Winterberg. Die Tourismuswirtschaft im Sauerland bangt um die Skisaison. Viel hängt von einer Verordnung der Landesregierung ab, die spätestens Montag kommt.

Es wird keine Skisaison wie üblich. So viel ist klar. Ob es überhaupt eine lohnende wird, darauf warten sie nicht nur in den Alpen, sondern auch im Sauerland.

Christoph Klante hat die urgemütliche Skihütte an der Remmeswiese in Winterberg gut geheizt. Viele Gäste wird sie vorerst nicht sehen, stattdessen stehen Dutzende Desinfektionsspender in einem Gang. UVC-Filter sind in die Lüftungen eingebaut worden, einige Hütten im Skigebiet haben neue Fenster zum Querlüften bekommen, mobile Luftreiniger stehen parat, Ticketautomaten, so teuer wie ein Mittelklassewagen, sind angeschafft worden. „Hier im Skigebiet haben wir eine mittlerere sechsstellige Summe investiert“, sagt Klante. „Jetzt stehen wir da und warten.“

Kunstschneeproduktion gestoppt

Die Vorbereitungen laufen seit September. Gerne wollte man in der Wintersportarena rund um Winterberg am 1. Dezember starten. Ganz langsam in die Saison hineinschlittern. In dieser Woche haben sie die Kunstschneeproduktion erst einmal gestoppt. Nicht mehr als drei kalte Tage und Nächte bräuchte es, um das gesamte Gebiet mit einer Schneedecke zu versehen, die als Grundlage für die gesamte Saison reichen würde – einen halben Meter dick.

„Im Vergleich zum Handel bieten wir mit unseren Pisten neben frischer Luft viel mehr Fläche“, sagt Christoph Klante, der die Hoffnung nicht aufgegeben hat, dass der Skibetrieb im Sauerland  noch im Dezember startet.
„Im Vergleich zum Handel bieten wir mit unseren Pisten neben frischer Luft viel mehr Fläche“, sagt Christoph Klante, der die Hoffnung nicht aufgegeben hat, dass der Skibetrieb im Sauerland noch im Dezember startet. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

„Einen normalen Gastronomiebetrieb in den Skigebieten in diesem Winter haben wir abgehakt“, sagt Klante. Sollten Hütten geöffnet werden dürfen, wird es keine Stehtische geben, kein Aprés-Ski. Die Gäste würden in Empfang genommen und zum Platz begleitet werden, erläutert Klante das monatelang durchdachte Konzept: „Wir wollen nichts riskieren.“

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Und das täte man aus Sicht des 61-Jährigen Routiniers, der seit 30 Jahren im Geschäft ist und unter anderem mehrere Lifte, Verleihstationen und Hütten betreibt, auch nicht, wenn Tagesgäste zum Skilaufen kämen. Die Laufwege vor den Liften sind klar, die Hygiene-Vorschriften auch. Um einen Liftbetrieb zu entzerren, haben sie sich in der Region verabredet. Tagestickets gelten in dieser Saison in der gesamten Wintersport-Arena Sauerland, zu der auch Alt- und Neuastenberg, Züschen oder Willingen gehören. Zwischen Winterberg und Astenberg soll es einen Pendelbusverkehr geben. Die „Sauerland-App“ wurde erweitert, so dass sich Besucher nur einmal registrieren müssten und eine Zettelwirtschaft entfiele.

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Und das große Pré beim Skifahren: Es findet in der Natur statt, an der frischen Luft. Selbst wenn man Liften mit Mund-Nasen-Bedeckung mit Bus- oder Bahnfahren vergliche, wäre dementsprechend das Risiko, Aerosole zu erwischen, wohl recht gering. Und: „Im Vergleich zum Handel bieten wir mit unseren Pisten neben frischer Luft viel mehr Fläche“, sagt Klante.

Banges Warten auf Landesregierung

Bisher ist Individualsport wie Skifahren in Nordrhein-Westfalen nicht verboten. Aktuell überarbeitet die Landesregierung die entsprechende Verordnung. Spätestens Montag muss sie stehen, weil die alte ausläuft. Dann wird man wissen, ob Pistenbetrieb in diesem Jahr noch möglich sein wird.

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Klante hat „die Hoffnung noch nicht aufgegeben.“ Ob er seine Angestellten statt auf die Pisten in die Kurzarbeit schicken muss, wird sich spätestens kommende Woche klären. 50 fest angestellte Mitarbeiter hat Christoph Klante das ganze Jahr über. Für die Wintersaison kommen noch einmal 100 hinzu. Ein paar studentische Aushilfen, Schüler, Rentner, aber die meisten mit bereits abgeschlossenen Saisonverträgen, die ab dem 15. Dezember beginnen. Kellner, Köche, Leute aus Branchen wie der Bau- oder Forstwirtschaft, die über den Winter pausieren.

Größtes Skigebiet nördlich der Alpen

Für das Sauerland ist die Winterzeit von Dezember bis März die absolute Hochsaison .

Die Wintersportregion Sauerland ist das größte Skigebiet nördlich der Alpen mit gut 65 Kilometer Pisten, davon über 40 Kilometer beschneit.

In diesem Winter sind neben Ticketautomaten auch Onlinebuchungen für Liftkarten möglich, um Staus an den Kassen zu vermeiden. Infos unter: www.wintersport-arena.de

Der Lockdown macht der gesamten Region zu schaffen. In Winterberg zählen sie im Dezember im Durchschnitt 100.000 Übernachtungsgäste. Es gibt rund 500 Bettenvermieter. 70 Prozent der Wertschöpfung hänge am Tourismus, sagt Klante.

Mit einem Skiurlaub im Sauerland in den Weihnachtsferien wird es nichts. So viel ist seit dieser Woche glasklar. Normalerweise zählt man hier von Dezember bis März rund 2,4 Millionen Übernachtungsgäste. „Nicht nur, aber vor allem durch den Wintertourismus“, erklärt Thomas Weber, Geschäftsführer des Sauerland-Tourismus. 2020 haben sie da schon abgeschrieben. Die Mehrheit der Bettenanbieter und Gastronomen blickt bereits ins neue Jahr. Am wichtigsten sei jetzt Planungssicherheit, sowohl für die Hoteliers und Gastronomen, als auch für die Gäste, sagt Weber: „Wir müssen es schaffen, diesen Winter durchzuhalten.“