Hagen. Die Corona-Regeln werden zu Weihnachten wohl etwas gelockert. Drei Familien erzählen, wie sie feiern werden und wo sie Vorsicht walten lassen.

Janine Priester könnte eher auf Silvester verzichten als „auf Weihnachten mit meinen Liebsten“. Die 37-Jährige aus Schmallenberg holt gerade ihre Tochter und zwei Mitschülerinnen aus einem anderen Haushalt von der Schule ab, als sie am Telefon über die große Bedeutung des christlichen Festes für ihre Familie spricht. Als bedürfe es noch eines Beweises, fragt sie kurzerhand ihre jungen Mitfahrerinnen: „Kinder, ist Weihnachten das Fest des Jahres?“ – der Anrufer vernimmt anschließend ein durchdringendes „Ja!“.

Genau rechnen zu Heiligabend

  Janine Priester und Tochter Smilla (8): „Ich fände es gut, wenn die Kontaktbeschränkungen über die Weihnachtstage etwas gelockert würden.“
  Janine Priester und Tochter Smilla (8): „Ich fände es gut, wenn die Kontaktbeschränkungen über die Weihnachtstage etwas gelockert würden.“ © privat

Die Erzieherin und Waldpädagogin aus dem Sauerland hat vernommen, dass Bund und Länder am Mittwoch womöglich weitere Kontaktbeschränkungen verkünden, aber Weihnachten zumindest im kleineren Rahmen möglich machen wollen. „Ich fände es gut, wenn die Kontaktbeschränkungen über die Weihnachtstage etwas gelockert würden“, sagt Janine Priester , „sonst wäre es doch eine arg lange und heftige Corona-Durststrecke“. Und: „Ich glaube, Weihnachten im Familienkreis ist in diesem Jahr noch wichtiger als sonst.“

Die dreifache Mutter lebt in einer Patchwork-Familie: „Da ist Weihnachten sowieso etwas ganz Besonderes.“ Der Kreis wird in diesem Jahr kleiner sein als 2019. Die beiden „Großen“, wie Janine Priester sagt, wollen – wie jedes zweite Jahr – zu ihrem Vater nach Schleswig-Holstein fahren. „Wegen der Corona-Lage steht dahinter aber noch ein Fragezeichen.“ Zwei Angehörige, die der Risikogruppe angehören, haben bereits für Weihnachten abgesagt. „Es könnte sein, dass wir Heiligabend nur zu siebt sind. Irgendwie muss man dieses Weihnachten genau rechnen.“

19 Personen – nun undenkbar

Normalerweise kommen bei Katrin Arens in Attendorn am 24. Dezember 19 Personen zusammen. „Wir werden und müssen uns wegen der Corona-Pandemie von liebgewonnenen Traditionen lösen und werden Weihnachten ganz neu organisieren“, sagt die zweifache Mutter. Diesmal wolle sie, erzählt die Diplom-Sozialarbeiterin weiter, mit ihrem Ehemann Heiligabend Teile der Kernfamilie zum Frühstück begrüßen, andere zum Nachmittagskaffee und wieder andere zum Abendessen. „Dazwischen wird in der Wohnung Sturz gelüftet“, sagt sie. Und dass man Besuche in Etappen und unter Einhaltung der Corona-Regeln schon jetzt bei einem runden Geburtstag in der Familie praktiziert habe. „Das Wichtigste ist doch, ältere Angehörige und jene, die zur Risikogruppe zählen, nicht zu gefährden.

Katrin Arens mit Ehemann Marco und den Töchtern Josefine und Florentine.
Katrin Arens mit Ehemann Marco und den Töchtern Josefine und Florentine. © privat

Weihnachten 2020 wird im Hause Arens komplett anders sein: ­keine Bescherung für alle um 17 Uhr, und auch der Besuch der Christmette wird nicht im üblichen Rahmen stattfinden. Dennoch: „Wir werden es uns Weihnachten trotzdem schön machen“, sagt Katrin Arens, „auch wenn Verwandte Heiligabend kürzer als sonst bei uns zu Besuch sein werden und nicht alle Angehörigen sehen können, bleibt die Zeit des Zusammenseins wertvoll.“

Alle hätten doch das gleiche Ziel, so die Attendornerin weiter: das Coronavirus in den Griff zu bekommen. „Wenn wir das erreichen wollen, müssen wir Opfer bringen. Ich ziehe da gerne folgenden Vergleich: Wenn jemand abnehmen will, muss er auch auf Plätzchen verzichten.“

Die Sehnsucht nach Weihnachten, „nach diesem warmen Fest mit Gemütlichkeit, Behaglichkeit und Liebe“, so weiß Katrin Arens aus Gesprächen, ist riesengroß. Sie denkt an Alleinstehende und ­Einsame, für die Weihnachten im Jahr 2020 eine besonders harte Nuss würde. Und auch an die ganz normalen Familien: „Die meisten sind seit März nicht mehr zu Feiern zusammengekommen. Also denken sie sich: dann doch wenigstens Weihnachten.“

Videochat mit Schwiegermama

Die Familie Meermann aus Menden feiert das Weihnachtsfest zurückhaltend.
Die Familie Meermann aus Menden feiert das Weihnachtsfest zurückhaltend. © Privat | Meermann

Drei Kinder haben Victoria Meermann aus Menden und ihr Mann. Zu Weihnachten wird die Familie der 27-Jährigen aber größer. Normalerweise jedenfalls. „Dann feiern wir mit drei Haushalten. Aber diesmal werden wir Rücksicht nehmen um nichts zu riskieren“, sagt sie. „Wir werden per Videochat mit der Schwiegermama und meiner Schwägerin in Kontakt sein. Für unsere Kinder versuchen wir dennoch ein schönes Fest zu feiern.“

Die Nachrichten aus Berlin, dass die Kontaktbeschränkungen zu Weihnachten gelockert werden sollen und aller Voraussicht nach auch Menschen aus drei Haushalten feiern dürfen, ändert an diesem Plan nichts. „Bei den steigenden Zahlen werden wir dennoch Weihnachten so verbringen“, sagt die 27-Jährige. Die Gesundheit aller sei wichtiger. „Ich bin der Meinung, dass es sonst weiterhin bergauf geht mit den Zahlen nach Weihnachten. Lieber ein Jahr Weihnachten getrennt als weitere Feste ohne den lieben Menschen.“