Brilon/Berlin. Pro Landkreis genehmigt die Landesregierung bisher nur ein Impfzentrum. Zu wenig - finden die SPD-Bundestagsabgeordneten aus Südwestfalen.

Die südwestfälischen SPD-Bundestagsabgeordneten fordern den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet auf, in den Flächenkreisen des ländlichen Raumes jeweils mindestens ein zweites Impfzentrum zu finanzieren. Bisher genehmigt die Landesregierung nur ein Zentrum pro Landkreis.

„Täglich erreichen uns zurzeit kaum noch zählbare Anrufe und Zuschriften von verzweifelten oder auch verärgerten Bürgerinnen und Bürgern aus unseren Wahlkreisen“, schreiben Nezahat Baradari (Attendorn), Dagmar Freitag (Iserlohn), Wolfgang Hellmich (Soest) und Dirk Wiese (Brilon) in einem offenen Brief an Laschet. Darin gehe es auch um die Frage der Erreichbarkeit von Impfzentren.

Lange Fahrzeiten

Die Landesregierung mute den Bürgern aus Kostengründen „lange Fahrzeiten mit dem ÖPNV, in der Regel zudem verbunden mit Umstiegen“ zu, wirft das SPD-Quartett Laschet vor. Betroffen seien vor allem Menschen, „die sich oftmals nur mit Rollator oder im Rollstuhl fortbewegen können“.

Die Altersgruppe 80 plus verdiene es, schnell und ohne allzu großen organisatorischen Aufwand geimpft werden zu können, heißt es in dem Brief. Nicht jeder ältere Mensch habe Verwandte, die den Transport zum Impfzentrum übernehmen könnten.

Volkswirtschaftlicher Schaden

Jeder zusätzliche Tag des Lockdowns ziehe volkswirtschaftlich erheblich höhere Schäden nach sich als die Kostenübernahme für zusätzliche Impfzentren in Flächenkreisen. „Wir fordern Sie im Sinne der Betroffenen auf, diese Entscheidung zügig zu überdenken und den Landräten der betroffenen Flächenkreise des ländlichen Raumes zeitnah die Kostenübernahme für mindestens ein zusätzliches Impfzentrum pro Kreis zu bestätigen“, appellieren die SPD-Politiker an Laschet.

Selbstverständlich würde Karl Schneider (CDU) nie einen SPD-Brief unterschreiben, inhaltlich steht er jedoch in diesem Fall auf der Seite der Sozialdemokraten. „Die Forderung nach einem zweiten Impfzentrum stelle ich seit langem“, sagte er dieser Zeitung. Bisher habe NRW-Gesundheitsminister Laumann das Ansinnen aber immer wieder zurückgewiesen. Dass der Kreis selbst ein zweites Zentrum finanziert, lehnt Schneider aus Kostengründen ab.

Kreisübergreifende Lösungen

Erwägenswert hält er jedoch den Vorschlag, dass Menschen Impfungen auch in Nachbarkreisen ermöglicht werden sollen, wenn die Zentren dort besser zu erreichen sind. Eine solche Entscheidung müsse jedoch auf anderer politischer Ebene und bei den Kassenärztlichen Vereinigungen getroffen werden.

Kreisübergreifende Impfungen hält auch Dirk Wiese für „sehr sinnvoll“. Der SPD-Fraktionsvize regte im Gespräch mit dieser Zeitung an, dass sich die zuständigen Stellen an einen Tisch setzen sollen, um die organisatorischen Fragen zu beantworten.