Hagen. Großer Aufwand mit sechs angeklagten Rockern: Weil Richterin nicht mehr wollte, geht es jetzt in Hagen noch mal von vorne los.

Der Fall hatte landesweit für großes Aufsehen in Justizkreisen gesorgt: Im vergangenen September war am Landgericht Hagen ein großer Prozess gegen Mitglieder der Rocker-Gruppe Bandidos geplatzt, weil eine der Richterinnen unerwartet von einem Tag auf den anderen den Staatsdienst ohne weitere Begründung quittieren wollte. Und das nach 13 Prozesstagen und rund 50 Zeugen, die schon gehört worden waren.

Ohne sie ging es aber nicht weiter – Richter können nicht einfach während eines laufenden Verfahrens ausgetauscht werden. Und ein Ergänzungsrichter, wie bei sehr großen Verfahren oft üblich, war nicht eingesetzt worden. Nun folgt die Neuauflage – wieder mit erheblichem Aufwand. In der kommenden Woche, am 14. September, wird die Schwurgerichtskammer erneut gegen sechs Angeklagte verhandeln, die von zwölf Verteidigern vertreten werden. Zwei Vertreter der Staatsanwaltschaft sowie zahlreiche Wachtmeister sind auch dabei. 32 Verhandlungstage sind zunächst bis September angesetzt. Und die Zeugen müssen erneut gehört werden.

Zwei versuchte Tötungsdelikte in Hagen sind angeklagt

Es geht um zwei versuchte Tötungsdelikte mitten in Hagen, um die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, als die die Bandidos in Hagen zumindest in Teilen gewertet werden und um Verstöße gegen das Waffengesetz. Hintergrund ist der Hagener Rockerkrieg um die Vormachtstellung zwischen den Bandidos und den seit 1974 in Hagen ansässigen Freeway Riders.

Bereits in zwei vorherigen Verfahren waren ein Freeway Rider und ein Bandido zu längeren Haftstrafen verurteilt worden. Der Bandido sitzt auch in dem aktuellen Verfahren wieder auf der Anklagebank. Er sitzt derzeit die Strafe aus dem ersten Urteil ab und wird aus dem Gefängnis vorgeführt. Ein weiterer Angeklagter sitzt wegen einer anderen Anklage in Untersuchungshaft: Er soll 13 Schüsse aus einer Maschinenpistole auf einen Treffpunkt der Hells Angels in Köln abgefeuert haben.

Im weiteren Verfahren sind Bandidos-Führungskader angeklagt

Der Fall ist Bestandteil eines weiteren großen Rockerprozesses, der derzeit am Landgericht Hagen läuft und mindestens noch bis 30. Juni andauern wird. Angeklagt sind dort auch unter anderem Peter M. und Leslav H., die mutmaßlichen Führungskader der Bandidos in NRW und ganz Deutschland. Sie haben sogar schon ein Buch über ihre Rockerzeit geschrieben. Der Titel: „Ziemlich böse Freunde“.