Sundern. Hochbetrieb bei Weihnachtsbaumproduzenten: Lieferengpässe soll es hier nicht geben. Manche Kunden kaufen gleich zwei Mal in der Saison.

Die Weihnachtsbaum-Saison im Sauerland ist gestartet. Das merkt man spätestens, wenn man Eberhard Hennecke (61) gegenübersitzt und das Gespräch mehrfach unterbrochen wird, weil Kunden anrufen und Bestellungen aufgeben – zum Beispiel für Adventsbäume. Der Weihnachtsbaumproduzent aus Sundern-Dörnholthausen ist Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW und beantwortet alle drängenden Fragen rund um das Tradition-Gewächs:

Es wird über Lieferengpässe bei Weihnachtsgeschenken berichtet. Müssen wir ein Fest der Liebe ohne Weihnachtsbaum erleben?

Ein Mitarbeiter von Eberhard Hennecke bereitet Weihnachtsbäume für den Verkauf vor.
Ein Mitarbeiter von Eberhard Hennecke bereitet Weihnachtsbäume für den Verkauf vor. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

„Ich kann Sie beruhigen“, sagt Eberhard Hennecke, „trotz großer Nachfrage wird jeder, der einen Weihnachtsbaum haben möchte, auch einen bekommen.“

Kaufen sich immer mehr Bürger einen Adventsbaum, oder ist das ein Marketing-Gag der Branche?

Hennecke lacht: „Sie haben ja die Anrufe mitbekommen. Die waren nicht bestellt.“ Er spricht von einer Renaissance des Adventsbaums. Dieser würde z.B. im Eingangsbereich von Häusern oder auf Balkonen aufgestellt. „Und danach wird noch der Baum fürs Fest gekauft.“

Wann sollte man einen Weihnachtsbaum kaufen?

Die beste Zeit, so Hennecke: 14 Tage bis eine Woche vor Heiligabend.

Wie erkenne ich, ob der Baum frisch ist?

„Je heller das Stammende, umso frischer der Baum“, sagte Hennecke. Weiterer Frische-Hinweis: Es fühlt sich saftig an, wenn man mit den Fingern unten an der Rinde kratzt.

Eberhard Hennecke ist Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW.
Eberhard Hennecke ist Vorsitzender der Fachgruppe Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger im Landesverband Gartenbau NRW. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Wo sollte man ihn lagern?

Unter einem Carport, in der Garage, im Keller oder auf der Terrasse. „Er kann im Netz bleiben“, sagt Hennecke. Den Baum könne man bedenkenlos bereits einige Tage vor dem Fest aufstellen: „Aber nie in der Nähe von Kaminöfen.“

Wie erreicht man es, dass der Baum nicht schon nach wenigen Tagen nadelt?

Indem man regelmäßig Wasser in den Ständer füllt. Hennecke: „Ein 2-Meter-Baum zieht am Tag mehr als einen halben Liter Wasser.“

Ist die Sehnsucht nach dem Baum in der Pandemie gewachsen?

Ja, sagt Hennecke: „Der Weihnachtsbaum ist ein wesentlicher Bestandteil des Lebens, ein hochemotionales Produkt. Die Menschen verbinden mit ihm Natur, Gemeinschaft, Gemütlichkeit und Familie.“ In der Pandemie gehe dies mit dem Wunsch einher, es sich zu Hause schön zu machen: „Der Baum ist den Leuten so wertvoll, dass sie nicht um den Preis diskutieren.“

Wie viel kostet ein Baum?

Ein Baum wird eingenetzt. Gut 7 Millionen Weihnachtsbäume aus dem Sauerland werden jährlich verkauft.
Ein Baum wird eingenetzt. Gut 7 Millionen Weihnachtsbäume aus dem Sauerland werden jährlich verkauft. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Es wird eine leichte Preiserhöhung geben, so Eberhard Hennecke. Wegen gestiegener Kosten bei Energie, Betriebsmitteln und Lohn. Das bedeutet: Der laufende Meter Nordmanntanne kostet zwischen 21 und 27 Euro. Im vergangenen Jahr waren es zwischen 20 und 25 Euro.

Warum ist die Nordmanntanne so beliebt?

Wegen ihrer satten, dunklen Farbe, ihres pyramidenförmigen, gleichmäßigen Aufbaus, ihrer Nadelfestigkeit und -haltbarkeit. Und ganz wichtig: Sie sticht nicht.

Wie groß soll der Baum sein?

Lange war ein 2-Meter- bzw. 2,25-Meter-Baum am stärksten nachgefragt, so Hennecke. Dann wurden 1,75 Meter zur Massengröße. 2020, in der Pandemie, waren wieder größere Bäume „in“: „Die Menschen investieren mehr Zeit und Herzblut beim Schmücken des Baumes.“

Kommt Lametta an den Baum?

Lametta bleibt „out“. Was dagegen „in“ ist: Naturmaterialien am Baum, Strohsterne, Holzschmuck. Vieles selbstgebastelt. Hennecke: „Die Menschen haben in der Pandemie mehr Zeit.“

Zuletzt wurde wegen trockener Sommer über schlechte Ernten geklagt. Wie wird dieser Jahrgang?

„Hervorragend“, so der Unternehmer aus Sundern. Das Wetter war ideal: keine Frostschäden in Mai und Juni, keine Hagelschäden das Jahr über und Regen im Sommer. Gut für die Bäume.

Was ist mit dem Borkenkäfer?

„Gott sei Dank“, sagt Hennecke, gehen diese nicht an Weihnachtsbäume: „Die haben einen ganz anderen Nährstoffgehalt als Fichten.“

Werden Pestizide eingesetzt?

Ja, sagt Hennecke, „sie dienen aber nur dem Schutz der Pflanzen und nicht einem schnelleren Wachstum. Wir gehen ganz bewusst damit um.“ Der Anteil von Bio-Weihnachtsbäumen betrage derzeit etwa 5 Prozent. Hennecke: „Angesichts unserer hohen Standards können Verbraucher guten Gewissens herkömmliche Bäume kaufen.“