Hagen/Arnsberg. Keine Experimente bei Flugreisen: Die Menschen in der Region setzen bei ihrer Urlaubsplanung auf bewährte Reiseziele.
Die Menschen in der Region setzen bei ihren Urlaubsplanungen für diesen Sommer/Herbst auf Bewährtes. „Die klassischen Reiseziele im Mittelmeerraum wie die Balearen, die Kanaren – seit Montag nicht mehr auf der Liste der Corona-Risikogebiete -, und Griechenland, aber auch Portugal (Madeira) stehen bei Flugreisenden hoch im Kurs“, sagt Ernst Hochstein, Geschäftsführender Gesellschafter der Reiseagentur El Mundo in Neheim.
Besonders gefragt seien aber der Inlandstourismus sowie Urlaubsziele im Nahbereich, die mit dem Auto angesteuert werden können: also Österreich, die Schweiz und Italien (Südtirol).
Seit einer Woche wieder mehr Anfragen
Wenn man derzeit im El Mundo anruft, kommt Ernst Hochsteins Stimme vom Band mit dem freundlichen Hinweis, dass das Büro im Lockdown für persönliche Beratungen vorübergehend geschlossen sei. Dass man aber hinter verschlossenen Türen und im Homeoffice weiter für die Kunden arbeite.
Seit einer Woche, sagt Hochstein fernab des Anrufbeantworters, liefen wieder mehr Anfragen auf – „auch wenn noch nicht pausenlos das Telefon klingelt“. Und ja, es gebe bereits wieder vereinzelte Buchungen, „was wir seit Monaten nicht mehr hatten“.
Die Menschen stehen in den Startlöchern
Für den Sauerländer ein klares Zeichen: Die Menschen stehen in den Startlöchern, was Reiseplanungen angeht. „Und jetzt, wo es mehr und mehr Öffnungsperspektiven für den Tourismus gibt, machen sie sich trotz einer gewissen Verunsicherung doch an die konkrete Umsetzung.“ Das gelte im Übrigen auch für Kreuzfahrten, die sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuten.
Was aber Hochstein ganz deutlich als Folge der Pandemie ausmacht: Viele Kunden fragten nach alleinstehende Wohneinheiten, beispielsweise nach Fincas auf Mallorca. „Das im Alltag praktizierte Social Distancing geht im Urlaub weiter.“
Vorsichtiger Optimismus
Hochstein spricht von einem vorsichtigen Optimismus in einer leidgeprüften Branche. Die Hagenerin Marija Linnhoff, 1. Vorsitzende des Verbandes unabhängiger selbstständiger Reisebüros (VUSR), pflichtet ihm bei. „In den Reisebüros ist zu spüren, dass die Menschen wieder Reisen buchen.“
Allerdings beziehe sich das Geschehen derzeit noch nicht so sehr auf kurzfristige Urlaube, sondern mit Blick auf das Infektionsgeschehen und die an Fahrt aufgenommene Impfkampagne eher auf Spätsommer und Herbst.“
Inlandstourismus boomt
In den Sommerferien bleibe, so Marija Linnhoff, Deutschland selbst Reiseziel Nummer 1 für die Bundesbürger – wie es schon immer so gewesen sei. „Die Menschen wollen weg. Einfach loslassen. Es gibt ihnen ein gutes Gefühl, dass sie jetzt wieder planen und Vorfreude erleben können.“
Für die Verbandsvorsitzende aus Hagen sind Sicherheit und Vertrauen die Schlagworte der Verbraucher in der Pandemie. Für sie der Grund, warum Reisebüros nach 14 Monaten so gut wie ohne Einnahmen, aber viel Zeitaufwand für Stornierungen und Umbuchungen ein großes Comeback als Beratungsinstanz erleben werden. Ihr Berufskollege Ernst Hochstein: „Wegen der unterschiedlichen Corona-Bestimmungen in den Reiseländern kann jemand, der sich nicht tagtäglich mit der Materie beschäftigt, schnell den Durchblick verlieren.“
Die Pauschalreise als Krisengewinner
Wird es denn trotz allem so etwas wie einen Krisengewinner in der Reisebranche geben? „Das wird eindeutig die Pauschalreise sein“, sagt Marija Linnhoff, „sie ist die sicherste Urlaubsart. Hier haben Sie nicht nur eine gesetzlich verordnete Kundengeldabsicherung.“
Es ist eine vorsichtige Aufbruchstimmung in den Reisebüros im Land zu spüren. Das El Mundo in Neheim hat auch Safaris in Afrika im Programm. „Wenn alles gut läuft“, sagt Ernst Hochstein, „wird in zwei Wochen wieder die erste Tour nach Namibia starten.“