Arnsberg. Die IHK Arnsberg hat Menschen befragen lassen, ob Windräder sie von einer Reise ins Sauerland abhalten würden. Das sind die Ergebnisse.

Fast jeder fünfte Tourist sieht den Ausbau der Windkraft in der Urlaubsregion Sauerland kritisch. Das geht aus einer von der Industrie- und Handelskammer Arnsberg in Auftrag gegebenen Befragung hervor. Positiv ausgedrückt: Etwa 80 Prozent der Übernachtungsgäste und Tagesausflügler stehen einem Ausbau der Windkraft aufgeschlossen gegenüber.

Südwestfalen und dort vor allem das hügelige Sauerland gelten als Windkraftausbauregion Nummer 1 in NRW. Eine Potenzialstudie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucher hält den Bau von fast 1000 Windkraftanlagen dort für sinnvoll, damit NRW seine Klimaziele erreichen kann.

Weil die bis zu 200 Meter hohen Anlagen das Landschaftsbild verändern, sind Auswirkungen auf den Tourismus nicht von der Hand zu weisen. 2021 registrierte das Sauerland 1,4 Millionen Gästeankünfte mit fünf Millionen Übernachtungen – und das war ein Corona-Jahr. 2019, vor Corona, wurden 7,8 Millionen Übernachtungen verzeichnet. Sollten sich 20 Prozent der Besucher von mehr Windrädern abschrecken lassen, wäre das eine wirtschaftlich maßgebliche Größe.

Für die Studie hat das Centouris-Institut der Uni Passau im Auftrag der IHK 1000 potenzielle Gäste und Tagesausflügler mit Wohnsitz in NRW befragt. Neun von zehn Befragten gaben an, dass für sie eine intakte Landschaft der wichtigste Anlass für einen Besuch im Sauerland sei. Dass trotzdem knapp 80 Prozent der Gäste weitere Windkraftanlagen gut oder zumindest akzeptabel finden, sei kein Widerspruch, denn „die Gäste differenzieren dabei schon nach der Eignung des jeweiligen Standortes“, sagte Centouris-Geschäftsführer Stefan Mang. Windkraftanlagen auf Freiflächen oder Höhenzügen erhalten demnach Zustimmungsquoten von 89 Prozent (Einzelstandorte) bis 81 Prozent (Windparks). Eine Nutzung von Waldschadensflächen halten 73 Prozent für richtig oder vertretbar. Windparks in intakten Waldflächen lehnt jeder Zweite ab.

68 Prozent der Befragten würden ihr Reiseverhalten nicht von Windkraftanlagen an touristisch relevanten Orten wie Aussichtstürmen beeinflussen lassen, 18 Prozent schon. Eine vergleichbare Studie für Mittelgebirge hatte im Jahr 2012 eine um 15 Prozentpunkte höhere Ablehnungsquote ergeben.

„Die Interessen von Windkraft und Tourismus sind vereinbar, wenn bei der Standortwahl nach dem Prinzip des geringsten Eingriffs in den Landschaftsraum verfahren wird“, sagte IHK-Geschäftsbereichsleiter Thomas Frye bei der Vorstellung der Studie. Heißt: Intakte Waldflächen sollten windkraftfrei bleiben. Vor allem nach den schwierigen Corona-Jahren könne das Sauerland nicht auf bis zu 20 Prozent der Gäste verzichten. Frye forderte eine „Standortsteuerung“ und mehr Einfluss der Kommunen bei der Planung. Er regte an, das Thema Windkraft beim Tourismus-Marketing aktiv anzusprechen, schließlich wolle sich die Region nachhaltig aufstellen. Die IHK will nun eine Diskussion auf den Weg bringen und neben den Touristikern unter anderem auch die Energieerzeuger und die Industrie an einen Tisch holen.