Hagen/Lüdenscheid. Es ist ein Schlag für die gesamte Region: Die marode A-45-Brücke ist auch für Pkw nicht mehr befahrbar. Wie Politik und Wirtschaft reagieren.

Die dauerhafte Sperrung der Talbrücke Rahmede sei der „Super-Gau“, sind sich die Vertreter der Industrie- und Handelskammern in der Region einig. Denn nicht nur der Lkw-Verkehr sei nunmehr betroffen, sondern ebenso Pendler, Privatpersonen, Geschäftsreisende und viele mehr. Die ohnehin schwierige Fachkräftesituation werde dadurch weiter verschärft, sagt Christoph Brünger von der Südwestfälischen IHK zu Hagen, der dort zuständig ist für die Standortpolitik. Die große Sorge sei, dass die Verkehrslage zu Abwanderungstendenzen führen wird, erste Hinweise darauf gebe es bereits jetzt: „Das Ziel, die Brücke in fünf Jahren neu zu bauen, muss unbedingt unterschritten werden.“

+++ Lesen Sie auch: Jetzt reden A-45-Betroffene: „Das ist einfach katastrophal“ +++

Für den Abriss und Wiederaufbau müsse das Tempo bis auf die Schmerzgrenze ausgereizt werden, appelliert auch Klaus Gräbener, Hauptgeschäftsführer der IHK Siegen. Das weitere Vorgehen erfordere einen überparteilichen Konsens und einen südwestfälischen Kraftakt. „Diese Problemsituation geht über die Landesgrenzen hinaus“, sagt er. Um die maximale Geschwindigkeit zu erreichen, müssten auch gesetzliche Neuregelungen schnell geschaffen werden. Und: „Was auf die Schiene gebracht werden kann, muss man auf die Schiene bringen“, verdeutlicht Gräbener die Wichtigkeit der Bahnstrecken. Der Verkehr werde nicht weniger, „er wird sich nur anders verteilen“. Und dadurch weitere Straßen und Brücken stark belasten.

Eine mehrjährige Sperrung werde Arbeitsplätze und Wertschöpfung kosten, ist auch Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der IHK Dortmund, sicher. Die Region sei zwar große Autobahnbaustellen gewohnt, „aber in diesem Fall werden Unternehmen nicht einfach nur auf die Zähne beißen, sondern Investitionen verschieben, Standorte verlagern und Fachkräfte werden sich andere Jobs suchen“.

Reaktionen aus der Politik

Wie aber geht es jetzt weiter? Gefragt ist da vor allem auch die Politik, sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Und die ist sich einig: Es handle sich um eine Notlage, schnellstmöglich müssten jetzt gemeinsam Lösungen für mehrere Problembereiche gefunden werden, so die Stimmen aus SPD, FDP und CDU. Dabei geht es ihnen um mehr als den Neubau. Stimmen dazu.

+++ Lesen Sie auch: Abriss: A45-Brücke bei Lüdenscheid nie wieder befahrbar +++

„Als Ampel-Koalition werden wir sämtliche Wege der Planungsbeschleunigung bis hin zur Möglichkeit der Legalplanung intensiv prüfen. Kurz- und mittelfristig müssen aber in der Region Antworten für den Transitverkehr, die Pendlerinnen und Pendler und vor allem die betroffenen Anwohner gefunden werden. Hier ist das Land mit allen Verantwortlichen zeitnah gefordert, Ausweichrouten zu finden und die Verkehre weiträumig umzuleiten.“ Dirk Wiese, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion

„Das ist ein absolutes Desaster für die Region, die aufgrund mangelnder Ausweichmöglichkeiten so sehr auf diese Autobahn angewiesen ist. Wir müssen nun im Parlament und in der Regierung auf Bundes- wie auf Landesebene alle möglichen Register ziehen, um den Neubau so schnell wie möglich zu realisieren und die Belastungen für die Region durch den Ausweichverkehr zu reduzieren. Ich bin im engen Austausch mit dem Bundesverkehrsministerium und weiß, dass dieses Projekt mit höchster Priorität behandelt wird.“ Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP sowie Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion

„Das ist eine Hiobsbotschaft für unsere Region. Die Leidtragenden sind insbesondere die Anlieger vor Ort und an den Umleitungsstrecken sowie die heimischen Unternehmen, denen ein wichtiger Teil ihrer Logistik genommen wird. Die Probleme können jetzt nur im Schulterschluss aller Ebenen bewältigt werden. Es geht darum, schnellstmöglich für eine Lösung zu sorgen. Wir dürfen uns nicht mehr im Klein-Klein verlieren. In dieser Notlage zählt jeder Tag und wir müssen Gas geben beim Neubau. Dabei geht ganz klar Geschwindigkeit vor Kosten.“ Florian Müller und Paul Ziemiak, CDU-Abgeordnete (beide Bundestag) sowie Thorsten Schick (Landtag)