Hagen. Der Bund will die Waldbesitzer mit 700 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket unterstützen. Jetzt steht endlich fest, wie das Geld verteilt wird.

Es geht um 700 Millionen Euro: Umwelt- und Landwirtschaftsministerium in Berlin haben sich nach zähen Verhandlungen darauf geeinigt, wie die Mittel aus dem Corona-Konjunkturpaket auf die Waldbesitzer verteilt werden sollen. Nach Südwestfalen könnte ein zweistelliger Millionenbetrag fließen. Waldbauern und Kommunen mit Forstbesitz erhalten demnach eine Flächenprämie von 100 beziehungsweise 120 Euro pro Hektar. Das geht aus einem Richtlinienentwurf des Landwirtschaftsministeriums hervor, der dieser Zeitung vorliegt. Das waldreiche Sauer- und Siegerland mit einer Waldfläche von etwa 300.000 Hektar dürfte stark profitieren.

Der Zuschuss ist allerdings an die nachhaltige Waldbewirtschaftung gekoppelt. PEFC-zertifizierte Wälder erhalten 100 Euro pro Hektar, Flächen, die nach den strengeren Standards FSC oder Naturland zertifiziert sind, werden sogar mit 120 Euro bezuschusst. In Deutschland sind etwa 70 Prozent der Waldfläche zertifiziert, der überwiegende Anteil nach PEFC. Waldbesitzer, die diese Nachweise noch nicht beantragt haben, können das bis zum 30. September 2021 nachholen und würden dann auch gefördert.

Staatswald ist ausgeschlossen

Die Förderhöhe ist gedeckelt; Waldbesitzer müssen zudem nachweisen, dass sie von den Waldschäden betroffen sind. Staatswald ist von der Förderung ausgeschlossen.


„Der Wald ist systemrelevant“, heißt es in dem Entwurf. Die Pandemie verstärke die Folgen von Extremwetterereignissen der Jahre 2017 bis 2020 mit Stürmen, Dürreperioden und Schädlingsbefall für die Forstwirtschaft. „Die privaten und kommunalen Forstbetriebe sind mit wirtschaftlichen Herausforderungen und Härten konfrontiert, die in der Geschichte beispiellos sind“, so das Ministerium.

Anfang Juni hatte sich die Bundesregierung auf ein umfangreiches Konjunkturpaket geeinigt. Für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder wurden 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die Digitalisierung in der Forstwirtschaft und Investitionen in eine Holzbau-Initiative sollen mit jeweils weiteren 100 Millionen Euro gefördert werden.

Keine Kopplung an Flächenstilllegung

Weil sich das SPD-geführte Umweltministerium und das CDU-geführte Landwirtschaftsministerium zunächst nicht über die konkrete Ausgestaltung der Maßnahme einigen konnten, zogen sich die Verhandlungen über ein halbes Jahr hin. Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) wollte die Prämie zum Teil auch an die Stilllegung von Waldfläche koppeln, konnte sich damit aber nicht durchsetzen. Den Verhandlungsführern Gitta Connemann (CDU) aus Leer und Dirk Wiese (SPD) aus Brilon gelang jetzt der Durchbruch.

Philipp Heereman, Vorsitzender des Waldbauernverbandes NRW, lobte die Entscheidung. „Es ist gut, dass Bundesgelder nun in die Wälder fließen, vor allem, weil die Waldbauern damit ihren Eigenanteil für die Förderprogramme der Länder finanzieren können.“