Lüdenscheid. Statik-Experten waren laut Autobahn GmbH am Wochenende im Dauereinsatz an der A45-Talbrücke-Rahmede. Die Vollsperrung hält an.

Das extreme Verkehrschaos im Märkischen Kreis wegen der Sperrung der Autobahn 45 zwischen Lüdenscheid-Nord und Lüdenscheid-Mitte hat sich am Wochenende nach Aussagen von Anwohnern etwas entspannt.

Mit dem Start des Berufsverkehrs dürfte es aber wieder lange Wartezeiten auf den Straßen in Lüdenscheid und auch im weiteren Umkreis auf den Ausweichstrecken beispielsweise in den angrenzenden Orten wie Halver und Breckerfeld und im Volmetal geben, auch wenn inzwischen Verbesserungen an Ampelschaltungen durchgeführt wurden und Baustellen auf Umleitungsstrecken abgebaut worden sind.

Probleme für Feuerwehr Lüdenscheid

Nachdem die wichtige Nord-Süd-Verkehrsader A45 am Donnerstagnachmittag durch die Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH ad hoc gesperrt wurde, wälzte sich der Pkw- und Lkw-Verkehr auf Lüdenscheider Gebiet auf vielen Strecken allenfalls im Schritttempo vorwärts. Ein Ärgernis für alle Beteiligten, insbesondere die geplagten Anwohner.

Seit der Sperrung der A45 bei Lüdenscheid am Donnerstagnachmittag bilden sich Staus, wie hier an einer Umleitung ab der Ausfahrt Lüdenscheid-Mitte.
Seit der Sperrung der A45 bei Lüdenscheid am Donnerstagnachmittag bilden sich Staus, wie hier an einer Umleitung ab der Ausfahrt Lüdenscheid-Mitte. © dpa | Markus Klümper

Darüber hinaus ist es auch ein logistisches Problem für wichtige Einrichtungen wie die Feuerwehr. Die Feuerwehrgerätehäuser der Löschzüge Oberrahmede und Lüdenscheid-Stadtmitte konnten von der Freiwilligen Feuerwehr wegen der Staus am Freitag nicht schnell genug erreicht werden, teilte die Stadt Lüdenscheid mit und ließ beide bis Freitagabend kurzerhand durchgängig besetzt. Ab Montag werde ebenfalls eine Tagesbereitschaft durch Einsatzkräfte eingerichtet, um vorzubeugen, hieß es weiter.

Auch profanere Probleme gibt es im Zusammenhang mit der Autobahnsperrung für die Lüdenscheider Bürgerinnen und Bürger: Die Müllabfuhr, für die der Stadtreinigungs-, Transport- und Baubetrieb Lüdenscheid (STL) zuständig ist, kam ebenfalls nicht mehr durch und informierte Betroffene sogar über Soziale Medien. „Es heißt, nicht geleerte Mülltonnen würden auf jeden Fall abgeholt“, sagte eine Anwohnerin.

Wann, das ist die Frage, denn in den kommenden Tagen dürfte das Verkehrschaos in Lüdenscheid kaum abnehmen. Auch wird es in der kommenden Woche tagsüber kaum einen günstigen Zeitpunkt geben, um nicht in Staus zu geraten. Über verkehr.nrw ließ sich am Freitag ablesen, auf welcher Strecke mit wie langen Wartezeiten zu rechnen war. 60 Minuten waren jedenfalls auf den Straßen zwischen den Autobahnabfahrten keine Ausnahme.

Baustellen auf Umleitungsstrecken abgebaut

Auf der Umleitungsstrecke L561 zwischen Schalksmühle Heedfeld und Lüdenscheid Hulsberg sind nach Angaben des NRW-Verkehrsministeriums Arbeiten an einer Baustelle unmittelbar gestoppt worden. „Es wurde sofort mit der Asphaltverfüllung begonnen, so dass die Baustelle im Anschluss geräumt werden konnte. Die eigentliche Bedarfsmaßnahme wird verschoben. Die Landesstraße war schon am Freitagnachmittag wieder befahrbar“, erklärte ein Sprecher des Ministeriums auf Anfrage dieser Zeitung.

Darüber hinaus arbeite der Landesbetrieb daran, die Sperrung der B236 bei Altena an der Werdohler Straße schnellstmöglich abzuschließen, nachdem dort im Zuge von Hochwasserschäden Schäden an einer Gasleitung beseitigt werden müssen. „Auch eine vorläufige Aufhebung von weiteren Baumaßnahmen in der Region wird geprüft, um für mehr Entlastung zu sorgen“, versicherte der Ministeriumssprecher.

Vielleicht läuft es in den kommenden Tagen etwas besser, weil die Stadt in Kooperation mit Straßen.NRW (für Landes- und Bundesstraßen zuständig) Ampeln spätestens ab Samstag umstellen und Baustellen abbauen wollte. „Alle Lichtsignalanlagen (Ampeln) auf den Umleitungsstrecken – also auf der Lennestraße, der Altenaer Straße und der Heedfelder Straße – werden auf ihre maximalen Umlaufzeiten eingestellt, so dass möglichst viel Verkehr ungehindert über die Strecke fließen kann. Allen Ortskundigen wird empfohlen, die Umleitungsstrecken, wenn möglich zu meiden“, hieß es in einer Mitteilung der Stadt Lüdenscheid.

Offiziell keine neuen Erkenntnisse

Die von der Autobahn GmbH beauftragten Experten seien, wie bereits am Freitag angekündigt, auch am Wochenende an der Autobahn-Brücke im Einsatz gewesen. Neue Erkenntnisse teilte die seit Anfang des Jahres für die Bundesautobahnen zuständige Behörde am Wochenende auf Anfrage dieser Zeitung nicht mit. Von den Untersuchungen der beauftragten Statik-Experten der Firma Ruhrberg-Ingenieure wird abhängen, ob über diese Brücke überhaupt noch einmal Verkehr fließen wird.

Am Freitag hatte die Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH vorsichtig angedeutet, dass die Strecke möglicherweise absehbar wenigstens einspurig für Pkw wieder für befahrbar erklärt werden könnte. Gegebenenfalls nach einer entsprechenden Verstärkung des verformten Stahlträgers und vorausgesetzt, es werden nicht weitere Schäden wie Risse in Schweißnähten oder Ähnliches entdeckt.

Das Bauwerk ist 453 Meter lang und wird von fünf mal zwei Stützen aus Beton getragen. Die Stützweiten liegen zwischen 54 und 104 Metern (in der Mitte). Auf den filigranen Pfeilern, die bis zu 70 Meter hoch sind, liegt eine Stahlkonstruktion, die Fahrbahnplatte trägt. Die beiden großen, fünf Meter hohen Stahl-Träger rechts und links haben laut Autobahn GmbH gerade einmal eine Wandstärke von einem Zentimeter. Zwischen den Trägern liegt eine Fachwerkkonstruktion, auf der die Fahrbahnplatte aufliegt.