Hagen. Arbeitgeber müssen ihren Mitarbeitern kein Homeoffice mehr anbieten. Das Ende der Pflicht bedeutet aber noch keine Rückkehr zur Normalität.

Donnerstag, 1. Juli 2021. Ein Datum, das durchaus erinnerungswürdig erscheint, denn seit heute sind weitreichende gesetzliche Regelungen erstmals wieder aufgehoben, die im Kampf gegen die Corona-Pandemie ersonnen wurden: Neben der Bundesnotbremse betrifft dies auch die Pflicht für Arbeitgeber, Homeoffice für die Mitarbeiter möglich zu machen. Doch längst nicht überall in Südwestfalen gehen die Unternehmen deswegen in den Normalbetrieb über. Wir haben nachgefragt.

Der mittelständische Betrieb

„Wir haben unsere Mitarbeiter durchaus früh ins Homeoffice geschickt, als die Pandemie losging“, sagt Sebastian Weber, Geschäftsführer der Firma Datasec aus Siegen. Jedenfalls in den Bereichen, wo es möglich war: Von den rund 320 Mitarbeitern arbeiteten nur knapp 90 von Zuhause aus. Der Rest blieb vor Ort – aus Datenschutzgründen. Denn der Dienstleister ist im Bereich Dokumentenmanagement tätig, kümmert sich um die Geschäftsprozesse anderer Unternehmen. Dabei müsse sichergestellt sein, dass keine Informationen nach außen gelangen, sagt Weber. Über einen Laptop im privaten Netzwerk wäre das nicht der Fall.

Und jetzt, da die Pflicht zum Homeoffice endet? Sei vorerst nichts verpflichtend, so Weber: „Wir gehen erstmal zu einer Freiwilligkeit über. Langfristig sollen unsere Mitarbeiter aber schon wieder an zwei Tagen im Unternehmen sein, auch, um den sozialen Anschluss nicht zu verlieren.“

Um den kümmert sich auch die Unternehmensgruppe Ejot mit Sitz in Bad Berleburg, Spezialist für Verbindungstechnik. Homeoffice habe es bereits vor der Pflicht gegeben und bleibe ein wichtiger Bestandteil. „Wir teilen uns in Gruppen auf, damit keine Abteilung im Krankheitsfall lahmgelegt wird – und das ändert sich auch vorerst nicht“, sagt Andreas Wolf, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit. Allerdings: Gut zwei Drittel der 1500 Mitarbeiter am Stammsitz seien in der Produktion tätig. „Und eine Schraube kann man nicht zu Hause pressen.“

Die Sparkasse

Knapp 500 Mitarbeiter hat der Verbund und sieben Filialen. Mitarbeiter im Schalterservice konnten schwerlich ins Heimbüro wechseln, Kundenberater zum Beispiel schon. Und wie geht es jetzt weiter? „Mit dem Ende der Homeoffice-Pflicht für Arbeitgeber ändert sich für uns erst einmal noch nicht so wahnsinnig viel“, berichtet Sprecher Thorsten Irmer. Es herrsche vorerst weiterhin Vorsicht: pro Büro darf maximal eine Person sitzen. „Als ersten Schritt sind wir gerade dabei, den Impfstatus der Mitarbeiter anonym zu erheben, um zu sehen, wie die Impfquote im Hause ist. Auch vor dem Eindruck dieser Erkenntnisse werden die Regelungen vermutlich Mitte oder Ende Juli überprüft und gegebenenfalls verändert.“

Über 100 Laptops wurden zu Beginn der Pandemie angeschafft, um Homeoffice für Mitarbeiter möglich zu machen. Mobiles Arbeiten heißt das bei der Sparkasse. „Bei uns wird es auch weiterhin mobiles Arbeiten geben in bis zu 40 Prozent der Arbeitszeit – zumindest wenn die Mitarbeiter das wünschen und wenn es die Arbeitsprozesse hergeben.“ Derzeit können sich die Mitarbeiter bei ihrem Vorgesetzten für das mobile Arbeiten bewerben, indem sie ihren Arbeitsplatz hinsichtlich der Homeoffice-Tauglichkeit beschreiben und auch auf mögliche Komplikationen hinweisen.

Die Kreisverwaltung

Der Verwaltungsbetrieb werde so fortgeführt, wie es nun erprobt ist: Bürger müssen vorab einen Termin vereinbaren, um sicherzugehen, den Mitarbeiter auch anzutreffen. 1250 Mitarbeiter sind es insgesamt, 400 waren mit Laptop im Homeoffice tätig, 110 sogar in Telearbeit. Das ist dann der Fall, wenn Mitarbeiter einen komplett ausgestatteten Arbeitsplatz daheim haben. Weiterhin wird es strenge Regeln für die Benutzung von Büroräumen geben. In publikumsintensiven Ämtern wie der KfZ-Zulassungsstelle ist häufiger Präsenz gefragt als in anderen Bereichen. „Wo das Arbeiten im Homeoffice möglich ist, wird es in Absprache mit dem Vorgesetzten auch fortgeführt“, sagt Kreissprecher Martin Reuther.

Das kleine Metallunternehmen

Anna Reschop muss sich über all das eigentlich keine Gedanken machen. Denn sämtliche Büroarbeiten, die bei dem Metallbauunternehmen Alu-X-press in Gevelsberg anfallen, erledigt sie allein. „Ich kümmere mich um alles in dem Bereich: Einkauf, Verkauf...“, sagt sie. Alle anderen Mitarbeiter sind in der Produktion tätig, arbeiten an den Maschinen – Homeoffice ist für sie undenkbar. Wie für viele Menschen in der Region, die in kleineren oder mittelständischen Unternehmen tätig sind. „Für mich jedenfalls ändert sich nichts“, sagt Reschop. „Ich arbeite tageweise im Homeoffice und gehe in die Firma, wenn ich möchte oder muss – weil ich zum Beispiel mal was abzuheften habe.“