Hagen. Wie klappt es mit den Impf-Terminen? Wie riesengroß derzeit die Rolle der Arztpraxen bei den Erstimpfungen ist und wer die höchste Impfquote hat.

Eine kurze Umfrage auf den lokalen Facebook-Accounts unserer Zeitung zeigt, wie unterschiedlich die Erfahrungen sind: Dutzende Bürger aus der Region haben dort geantwortet auf die Frage, welche Erfahrungen sie mit Impfterminen gemacht haben. Etwa diese beiden Frauen aus dem Kreis Olpe. „Letzte Woche Termin geholt und heute geimpft. Ging alles zügig und nach Plan. Top organisierte Praxis“, sagt etwa Carolin Becker. Während Kornelia Müllers Erfahrungen völlig anders sind: „Ich hab schon so oft bei meinem Arzt angerufen, es gibt keinen Termin. Und woanders bin ich noch nicht dran, jetzt warte ich, bis die sich melden.“

Mehr Stimmen gibt es weiter unten im Text. Aber dies sind alles sehr subjektive Erfahrungen, es lohnt also ein Blick auf die Zahlen für Westfalen-Lippe. Und die bestätigen eigentlich beides: Ja, es ist immer schwieriger geworden, an einen Termin für eine Erstimpfung zu gelangen. Aber: Sie sind auch noch nicht ganz zum Erliegen gekommen.

Einige Kernaussagen:

Schaut man auf die vergangenen acht Wochen, dann ist zuletzt nicht nur die Zahl der Erstimpfungen, sondern auch die Gesamtzahl zurückgegangen: Fast 504.000 Impfdosen wurden in der 22. Kalenderwoche verabreicht, das sind etwa 68.000 weniger als in der Woche zuvor, aber auch immer noch 150.000 mehr als acht Wochen zuvor.

Seit vorvergangener Woche ist die Zahl der in Westfalen-Lippe verabreichten Zweitimpfungen höher als die der Erst-Impfungen.

In der vergangenen Woche haben in Westfalen-Lippe aber immerhin auch noch fast 198.000 Menschen ihre Erstimpfung erhalten.

Dass es überhaupt noch nennenswerten Fortschritt bei den Erstimpfungen gibt, liegt an den Arztpraxen. Hier wurden 174.000 der fast 198.000 Erstimpfungen in der vergangenen Woche getätigt. Das sind 88 Prozent. In den Impfzentren wurde nur 22.000 Erstimpfungen verabreicht – aber auch rund 217.000 Zweitimpfungen. Mobile Impfteams und Krankenhäuser spielen nur noch eine marginale Rolle.

Seit dem Impfstart gab es in Westfalen-Lippe insgesamt 5.956.249 Impfungen, davon 4.097.731 Erstimpfungen.

Schaut man auf die Impfquote bezogen auf die Gesamtbevölkerung bleibt der Kreis Olpe Primus.

Gute und schlechte Erfahrungen mit Impfterminen

Felice Schlüsselburg aus Menden hat gute Erfahrungen gemacht: „Nachdem ich überall gehört und gelesen habe, wie schwer es sein soll, einen Impftermin zu bekommen, habe ich mir freitags überlegt, dass ich das einfach mal selber ausprobiere. Samstags früh habe ich online einen Termin gebucht, Dienstag erfolgte meine erste Impfung in Lüdenscheid. Morgen erhalte ich die zweite Impfung und bin dann fertig. Alles lief völlig komplikationslos und schnell ab in Lüdenscheid.“

Ähnlich auch Matthias Raygrotzki aus Menden: „Einmal für meinen Vater gebucht. Geguckt im Netz, direkt gebucht, morgen hat er sein zweiten. Dann für mich über KVWL, geguckt, direkt gebucht, 25. Juni krieg ich die zweite. Und Respekt an die Menschen im Impfzentrum Lüdenscheid, das sie einen so reibungslosen Ablauf möglich machen, ich war nach 30 Minuten wieder im Auto, alles perfekt organisiert.“

Anders Melanie Isabel Gentner aus Arnsberg: „Ich als Herzkranke bin bis heute nicht impfberechtigt gewesen, weil nur ein Teil der Prio 3 freigegeben wurde und nicht die ganze. So kam es, dass sich junge, gesunde Gerichtsvollzieher impfen lassen durften, herzkranke junge Leute aber nicht. Ich bin maßlos enttäuscht und entkräftet nach all den Versuchen. Und auch jetzt bekomme ich ja keinen Termin, weil die Zweitimpfungen alles auslasten. Langsam habe ich auch keine Lust mehr, es scheint dem Land sowieso egal zu sein.“

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Sarestro Skyy berichtet: „Ich habe mich vor etwa drei Wochen auf eine Warteliste als Springer bei meinem Hausarzt setzen lassen. Etwa eine Woche darauf gab es die spontane Möglichkeit, bei der ich verhindert war, etwa zwei Wochen danach hätte ich einen fixen Termin haben können, den ich leider nicht wahrnehmen konnte. Nun habe ich einen fixen Termin am 15. Wer sich auf eine Warteliste setzt, bekommt also relativ schnell einen Termin. Wenn man spontan sein kann, sogar sehr schnell beim Hausarzt trotz wenig Impfstoff.“