Hagen. Gesundheitsminister Spahn spricht sich im Kampf gegen Corona im Herbst für Fieberpraxen aus. Die Kassenärztliche Vereinigung sieht das anders.
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) wird nach eigener Aussage vorerst keine zentralen Fieberpraxen für Patienten mit Atemwegserkrankungen einrichten. „Wir gehen momentan davon aus, dass die niedergelassenen Ärzte die Belastungen durch Corona- und Grippepatienten stemmen können werden“, teilt Jana Elbert, Sprecherin der KVWL, auf Anfrage mit. Grund: Die Praxen seien nun besser vorbereitet als im Frühjahr und hätten die ruhigere Phase in den vergangenen Wochen genutzt, um Konzepte für ihre Praxen zu entwickeln, wie mögliche Corona-Patienten zeitlich und räumlich getrennt behandelt werden könnten. Die Ärzteschaft rechnet im Herbst mit steigenden Patientenzahlen wegen Grippesymptomen.
Fieberpraxen: Vorstoß von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Montag für zentrale Anlaufstellen für Patienten mit klassischen Atemwegssymptomen, die auf eine Corona- oder Grippeinfektion hindeuten, plädiert. Er setze darauf, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen solche „Fieberambulanzen“ vor Ort anbieten.
Bei der KVWL ist daran zumindest vorerst nicht gedacht. Eine Rolle spielen dabei auch die geographischen Verhältnisse. „Gerade im ländlichen Raum sind Fieberpraxen als zentrale Anlaufstelle wegen größerer Fahrtzeiten schwierig“, sagt Jana Elbert. „Sollte aber das Infektionsgeschehen in einzelnen Regionen stark zunehmen, müsste geprüft werden, ob die Diagnosezentren aus dem Frühjahr wieder aufgebaut werden. Das wäre kurzfristig, innerhalb von wenigen Tagen möglich.“
Coronatest-Praxis: 1500 Ärzte registriert
Zudem verweist die KVWL auf die Internetseite (https://www.coronatestpraxis.de), auf der Ärzte, die Corona-Tests zum Beispiel für Reiserückkehrer, Lehrkräfte und Mitarbeiter von Kindertagesstätten anbieten, ausgewiesen sind. 1500 Ärzte umfasse die Liste bereits und sie werde stetig aktualisiert.