Hagen. Für die SPD in der Region war es ein harte Abend: Wo nur wenige Stimmen über das Schicksal der Genossen entscheiden. Und wo die Grünen stark sind.

Die NRW-Wahl sorgte in Südwestfalen für Hochspannung – zumindest beim Kampf um die Direktmandate. Die CDU hat der SPD im Märkischen Kreis III die Erststimmen-Mehrheit abgeluchst. Länger sah es so aus, als könnte ihr das auch in Hagen gelingen. Doch am Ende gab es doch einen hauchdünnen SPD-Sieg. Die Union holt aber alle Direktmandate im Hochsauerlandkreis und in den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein.

Auch im Märkischen Kreis (MK) gehen nun alle drei Wahlkreise an die CDU: Der Iserlohner Thorsten Schick, Fraktionsvize im Düsseldorfer Landtag, verteidigt sein Mandat im Wahlkreis MK I , der Mendener Matthias Eggers gewinnt gleich im ersten Anlauf deutlich im Wahlkreis MK II. Und Ralf Schwarzkopf schlägt im MK III den SPD-Abgeordneten Gordan Dudas. Die SPD wiederum gewinnt alle Wahlkreise im Ennepe-Ruhr-Kreis (einer davon umfasst auch Teile Hagens).

+++ Kommentar: Wahlergebnis ist ein Regierungsauftrag für CDU und Grüne +++

Schaut man auf die Zweitstimmen-Resultate, also die Stärke der Parteien, dann fällt auf: Der Landestrend schlägt in der Region voll durch. Die Grünen, die in ganz NRW um rund zwölf Prozentpunkte zulegen, wachsen auch in vielen Kreisen Südwestfalens, wenn auch nicht ganz so stark wie im Landestrend: Meist sind es sieben bis acht Prozentpunkte. Die CDU legt fast flächendeckend leicht zu, die SPD verliert etwa im gleichen Maße. Sehr hart trifft es die FDP: Sechs bis sieben Prozentpunkte beträgt das Minus in den meisten Kreisen.

Diese Besonderheiten gibt es für die Region:

Wo es eng zugeht:

Besonders eng lagen den ganzen Abend die Kandidaten im Wahlkreis Märkischer III beieinander. Um etwa 21.30 Uhr war klar: Gordan Dudas (SPD) unterliegt mit 0,5 Prozentpunkten Abstand seinem Herausforderer Ralf Schwarzkopf von der CDU. Dudas muss jetzt hoffen, dass sein Platz 9 auf der SPD-Reserveliste noch für ein Landtagsmandat reicht. Im Wahlkreis Hagen I wiederum musste Wolfgang Jörg bis 22.20 Uhr zittern. Dann stand fest: Mit 0,9 Prozentpunkten Vorsprung siegt er doch vor seinem CDU-Herausforderer Dennis Rehbein. Am Ende waren es nur 377 Stimmen, die dem SPD-Mann das erneute Ticket nach Düsseldorf bescherten. Auch die SPD-Abgeordnete Nadja Büteführ (Ennepe-Ruhr-Kreis II) lag nur knapp vor CDU-Herausforderin Sarah Kramer. Eine weitere Frau sorgte hier für Spannung: Verena Schäffer, die bisherige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, erreichte rund 22 Prozent der Erststimmen.

Der Stimmen-König:

Klare Verhältnisse im Kreis Olpe. Der CDU-Landtagsabgeordneter Jochen Ritter erhielt rund 54 Prozent der Erststimmen – und ist damit Stimmen-König in Südwestfalen. Matthias Kerkhoff – ebenfalls CDU – erreichte im Hochsauerlandkreis knapp 52 Prozent.

Der Grünen-Faktor:

Die Grünen werden wohl auf jeden Fall der nächsten Landesregierung angehören – und legten auch in der Region zu. Eine starke grüne Stimme aus Südwestfalen wird es aber wohl nur bedingt geben. Verena Schäffer sitzt zwar wieder im Landtag. Die Wittenerin ist aber schon recht weit weg vom Alltag im Sauerland oder Siegen-Wittgenstein. Johannes Remmel aus Siegen, über Jahre führender Grüner im Land, ist nicht mehr dabei. So ruht die Hoffnung auf Gregor Kaiser aus Lennestadt, der der einzige Grünen-Abgeordnete aus dem Sauerland und Siegen-Wittgenstein sein wird und erstmals in den Landtag eingezogen ist.

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Das FDP-Barometer:

Eine Hochburg der Liberalen war Südwestfalen bislang ohnehin nicht, jetzt sind die Ergebnisse zum Teil verheerend. Schaut man auf die Zweitstimmen-Ergebnisse, dann ist das Minus sehr deutlich. Bei den Erststimmen kann auch ein FDP-Promi wie Angela Freimuth, immerhin Vizepräsidentin des NRW-Landtags, nichts ausrichten: Sie erhält voraussichtlich nur 6,5 Prozent der Erststimmen in ihrem Wahlkreis im Märkischen Kreis – aber immerhin etwas mehr als ihre Partei im Landesschnitt.

Die neuen Gesichter:

Viele Landtagsabgeordnete in Südwestfalen sind wiedergewählt worden, aber es gibt auch neue Gesichter: Mit Ina Blumenthal (Hagen/Ennepe-Ruhr-Kreis III) und Kirsten Stich (EN-Kreis I) gibt es zwei neue SPD-Abgeordnete. Ihre Vorgänger traten nicht mehr an oder sind verstorben. Für die CDU ist Matthias Eggers für den Märkischen Kreis II neu im Landtag – sein Vorgänger Marco Voge ist inzwischen dort Landrat. Auch Ralf Schwarzkopf sitzt für die CDU nun im Landtag. Für die Grünen wird Gregor Kaiser nach Düsseldorf gehen. Ob Christin-Marie Stamm aus dem Kreis Olpe für die SPD mit Platz 12 noch über die Landesliste einziehen wird, war am Abend offen.

Das Geschlechter-Verhältnis:

Schaut man nur auf die 13 Wahlkreise im Verbreitungsgebiet unserer Zeitung, dann haben nur vier Frauen ein Direktmandat gewonnen. Also weiter ein klarer Männerüberschuss. Der wird aller Voraussicht nach auch nicht durch die Kandidaten aufgelöst, die eine Chance haben, noch über die Landeslisten ihrer Parteien einzuziehen.

Stimmen zur Wahl:

„Natürlich hätten wir mehr erwartet“, sagte Dirk Wiese, Sprecher der Südwestfalen-SPD. Grüne und CDU seien klare Gewinner, auch wenn die Frage der Regierungsbildung aus seiner Sicht noch offen war. Die ersten Gespräche müsste aber Hendrik Wüst führen.

„Das ist ein sehr schöner Abend“, jubelte Matthias Kerkhoff, wiedergewählter Landtagsabgeordneter aus dem Hochsauerlandkreis und Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU. „Das ist ein klarer Regierungsauftrag für die CDU. Wer das bei der SPD anders sieht, der weiß nicht, was Sache ist“, sagte er. Auch in Südwestfalen habe die CDU ein „großartiges“ Ergebnis geholt.

Verena Verspohl aus Arnsberg, Mitglied im Landesvorstand der Grünen, sprach sogar von einem „rasenden Abend“. Die Grünen seien klarer Wahlsieger, „auch im Sauerland“, und das trotz des noch ausbaufähigen Organisationsgrades.