Palma de Mallorca/Hagen. Party-Exzesse auf Mallorca sorgen für Empörung: Regeln werden verschärft, Quarantäne für Rückkehrer gefordert. Was sagen Vermieter und Touristen?
Mittagszeit in Pollença, eine Gemeinde im Norden von Mallorca. 16.000 Einwohner leben hier. Frank Gautzsch aus Wetter an der Ruhr sitzt mit einigen von ihnen beim „Rosé-Mittagsschoppen“, Tapas stehen auf dem Tisch, wie er am Telefon sagt – Urlaubs-Feeling pur. „Alles ruhig, sehr entspannt, sehr gemütlich“, beschreibt er. Gautzsch vermietet rund 50 Fincas auf der beliebten Urlaubsinsel. Dass jetzt „so ein paar Vollidioten die Urlaubsdestination und den Tourismus massiv gefährden“, macht ihn wütend.
Auch interessant
Seit zwei Wochen dürfen Touristen wieder auf die Insel einreisen. Das macht sich bemerkbar: An der Playa de Palma, am sogenannten Ballermann, ist es wieder voll. Bilder von Partys in der Bierstraße zeigen betrunkene Touristen in überfüllten Bars. Hunderte von ihnen, meist aus Deutschland, feiern zwischen „Deutschem Eck“ und „Viva Colonia“/„Las Palmeras“.
Party-Exzess auf Mallorca: Experten fordern Quarantäne für Rückkehrer
Ein Sicherheitskonzept? Fehlanzeige. Der Mindestabstand wird von den Feiernden nicht eingehalten, Masken werden nicht getragen. In Magaluf, einem anderen Party-Hotspot auf der Insel, amüsierten sich Briten trotz Corona ausgelassen. Am vergangenen Wochenende startete praktisch die Sauf-Saison. Dass die Hygiene-Regeln bei den Party-Exzessen ignoriert wurden, sorgt für Empörung auf der Insel.
Auch interessant
Die Mallorquiner seien stinksauer, erzählt Frank Gautzsch. Viele von ihnen leben vom Tourismus. Das sei in Gefahr, wenn Mallorca zu einem Risikogebiet erklärt werde. Der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sprach sich im „Deutschlandfunk“ für eine zweiwöchige Quarantäne für Mallorca-Urlauber aus. Politiker wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) warnen vor einer zweiten Infektions-Welle.
Mallorca-Urlauber aus dem Siegerland findet Quarantäne nicht gerechtfertigt
„Die Quarantäne-Forderungen halte ich für undifferenziert und nicht gerechtfertigt“, sagt Pascal Wagener im Gespräch mit dieser Redaktion. Der Familienvater aus Wilnsdorf macht mit seiner Frau und den beiden Kindern seit dem 4. Juli Urlaub auf Mallorca. Seiner Kenntnis nach waren die Partys am Freitagabend Einzelfälle und örtlich fokussiert. In den vergangenen Tagen habe er von keinen Problemen mehr gehört.
Auch interessant
Mit seiner Familie hat er im Südwesten der Insel eine private Unterkunft bezogen. Vor der Einreise musste sie ein Formular ausfüllen und Fragen zur Gesundheit beantworten. Bei der Einreise wurde Fieber gemessen. Dass es ähnliche Kontrollen nach der Rückkehr in Deutschland gebe, habe er bislang nicht gehört. Es sei unverantwortlich, so betont er, mit Corona-Symptomen in ein Flugzeug zu steigen. In einem solchen Fall sollte man sich in einem örtlichen Krankenhaus untersuchen lassen, fordert Pascal Wagener. Die Maskenpflicht sei er bereits aus NRW gewohnt, den restlichen Urlaub will er sich davon nicht trüben lassen.
Maskenpflicht auf Mallorca: Hohe Bußgelder drohen
Seit Montag gilt die neue Verordnung. Nur am Strand, am Pool, beim Essen und Trinken, in der Natur außerhalb von Ortschaften sowie beim Sport darf man sein Gesicht zeigen. Das geht aus einem Dekret hervor. Wer im öffentlichen Raum keine Maske trägt, wird mit 100 Euro Bußgeld bestraft. Bis kommenden Montag soll eine Übergangsphase gelten.
Für Großveranstaltungen, wie sie es am Freitag gab, fordert Vermieter Frank Gautzsch ein konsequenteres Vorgehen der Polizei. Werden die Hygiene-Regeln nicht eingehalten, drohten einem Veranstalter bis zu 600.000 Euro Strafe, sagt er.
Wie wirken die verschärften Regeln auf deutsche Urlauber? Entscheiden sie sich doch für den Strandurlaub an der Ostsee statt eines Sonnenbades auf Mallorca? Bei Frank Gautzsch hat noch niemand storniert, für August und September steigen die Anfragen: „Die Leute haben Lust und freuen sich auf einen Urlaub auf Mallorca.“
Auch interessant