Altena. Das Untergeschoss von Familie Grüber aus Altena wurde von der Flut komplett zerstört. Wir haben sie zwei Wochen nach der Katastrophe besucht.
Erst im April hatten sie ihr Wohnzimmer renoviert. Frische Farbe an der Wand, ein neues Sofa. Einige Möbel waren noch in Kartons verpackt, weil fehlende Einzelteile noch nicht geliefert wurden. Einige Monate später ist vom gemütlichen Wohnzimmer der Familie Grüber nichts mehr zu erkennen. Sie wohnen in Altena und wurden besonders schwer von der Hochwasserkatastrophe getroffen.
Durch das gesamte Untergeschoss des Hauses ist das Wasser geflutet. Wohnzimmer, Küche und das große Badezimmer sind hinüber. „Wir wissen noch gar nicht, wie es jetzt weitergeht“, sagt Dimitra Grüber knapp zwei Wochen nach dem Unwetter.
Als sich die Katastrophe anbahnte, waren Dimitra Grüber, ihr Mann Thomas und der 14-jährige Sohn nicht zuhause, sondern im Ostseeurlaub. Die 18-jährige Tochter blieb erstmals allein in Altena – sie wollte zusammen mit Freunden verreisen. „Niemand hat damit gerechnet, dass es so schlimm werden würde“, sagt Dimitra Grüber. „Hier ist ja nie etwas passiert. Wir sind auch eigentlich weit genug weg von der Lenne. Am Mittwochmorgen trudelten dann aber die ersten Meldungen ein und wir standen immer in Kontakt mit unserer Tochter.“
Familie zum Zeitpunkt der Flut im Urlaub
Als das Unwetter seinen Höhepunkt fand, brach Vater Thomas den Urlaub ab und machte sich auf den Weg in Richtung Altena und somit zu seiner Tochter. Mit dem Auto kam er nicht bis zum Haus, er bahnte sich seinen Weg durch die gefährliche Sturzflut auf den Straßen zu Fuß. „Es gab kein Handynetz, ich wusste also mehrere Stunden nicht, wo er war“, erinnert sich Dimitra Grüber, die gemeinsam mit ihrem Sohn an der Ostsee geblieben war.
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Rechtzeitig und unversehrt wurde die Tochter aus dem Fenster gerettet. Doch für das Haus der Familie kam jede Hilfe zu spät. Einzig das Obergeschoss mit den Kinderzimmern, dem Elternschlafzimmer und einem kleinen Bad blieb verschont. Deshalb konnte die Familie in den Tagen nach der Flut auch im eigenen Haus bleiben und musste nicht in eine Notunterkunft umziehen.
Im Untergeschoss wurde alles zerstört. Hier stand das Wasser höher als kniehoch. „Nach ungefähr zwölf Stunden hat sich das Wasser dann zurückgezogen“, sagt Dimitra Grüber. „Zurück blieb der stinkende Schlamm.“
Große Hilfsbereitschaft in Altena
In den darauffolgenden Tagen erlebte die Familie „eine unfassbare Hilfsbereitschaft“. Immer wieder kamen Helfer und entsorgten den Schlamm und die ruinierte Einrichtung. „Teilweise kannte man die Leute nicht einmal. Alle haben mitangepackt“, zeigt sich Dimitra Grüber dankbar und gerührt. Mit Campingtisch und -stühlen wurde der Familie ausgeholfen, auch eine behelfsmäßige Küche haben sie mittlerweile. Doch immer wieder fallen neue Dinge auf, die fehlen.
Zwei Wochen nach der Flut gleicht das Untergeschoss einem Rohbau. Aktuell wartet die Familie auf Bautrockner, die sind derzeit besonders gefragt. Wie es nach dem Trocknen weitergehen soll, weiß Dimitra Grüber nicht. Auch den Gesamtschaden kennen sie und ihr Mann noch nicht.
Spendengelder werden dringend benötigt
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Eine Soforthilfe der Stadt Altena in Höhe von 2000 Euro hat die Familie bereits erhalten, doch damit sind die Kosten nicht einmal annähernd zu decken. Hilfe vom Land Nordrhein-Westfalen haben die Grübers beantragt, aber noch keine Rückmeldung erhalten. Auch Spendengelder sind noch nicht angekommen. Die Caritas ist gerade dabei, die Bedarfe der vielen Flutopfer zu klären. „Noch einen Kredit können wir nicht aufnehmen“, macht Dimitra Grüber deutlich. Das Geld der WP-Spendenaktion wird hier besonders dringend gebraucht. Denn es stehen nicht nur umfangreiche Reparatur- und Renovierungsarbeiten im Haus an – die Familie muss viele Möbel, Schuhe, Jacken etc. komplett neu anschaffen. Auch das Auto hat einen Totalschaden, das hat die Versicherung bereits bestätigt.
Es gibt aber auch Dinge, die sich mit Geld nicht wieder ersetzen lassen. Viele persönliche Andenken und Fotos sind im Wasser zerstört worden. „Um diese Dinge ist es besonders schade“, sagt Dimitra Grüber, die noch einige Erinnerungsstücke retten konnte und nun trocknen lässt.