Hagen/Siegen/Sauerland. Es ist der Tag 1 des neuen, harten Corona-Lockdowns: Doch bleiben die Menschen wirklich zuhause? So ist die Situation in unseren Innenstädten.

Jetzt ist es tatsächlich soweit: Der zweite harte Lockdown ist in Kraft. Die allermeisten Geschäfte müssen schließen. Die Innenstädte sollen so viel leerer werden. Aber ist das auch so? Eindrücke aus der Region.

Schauplatz Hagen: Die Innenstadt ist sehr leer

Fast ein bisschen entschuldigend klingt das. „Wir brauchten noch etwas“, sagt Norbert Görner und hebt den rechten Arm, an dem eine Tüte hängt: „Aus der Drogerie.“ Mit seiner Frau Christiane ist er aus Schalksmühle nach Hagen in die Innenstadt gefahren, denn eine Drogerie gibt es dort nicht. Und die haben schließlich noch auf am Mittwoch, dem 16. Dezember 2020. Dem Tag, an dem der zweite Lockdown des Jahres wegen der Corona-Pandemie die Innenstädte lahmlegt. Fast zumindest. Der zentrale Platz mit den Cafés und Läden? Sehr leer.

Der zentrale Ebert-Platz in Hagen ist wie leer gefegt.
Der zentrale Ebert-Platz in Hagen ist wie leer gefegt. © Unbekannt | Daniel Berg

Aber es sind durchaus auch noch einige Menschen unterwegs. Neben den Drogerieläden und den Supermärkten haben auch die Bäcker geöffnet. Die Buchhandlung gibt über eine provisorische Theke bestellte Bücher aus. In der Parfümerie nebenan wird’s hektisch, weil das Ordnungsamt gerade da war: Das, was es in der Drogerie zu kaufen gibt, darf sie verkaufen, bestimme Beauty-Produkte nicht. Mit Flatterband und Geschenkpapier werden Teile des Ladens eilig abgeklebt.

Die Polizei wirft vor der Tür ein wachsames Auge auf jene, die vorbeischlendern. „Guten Morgen, einmal den Ausweis, bitte“, sagt der Wachmann zu einem jungen Mann mit langem Haar und üppigem Bart – und ohne Maske. Die ist aber Pflicht in der Innenstadt, schon seit Wochen, mahnt der Polizist. Der Passant ist der einzige, der zur Ordnung gerufen werden muss. „Wenn man bedenkt, dass es eine Woche vor Weihnachten ist, dann ist es schon enorm leer“, sagt Norbert Görner. „Ist ganz angenehm zum Gehen.“

Auch beim Vollsortimenter Rewe in der Rathaus-Galerie ist die Situation– unüblich für die Mittagszeit – total entspannt. Gegenüber am Stand eines Schaustellers, der Churros verkauft, das gleiche Bild. „Ich hab‘ bis jetzt nicht einmal fünf Prozent des Umsatzes gemacht, den ich sonst bis mittags mache“, sagt Gerhard Alberts deprimiert. Er wird nur noch bis Samstag seinen Stand betreiben, „hier ist doch Totentanz, da verdiene ich doch kein Geld“, resümiert Alberts enttäuscht.“

Schauplatz Olpe: Die mit Einkäufen vollbepackten Passanten sind verschwunden

Merklich ruhiger als noch an den letzten beiden Tagen geht es am ersten Lockdown-Tag Mittwochmittag in der Kreisstadt Olpe zu. Die Passanten mit vollbepackten Einkaufstüten sind verschwunden, die Einkaufsrallye ist vorbei. Unter den wenigen Leuten, die noch unterwegs sind, sind viele Beschäftigte, die sich bei dem schönen Wetter vor den nun geschlossenen Ladentüren ihre Beine in der Mittagspause vertreten. Der Fahrzeugverkehr in der Innenstadt ist stark wie eh und je, trotz Lockdown.

Schauplatz Siegen: Nur ganz vereinzelt sind Menschen unterwegs

Erster Tag des Lockdowns in der Innenstadt Siegen: Die Polizei kontrolliert 
Erster Tag des Lockdowns in der Innenstadt Siegen: Die Polizei kontrolliert  © Hendrik Schulz | Hendrik Schulz

In der Siegener Innenstadt sind nur sehr vereinzelt Passanten unterwegs. Bereits am Tag vor dem Lockdown ist der erwartete Ansturm ausgeblieben, es sind etwas mehr Menschen da als im Frühjahr. Polizei und Ordnungsamt sind mit mehreren Streifen, zu Fuß und im Auto, in den verschiedenen Zentrums-Bereichen unterwegs.

Schauplatz Meschede: Nicht so gespenstisch wie beim März-Lockdown

Beim ersten Lockdown Mitte März war alles gespenstisch leer, die Leute hatten Angst. Jetzt sind durchaus Menschen unterwegs, wenn auch viel weniger als sonst. Es wirkt ein bisschen wie an einem Sonntag: Geschlossene Läden und spazierende Gruppen – tatsächlich allerdings Passanten in der Pause, auf dem Weg zum Bäcker und Metzger und in die Drogeriemärkte.

Schauplatz Menden: Keine Geisterstadt wie im März

Nicht so gespenstisch wie im März. Die Fußgängerzone in Meschede am ersten Lockdown-Tag im Dezember.
Nicht so gespenstisch wie im März. Die Fußgängerzone in Meschede am ersten Lockdown-Tag im Dezember. © Oliver Eickhoff | Oliver Eickhoff

Wer meinen sollte, die Innenstadt in Menden müsste am ersten Tag des harten Lockdowns komplett ausgestorben sein, der wird bei einem Gang durch die weihnachtlich geschmückte Fußgängerzone kurz nach Mittag eines Besseren belehrt. Bäckereien und Optiker sind geöffnet, vor dem Imbiss an der Ecke warten Kunden auf Döner und Pommes, Passanten eilen durch die Stadt, einige verweilen auf den Bänken der erst kürzlich neu gestalteten Fußgängerzone. Als Geisterstadt, wie beim ersten Lockdown im Frühjahr, zeigt sich Menden an diesem Tag nicht.

Schauplatz Brilon: Der Lockdown ist sichtbar

In Brilon ist der Lockdown sichtbar. Deutlich weniger Menschen auf der Straße. Der Wochenmarkt war allerdings genauso gut besucht wie üblicherweise an einem Mittwoch. Anders als im März, wo tatsächlich am ersten Tagt des Lockdowns fast kein Mensch in der Innenstadt zu sehen war, spazieren einige Passaten die Bahnhofstraße hoch und runter. Auch nachmittags halten sich einige Personen auf dem Marktplatz und im Rathausumfeld auf. Einige Menschen, oftmals Ältere, aber auch mittleren Alters und Jüngere, tragen auch draußen mittlerweile Maske – sieht man in den letzten Wochen immer häufiger.