Iserlohn. Seit fünf Jahren sind Viktor Dobek (25) aus Iserlohn und Stacy ein Paar. Sie wohnt aber in Kanada. Schwer für jemanden mit Flugangst.
„Bald sind meine Freundin und ich fünf Jahre lang zusammen. Ob wir uns dann sehen werden, ist noch ungewiss. Stacy wohnt auf Vancouver Island, Kanada, 8000 Kilometer und elf Flugstunden entfernt. Wir lernten uns kennen, als ich im Januar 2016 ein Auslandssemester in Kanada machte. Sie war eine Art Aufpasser für das Studentenwohnheim, in dem ich lebte. Sie schaute nach dem Rechten, sorgte dafür, dass es nachts nicht zu laut war. Das erste Mal sah ich sie, als sie am zweiten Abend an unserer Wohnungstür klopfte und mit uns schimpfte. Meine Freunde und ich machten Party und waren zu laut. Am dritten Abend feierte sie dann mit.
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Kurze Zeit später sind wir zusammengekommen. Ich besuchte sie mehrmals in Kanada, sie besuchte mich mehrmals in Deutschland, meistens für jeweils zwei Monate. Das letzte Mal haben wir uns im September 2019 gesehen. Eigentlich war der Plan, dass ich zu ihr nach Kanada komme, dass ich dort arbeite und ich sechs Monate bei ihr bleibe. Doch dann kam Corona. Stacy ist Risikopatientin. Wir wollten nicht durch die Welt reisen und sie in Gefahr bringen. Ob wir uns in den kommenden drei, vier Monaten sehen werden? Ich weiß es nicht.
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Die Liebe auf Distanz ist manchmal anstrengend, das Warten auf die Liebe aber auch spannend. Viel beruht auf Vertrauen, das wir beide in den anderen haben. Da ist ein starker Bund zwischen uns. Aber man entfremdet sich ein wenig voneinander, wenn man nur virtuell miteinander redet. Und wenn wir uns dann wiedersehen, dann bin ich total nervös, dann ist da dieses Kribbeln – und ich verliebe mich immer wieder aufs Neue in sie. Natürlich wünscht man sich seinen Partner an seine Seite. Wenn ich jemanden zum Reden brauche, ist sie nicht da. Um diese Nähe beneide ich meine Freunde, die eine Freundin haben.
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Wir videotelefonieren viel, aber auch das wird durch die Zeitverschiebung erschwert. Neun Stunden früher ist es in Kanada. Wenn ich Feierabend habe gegen 18 Uhr quatschen wir kurz, wenn sie gegen 21 Uhr unserer Zeit Pause hat, sprechen wir eine halbe Stunde. Und am Wochenende sind es täglich auch drei, vier Stunden.
Wir schmieden noch keine Pläne für Zukunft. Wir schauen, wann das Coronavirus ein Wiedersehen erlaubt. Ich hoffe, es wird bald sein. Wir haben uns einander ausgesucht – und jetzt ziehen wir das auch durch. Wie heißt es so schön: Wo die Liebe hinfällt...! Daran ändert auch meine Flugangst nichts.“