Hagen/Sauerland. Das Lüften in Klassen zur Corona-Abwehr wird sehr wichtig. Eine Abfrage zeigt, wie die Städte das regeln. Decken gegen die Kälte gibt es nicht.

Das regelmäßige Lüften wird nun im Herbst und Winter insbesondere in den Schulen als eines der wichtigsten Mittel im Kampf gegen das Coronavirus gewertet. Doch die Städte und Gemeinden, die als Schulträger für die Gebäude zuständig sind, gehen höchst unterschiedlich mit der Überprüfung der baulichen Voraussetzungen um. Das hat eine Umfrage unserer Zeitung bei den Kommunen in Südwestfalen ergeben.

Rund 50 Städte und Gemeinden wurden angeschrieben, 27 haben geantwortet. Das Ergebnis: Während vielerorts alle Gebäude von den eigenen Mitarbeitern unter die Lupe genommen wurden, haben sich andere Kommunen auf die Rückmeldungen der Schulleitungen verlassen. Die kamen indirekt in den Rathäusern an, nachdem das NRW-Schulministerium eine Abfrage bei den Schulen gestartet und im September im Nachhinein die Kommunen über das Ergebnis informiert hatte.

Einige Städte setzen auf CO2-Messgeräte

Zu den Städten, die selbst alle Schulen in Augenschein genommen haben, gehören etwa Wetter, Olpe oder auch Bad Berleburg im Wittgensteiner Land. „Die Schulen sind durch uns als Schulträger überprüft worden und wir haben hier und da etwas angepasst“, so Manuel Spies, der Leiter des dortigen städtischen Immobilienmanagements. „Größere bauliche Mängel an Fenstern hatten wir nicht.“

Auch in Olsberg wurden alle Schulen in städtischer Trägerschaft untersucht. Zudem kontrollieren die Hausmeister regelmäßig mit zwei Messgeräten die CO2-Konzentration, um zu sehen, ob es genügend Frischluft gibt. Die Grenzwerte seien dabei immer weit unterschritten worden, so Sprecherin Angelika Beuter: „Aus Sicht der Stadt sind keine baulichen Maßnahmen erforderlich.“

An einigen Stellen nachgebessert

Das scheint auch in allen anderen Kommunen ähnlich zu sein. In einigen Schulen musste zwar an einigen Stellen nachgebessert werden – so hat etwa die Stadt Wetter an zwei Schulen rund 11.500 Euro investiert. Zudem sollen alle Schulen und Kindergärten je ein CO2-Messgerät für jeweils 180 Euro erhalten.

In Lippstadt wurden Lüftungsanlagen, die zum Teil noch Umluft eingesetzt hatten, auf 100 Prozent Frischluftzufuhr umgerüstet. Kosten: etwa 5000 Euro. Grundsätzliche Probleme gab es aber offenbar keine. Einige Städte wie Hallenberg hatten bereits im vergangenen Jahr in Vor-Corona-Zeiten sämtliche Fenster an ihren Schulen erneuert.

Insgesamt decken sich die Erkenntnisse mit den Ergebnissen einer Abfrage des NRW-Schulministeriums aus dem September. Das Land hatte auf Basis der verbindlichen Antworten der Schulleitungen mitgeteilt, dass es in gut 90 Prozent aller Schulen keine Probleme mit dem Lüften gebe.

Einige Städte verlassen sich allein auf Angaben des Landes

Auf diese Umfrage hat sich auch eine Reihe von Kommunen verlassen, etwa Siegen. Von drei Schulen seien über das Land Mängel übermittelt worden, um die man sich jetzt kümmere. Und auch die Stadt Hagen, die 55 Schulen mit 66 Standorten betreibt, will „in nächster Zeit“ alle Schulen, die bei der Ministeriumsabfrage Lüftungsprobleme benannt hatten, überprüfen.

Auch in Winterberg hat man sich auf die Angaben aus Düsseldorf verlassen, demnach gibt es keine Mängel. Ähnlich die Situation in Drolshagen. Vom Land habe es keine Aufforderung gegeben: „ Insofern gab es keine Veranlassung zur Durchführung von Überprüfungen.“

Belüftungsanlagen könnten auch eine Rolle spielen

Ziel der NRW-Landesregierung ist es, so hieß es am Montag auf Anfrage aus dem Schulministerium, „gemeinsam mit den Kommunen passgenaue Lösungen für die Belüftungssituation in Unterrichtsräumen zu schaffen“. Dabei könnten auch Belüftungsanlagen eine Rolle spielen.

Das Schulministerium verweist auf die von der Landesregierung mit den Kommunalen Spitzenverbänden und der Unfallkasse NRW abgestimmten „Hinweise und Verhaltensempfehlungen für den Infektionsschutz“. Dort heißt es, dass Räume im Idealfall alle 20 Minuten und möglichst nach jeder Unterrichtsstunde für mindestens fünf Minuten gelüftet werden sollten. „Kann eine jederzeitige wirksame Belüftung nicht gewährleistet werden, kommen solche Räume für den regelmäßigen Aufenthalt von mehreren Personen insbesondere zur Unterrichtserteilung nicht in Betracht“, so das Schulministerium.

Raumtemperatur kühlt sich „nur um zwei bis drei Grad Celsius ab“

Von diesem wird auch auf ein Expertengespräch bei der Kultusministerkonferenz verwiesen, in der es auch um die Sorge von Eltern ging, dass es durch das Lüften zu kalt in den Räumen werden könnte: „Beim richtigen Lüften, so die Experten, kühlt sich die Raumtemperatur nur um zwei bis drei Grad Celsius ab.“

Wie nun tatsächlich in den kühlen Herbst- und Wintermonaten gelüftet wird, ist Sache der Schulen selbst. Die Kultusministerkonferenz der Bundesländer hatte über das richtige Lüften in der vergangenen Woche erneut beraten und sich die Expertise des Bundesumweltamtes geholt. Kern der Empfehlung bleibt eben, alle 20 Minuten für etwa fünf Minuten bei weit geöffnetem Fenster die Klassenräume zu lüften – also auch während des Unterrichts.

Grundschule in Wenden setzt auf Extra-Kuscheljacke

Das Theodor-Heuss-Gymnasium in Hagen hatte seinen Schülern erlaubt, Wolldecken und Thermoskannen mitzubringen. Die Kommunen in Südwestfalen sehen sich aber generell nicht in der Pflicht, die Schüler vor der Kälte zu schützen: Decken sollen nirgends ausgegeben werden, weil teils auch Hygiene-Probleme gesehen werden.

Stattdessen wird meist darauf vertraut, dass die Schüler beziehungsweise die Eltern selbst auf die angepasste Kleidung in mehreren Schichten, also im „Zwiebel-Prinzip“, achten. „Die Kinder kommen in der kalten Jahreszeit entsprechend gekleidet in die Schule“, so die Erfahrung von Thomas Grosche, Bürgermeister in Medebach im Sauerland. „Wenn es durch das Stoßlüften in den Räumen zu kalt wird, wird einfach die vorhandene Kleidung angezogen.“

Auch in der Gemeinde Wenden im Kreis Olpe setzt man auf die Eigenverantwortlichkeit von Schülern und Lehrern. Die Jacken hingen nicht an den Kleiderhaken vor den Klassenräumen, sondern über den Stühlen. Und an der Grundschule sollen die Kinder nach den Herbstferien extra eine „Kuscheljacke“ für die Lüftungsphasen über ihren Stühlen griffbereit haben

INFO: Diese Kommunen haben bei Umfrage mitgemacht

Diese Städte haben bei der Abfrage geantwortet: Arnsberg, Soest, Eslohe, Attendorn, Geseke, Lüdenscheid, Winterberg, Gevelsberg, Marsberg, Lennestadt, Siegen, Wetter, Bad Laasphe, Drolshagen, Lippstadt, Wenden, Bad Berleburg, Olsberg, Meschede, Bestwig, Olpe, Hallenberg, Hagen, Brilon, Hilchenbach, Freudenberg, Medebach, Kirchhundem und Herdecke.