Menden. Die Corona-Pandemie verlangt den Menschen viel ab. Fünf Tipps vom Experten können helfen, den besonderen Belastungen Stand zu halten.
Die Belastungen sind hoch. Homeoffice und Homeschooling für Eltern und Kinder, mangelnde Freizeitaktivitäten wegen des Lockdowns oder die Sorge um die finanzielle Existenz für Unternehmer sind in der Pandemie beherrschende Themen. Für viele Menschen ist die derzeitige Situation belastend, manche empfinden dadurch Überforderung. Belastungen Stand zu halten ist eine Herausforderung, bei der auch professionelle Hilfe nötig werden kann. Albert Wiethoff aus Menden ist so ein Profi. Der Mentaltrainer weiß, wie Menschen den aktuellen Belastungen entgegenwirken können. Er ist Experte im Thema Resilienz, besser bekannt als „Steh-auf-Mentalität“.
Überbelastung macht sich bemerkbar durch eine nachlassende Konzentrationsfähigkeit oder verkürzte Regenerationszeiten. „Das Nervenkostüm ist einfach nicht mehr so strapazierfähig, wie wir es gewohnt sind“, sagt Albert Wiethoff. Als Reaktion darauf kommt es öfter zu Konflikten mit Menschen aus dem Umfeld, zudem ziehen sich weniger belastbare Menschen öfter zurück. Der Körper macht sich bemerkbar, es kommt zu einer schlechteren Verstoffwechslung.
Routine hilft durch die Pandemie
Einfach ist das nicht. Der tägliche Ablauf verkommt derzeit, der Alltag ist ein anderer geworden. „Wir sind Gewohnheitswesen, wir brauchen Strukturen. Die machen es uns einfacher und reduzieren die Komplexität“, sagt Wiethoff. Doch Routine ist nicht gleich Routine.
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Denn die hat sich durch den Lockdown bei vielen geändert. Vor Corona sind Arbeitnehmer aufgestanden, haben ihren morgendlichen Ablauf wie Frühstück und Hygiene absolviert und sich anschließend auf den Weg zur Arbeit gemacht. Für viele ist das nun anders. Der Arbeitsweg ist deutlich kürzer, deutlich bequemer geworden – oft reicht er nur vom Bett über Badezimmer und Gang an die Kaffeemaschine bis an den Schreibtisch. Doch es gibt Tipps, aus diesem Trott und den Folgen daraus zu entkommen.
1. Alltag schaffen
„Es kann schon helfen, wenn man sich einen der Normalität ähnlichen Alltag schafft“, sagt Mentaltrainer Albert Wiethoff. Eine konkrete Uhrzeit wählen, um in den Tag zu starten, eine geregelte Mittagspause oder sich wiederholende, vor allem aktive Beschäftigungen suchen sind erste Ansatzpunkte. Daraus entwickelt sich oft im Laufe der Zeit ein Alltag, der es hilft mit der Situation zurechtzukommen – und ihn nicht als Belastung sondern als natürlich gegeben anzuerkennen. Acht Stunden Arbeit, acht Stunden Freizeit, acht Stunden Schlaf – so die einfache Formel. Der Experte weiß auch, dass das nicht immer einzuhalten ist. „Aber es kann eine Orientierung sein“, so Wiethoff.
2. Akzeptanz der Situation
Zur Stärkung der Resilienz, sprich der Belastbarkeit, gehört im ersten Moment vor allem die Akzeptanz der Situation und ein optimistischer Umgang damit. „Jede Krise geht vorbei“, lautet laut Wiethoff der passende Ausgangspunkt. Das Hier und jetzt als Startpunkt begreifen und die Absicht zu haben, das Beste daraus zu machen – erst mit dieser Einsicht kann es laut Wiethoff klappen, sich von einer belastenden Situation nicht erdrücken zu lassen.
3. Die Opferrolle aufgeben
Wichtig sei es laut dem Mentaltrainer auch, die „Opferrolle“ aufzugeben und in Aktion zu treten, wenn die Belastung einem zu Kopf steigt. Sich selbst anzuzweifeln ist nicht verboten. Es sei wichtig, sich Zeiten einzurichten, in denen man einfach mal mit sich allein ist. Sich selbst zu hinterfragen sorge für Selbstreflektion, aus der dann die richtigen Schlüsse zu ziehen sind. Wiethoff rät dazu, seine Gedanken zu verschriftlichen, gerade Erfolge im Alltag zu notieren. „Wenn ich mir aufschreibe, welchen Widrigkeiten ich getrotzt habe, kann ich mir das später wieder vor Augen führen und fühle mich gut dabei.“
4. Weniger Bildschirmzeit
Weniger ist mehr. Zeit vor Bildschirmen reduzieren, medienfreie Stunden einrichten, das kann laut Wiethoff helfen. „Durch die vielen Reize, die durch die Mediennutzung auf uns einprasseln, überfordern wir uns selbst“, sagt er. Soweit möglich rät Wiethoff auch dazu, sich den Konsum von Netflix, Tagesschau und Internet genau einzuteilen. Zum einen soll dies für Routine sorgen, zum anderen nehmen wir das, was wir dann sehen, bewusster wahr. Kein Handy während des Fernsehens, volle Konzentration auf das, was ansteht.
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Experten raten darüber hinaus, das Smartphone nicht mit ins Bett zu nehmen und noch stundenlang Einflüsse von außen auf sich wirken zu lassen. Zudem ist das blaue Licht, dass vom Handy ausgestrahlt wird, echtes Gift in der Ruhezeit.
5. Sport und Ernährung
Wohlbefinden ist laut Wiethoff nur ganzheitlich möglich. Körper, Geist und Seele müssen gesund sein. Bewegung bedient alle drei Bereiche. „Jeder kann Formen finden, die zu einem passen“, sagt Mentaltrainer Wiethoff. Es muss nicht joggen sein, auch ein regelmäßiger Spaziergang reicht dabei schon oft auf. Wer sich bewegt und bewusst ernährt, sorgt für seinen Seelenheil. Ebenso wichtig: Gesunder und ausreichender Schlaf. Er sorgt dafür, dass wir uns von den Belastungen des Tages erholen und das Erlebte verarbeiten. Wer ausgeruhter ist, ist am folgenden Tag auch strapzierfähiger.
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Letzten Endes ist es besonders wichtig, sich jeden Moment bewusster zu machen. „Wir setzen vieles als selbstverständlich voraus, bei dem wir gerade merken, dass es das gar nicht ist“, sagt er. Bewusst wahrzunehmen heißt für Wiethoff, Gewohnheiten oder Menschen wertzuschätzen und nicht vorauszusetzen. „Wir können diese Zeit auch als Chance begreifen, um uns neu zu konfigurieren“, sagt Wiethoff.