rotes Banner vorfinden, sondern eine Tasse Kaffee.“

Botschaft der Ministerin: „Es sind noch genug Mittel vorhanden“

Gorißen ist erst seit wenigen Monaten im Amt, zuvor war sie Landrätin. Naturgemäß ist sie bei Waldthemen noch nicht so im Stoff wie ihre Vorgänger nach mehreren Jahren. „Wir haben ein gutes Miteinander in der Vergangenheit erlebt, wir werden das auch in Zukunft erleben“, versprach sie. Mehr als 100 Millionen Euro Fördermittel habe das Land in den vergangenen drei Jahren im Kampf gegen den Borkenkäfer bereitgestellt. In diesem Jahr unterstütze NRW die Waldbauern mit 45 Millionen Euro. „Es sind noch genug Mittel vorhanden“, sagte sie.

Ob das Land tatsächlich den Weg der Streitverkündung gehen wird und wie viele Waldbauern davon betroffen wären, ist übrigens noch nicht entschieden. Das Gerichtsverfahren könnte sich überdies noch Jahre hinziehen.