Werl. Die neue Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) ist erst seit kurzem im Amt. Bei den Waldbauern ist ihre Schonfrist aber schon abgelaufen.

Eine große Sause wird’s nicht geben, dafür ist die Lage zu angespannt. Der Waldbauernverband NRW feiert an diesem Mittwoch in der Werler Stadthalle sein 75-jähriges Bestehen. „Ich bin allen dankbar, die sich für den Wald einsetzen, aber das ist kein Zeitpunkt zum Jubeln“, sagt Verbandspräsident Philipp Heereman. Die privaten Waldbesitzer – allein in Nordrhein-Westfalen gibt es 160.000 – befinden sich seit Jahren im Krisenmodus, weil Klimawandel und Käfer an ihrer Lebensgrundlage knabbern.

Für die neue Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) dürfte sich der Nachmittag in der Pilgerstadt dann auch nicht zum Heimspiel entwickeln. Fromme Worte seien genug gewechselt, jetzt gehe es um konkrete Entscheidungen, fordert Heereman.

Aufgabenverteilung des Ministeriums unklar

Beispielsweise sei den Waldbauern noch immer nicht klar, wie die Landesregierung die Aufgaben des Landwirtschaftsministeriums im Bereich Forsten strukturiert habe. Nach der Landtagswahl im Mai hatte Schwarz-Grün das ehemalige Umweltministerium aufgeteilt: Umwelt und Verkehr gingen an die Grünen, Landwirtschaft und Verbraucherschutz an die CDU.

Zudem, so Heereman, schwebe der Kartellstreit mit der Sägeindustrie nach wie vor wie ein Damoklesschwert über der Branche. Die Sägewerke verklagen das Land auf 183 Millionen Euro Schadensersatz, weil sie sich vor Jahren beim vom Land mitorganisierten Rundholzverkauf benachteiligt sahen. Die ehemalige Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) hatte am Ende ihrer Amtszeit angedeutet, dass das Land die Waldbauern als Mitkartellanten bei einer Niederlage vor Gericht und möglichen Zahlungen mit ins Boot holen könnte.

Wann kommen die 200 Millionen Euro Förderung?

Bewegung auch auf einem anderen Spielfeld: Die Bundesregierung hat Anfang Juli den Weg für die Ökosystemleistung freigemacht und 200 Millionen Euro in den Haushalt noch für dieses Jahr eingestellt. Damit soll der klimagerechte Wald gefördert werden. Denn Holz bindet enorme Mengen an Kohlenstoff. Allerdings sind die Förderrichtlinien bisher nicht bekannt. Die Richtlinien liegen derzeit beim Bundesfinanzministerium zur Freigabe, teilte Dirk Wiese, SPD-Fraktionsvize im Bundestag, auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Wir kennen die Konditionen nicht, und das Jahr ist bald vorbei“, warnt Heereman. Im schlimmsten Fall sei das Geld angesichts der angespannten Haushaltslage futsch, wenn es 2022 nicht mehr ausgegeben werden könne.

Und dann würde sich folgende Frage um so mehr stellen, die Prof. Pierre Ibisch (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) in Werl stellt. Das Referat trägt den Titel: „Forstwirtschaft im Klimawandel – lohnt sich das noch?“