Deutschland ist Wolfserwartungsland. Was bedeutet das für andere Lebewesen? Werden Schafe in der Überflussgesellschaft zu Wegwerf-Geschöpfen?
Wölfin Gloria hat am Niederrhein 26 Tiere eines Schäfers gerissen. Der scheiterte jetzt vor Gericht mit seinem Antrag auf Entnahme oder Vergrämung der Wölfin. Das Gericht ist der Auffassung, dass dem Schäfer keine ernsthaften wirtschaftlichen Schäden drohen. Das Urteil ist beispielhaft dafür, wie wenig Wertschätzung Nutztiere in unserer Gesellschaft erfahren. Fleisch ist zum Wegwerfprodukt geworden, und damit ist auch das Schaf ein Wegwerfprodukt.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass ein gerissenes Schaf in Deutschland für eine Familie den Unterschied zwischen Überleben und Verhungern bedeuten konnte. Heute befinden wir uns in einer Überflussgesellschaft und haben vergessen, wie kostbar Nahrung ist. Schafe haben keine Lobby.
In diesem Punkt möchte ich gerne ein wenig gegensteuern. Schafe sind kluge, nützliche und angenehme Partner des Menschen. Ihr Beitrag zur Landschaftspflege kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ganz nebenbei vergrämen sie mit ihrem Tritt Wühlmäuse und andere Schadnager.
Schafe sind die intelligentesten Tiere auf dem Bauernhof. Das haben Forscher der Universität Cambridge jüngst bewiesen. Sie können sich über einen langen Zeitraum hinweg Gesichter merken und unterscheiden. Sie verfügen über ein exzellentes Gehör und sind sehr musikalisch. Und sie begreifen, wie Regeln funktionieren.
Schafe lernen schnell, wenn in einem gelben Eimer immer eine Belohnung steckt. Wechselt die Belohnung in den blauen Eimer, verstehen das die Schafe. Die Forscher haben den Versuch noch schwieriger gemacht. Die Farben bleiben, aber die Belohnung verbirgt sich in einem Kegel oder Würfel. Die Schafe kapieren, dass es nun um Formen geht. Hunde oder Mäuse schaffen das nie. Sonst durchschauen die Anordnung nur Menschen und Primaten.
Schafe gehören zu den wenigen Geschöpfen, die nicht an Krebs erkranken. Deshalb sind Schafsmilch, -joghurt und -käse so gesund – und das köstliche Fleisch, das mit Respekt und Dankbarkeit genossen werden sollte.
Das Problem beim Hype um die Wölfe ist nicht der Wolf, sondern seine hohe Vermehrungsrate. Der Wolf tötet übrigens nicht schnell. Es kommt vor, dass er nur das Bein eines Schafes abbeißt. Kein Schäfer erträgt es, wenn seine Tiere leiden. Es bleibt ja nicht bei einem Schaf alleine oder bei 26 toten Schafen. Wölfin Gloria hat am Niederrhein bisher um die 100 Tiere gerissen. Kein wirtschaftlicher Schaden, sagt der Richter.
Nur nebenbei: Das Schaf ist auch ein Lebewesen.