Hagen. Nach dem Urlaub in Spanien oder der Türkei: Welche Gefahr geht von Heimkehrern aus Risikogebieten aus? Auf Fragen wie diese geben wir Antworten.
Seitdem die Reiseverbote aufgehoben sind, hält so manchen nichts mehr: Die deutschen und niederländischen Küstengebiete sind ausgebucht, Mallorca erfreut sich wieder zunehmender Beliebtheit, was am Mittwoch zur Sperrung der berüchtigten Schinkenstraße führte und zur Forderung, Mallorca-Rückkehrer sollten in Quarantäne gehen. Andere zog es direkt in Länder, für die eine Reisewarnung gilt: Schweden zählte zu Beginn der Sommerferien noch dazu, die Türkei, Ägypten, Bosnien und Serbien tun es immer noch. Wie ist die Situation in den Feriengebieten aktuell? Und was kommt auf Urlauber zu, wenn sie nach einem eventuellen Risiko-Urlaub nach Deutschland zurückkehren? Wir liefern die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie können Städte die Quarantäne-Pflicht überprüfen?
„Es ist schlichtweg nicht möglich, das als Kommune zu kontrollieren“, heißt es von der Stadt Hagen im Hinblick auf jene Bürger, die es in den Sommerferien in Risikogebiete zieht. „Ob sich die Menschen dann an die Quarantäne-Pflicht halten, wissen wir nicht.“ Die Nachfrage nach den Themen, wie man sich vor oder nach einem Urlaub zu verhalten hat, sei aber seit Wochen hoch an der Corona-Service-Hotline.
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Direkt nach der Rückkehr nach Hagen sollen sich Risiko-Reisende per Online-Formular zurückmelden und sich 14 Tage lang in Quarantäne begeben: nicht zur Arbeit gehen, nicht aus dem Haus gehen, keine Freunde treffen oder einladen.
Eine Urlauberin berichtet: Wie war es in der Türkei?
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Eine Mendenerin, die anonym bleiben möchte, ist vor wenigen Tagen aus der Türkei zurückgekehrt. Drei Wochen Urlaub in Izmir. In Quarantäne ist sie nicht, weil sie einen negativen Covid-19-Test vorzeigen konnte, der bei Einreise nicht älter als 48 Stunden war. Der wird am Flughafen angeboten, kostet 15 Euro und wird vom Robert Koch-Institut anerkannt. Das Ergebnis des Tests liegt nach fünf bis sieben Stunden vor. Zwölf Stunden vor Abflug fand sich die Mendenerin daher am Flughafen in Izmir ein.
Wie es sonst war? „Die Angestellten in Hotels, Restaurants oder Supermärkten haben sich vorbildlich an die Regeln zum Schutz vor Corona gehalten“, sagt sie, „die Kunden eher weniger. Eigentlich ähnlich wie in Deutschland“, sagt sie.
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Ähnliches berichtet ein Hagener, der ebenfalls anonym bleiben will und derzeit in der Türkei urlaubt. Die Menschen in der Stadt gingen ohnehin „sehr sorgsam mit der Maskenpflicht um. In einigen Restaurants wird sogar Fieber vor dem Zutritt gemessen“, berichtet er.
Wie ist die Situation auf Mallorca?
Pascal Wicker (30) aus Hagen ist seit dem 6. Juli mit seiner Frau in Peguera in der Nähe von Palma. „Ich kann die ganze Aufregung ehrlich gesagt nicht verstehen, die Menschen hier halten sich noch konkreter an die Regeln als in Deutschland“, sagt er. „In den Restaurants gibt es keine Karten mehr, alles wird nur über QR-Codes gemacht. Jedes Lokal hat einen Mitarbeiter, der nur auf die Einhaltung der Regeln achtet.“
Die Schinkenstraße in Palma hat er auch kurz besucht. „Ich war drei Tage nach dem Party-Exzess in Palma, da war nichts dergleichen mehr zu sehen. Ich kenne die Schinkenstraße, wenn sie voll ist. Dagegen ist das aktuell Einöde, da ist nichts von einem Menschenauflauf zu sehen.“ Die Schließung der Schinkenstraße sieht er trotzdem positiv. „Ich halte das für gerechtfertigt, so wird ein Risiko minimiert.“
Denise Roloff (40) aus Willingen arbeitet selbst in der Reisebranche und ist seit Mittwochmorgen wieder zurück. Sie hat in Cala Ratjada und Sa Coma im Osten der Insel Urlaub mit der Familie gemacht. „Die Inselbewohner haben große Angst vor einem weiteren Lockdown und halten sich deswegen strikt an die Regeln“, sagt sie. „Man kann keinen Supermarkt betreten, ohne sich und den Einkaufswagen vorher desinfiziert zu haben. In Geschäften wird man zurechtgewiesen, wenn man den Abstand nicht einhält.“
Was ist, wenn Quarantäne auch Verdienstausfall bedeutet?
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ist dann zur Stelle. Eigentlich. „Wer von einer deutschen Behörde unter Quarantäne gestellt worden ist und nicht arbeiten kann“, sagt Pressereferent Markus Fischer, „dem zahlen wir Entschädigung.“ Das funktioniert so: Der Arbeitgeber zahlt 67 Prozent des Gehalts weiter, beim LWL beantragt dieser eine Rückerstattung, die er auch erhält. Problem: Wer aus einem Risikogebiet zurückkehrt, der ist - per Definition - nicht explizit von einer deutschen Behörde unter Quarantäne gestellt.
Wie verhalten sich Arbeitgeber, wenn ein Mitarbeiter im Risikogebiet war?
Keine Frage, die eindeutig zu beantworten ist. Nachfrage in drei Betrieben: So hat der Caritasverband Hagen, mit 1100 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Stadt, vor der Urlaubszeit einen Rundbrief an alle Beschäftigten geschrieben. „Wer sich in ein Risikogebiet begibt und nach dem Urlaub in der Quarantäne ist, hat keinen Anspruch auf Lohnfortzahlung“, macht Bernadette Rupa, Vorstand des Verbandes, klar. Sie setzt auf und appelliert an die Eigenverantwortung der Beschäftigten schon bei der Wahl des Urlaubsziels.
Post erhielten ebenfalls die 680 Beschäftigten bei der Brauerei Veltins in Meschede. Auch in diesem Schreiben geht es um Eigenverantwortung und die „Treuepflicht“, die man als Arbeitnehmer gegenüber dem Arbeitgeber habe, wie Sprecher Ulrich Biene erläutert. Es bestehe „kein Anspruch auf Entgelt“, wie es heißt, wenn Quarantäne angetreten werden muss, die vermeidbar gewesen wäre - durch Wahl eines anderen Urlaubsziels etwa. Die Brauerei unterhält für alle Fragen rund um das Coronavirus eine eigene Hotline.
Auf Eigenverantwortung der Mitarbeiter und die Zuständigkeit der Ordnungsbehörden verlässt sich das IT-Unternehmen PCM aus Hagen. Knapp 50 Menschen arbeiten hier, „jeder Mitarbeiter entscheidet selbst, wie er sich verhält“, sagt Vertriebsleiter Abdullah Gercek und lässt keine Zweifel erkennen, dass seine Kollegen bewusst und sorgsam mit dem Thema umgehen.