Hagen. Hausärzte werden Corona-Impfdosen nicht los und sprechen von einer bitteren Wahrheit. Die Impfbereitschaft lässt in den Sommerferien weiter nach.

In NRW werden Anfang August wohl die ersten Impfdosen gegen das Coronavirus entsorgt. Die Impfbereitschaft lässt in den Sommerferien weiter nach, gleichzeitig läuft das Haltbarkeitsdatum für Vakzine wie Biontech in vielen Fällen ab. Laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe bemüht man sich in den Impfzentren und bei den Hausärzten um Lösungen.

Das Impfzentrum in Siegen-Wittgenstein teilt mit, dass Vakzine von Astrazeneca und Moderna bereits von Spediteuren des Ministeriums abgeholt wurden.

Mediziner sprechen von bitterer Wahrheit

Die Hausärzte in der Region haben am Dienstag vor der Vernichtung ungenutzten Corona-Impfstoffes gewarnt: „Wir müssen hundert Astrazeneca-Impfdosen in den nächsten Tagen entsorgen“, berichtet Udo Pappert, Hausarzt in Holzwickede. Das sei eine „bittere Wahrheit“. Der Schmerz sitze tief.

Michael Klock, Hausarzt in Siegen und stellvertretender Leiter des Impfzentrums in Siegen-Wittgenstein: „Wir haben in unserer Praxis mehr Biontech als wir verimpfen können. Das ist ein Problem, das wir nicht lösen können.“ Der Bund nehme den Stoff nicht zurück, da nicht 100-prozentig garantiert werden könnte, dass die Kühlkette eingehalten wird. Mittlerweile werde Impfstoff wie saures Brot angeboten, in Siegen-Wittgenstein demnächst auch bei Impfaktionen auf Flohmärkten. Er findet die mangelnde Solidarität der Impfverweigerer „zum Schämen“.

Nachfrage aus Hausarztpraxen steigt

Eine quantitative Einschätzung, wie verbreitet diese Problematik ist, kann Vanessa Pudlo von der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) nicht geben: „Es fehlen uns hierzu die nötigen Informationen.“ Allerdings nehme die Zahl der Hausärzte zu, die sich bei der KVWL meldeten und nachfragten, wie sie mit übrig gebliebenem Impfstoff umgehen sollten. Die ablaufenden Vakzine für eine Drittimpfung zu verwenden, sei nicht möglich, da entsprechende Studien dazu fehlten.

Impfzentren optimistischer

Mehr Optimismus herrscht bei den Impfzentren: Katharina Klaas, pharmazeutische Leiterin des Impfzentrums in Hagen, ist sich sicher, dass durch mobile Impfaktionen, der Biontech-Vorrat noch vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums verimpft werden kann.